In der Kette der immateriellen Lieferungen angekommen ist zum (gezählt) zweiten mal _Deadweight_ ("Tonnage") im TV. Warum trägt...
... (siehe Abb.) einen solchen Spiel-Film mit? Abgesehen von den medienpolitischen Entscheidungen und den arbeitspolitischen Erwägungen und mit dem neuen Gesetz zur Sicherung der Arbeitskraftreproduktion in den Zulieferländern (#Lieferkettengesetz),
ab 1.1.2023 an geltend nur für Unternehmen mit mehr als 3000, ab 2024 für alle Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten, bearbeitet die Geschichte die Schuld eines Kapitäns am Tod eines überlasteten Arbeiters auf See. Zeitdruck, Profitvorteil werden nur angedeutet,
nie erklärt. Der Film ist inzwischen fast fünf Jahre alt. Arte zeigte ihn, Medienboards finanzierten ihn. Was die ARD über ihn schreibt, steht so pleonastisch da. Pleonasmen - weiße Schimmel - werden oft dort gebildet, wenn eine Erklärung gegeben werden muss, ohne Voraussetzungen
dafür zur Hand zu haben, und so formuliert man eine Tautologie, die sich wie keine lesen soll. Der Film
thematisiere "die Arbeitsbedingungen im globalisierten Containerbusiness".*
Erstens tut er das über fast die gesamte Länge an der Figur des Managers an Board, dem Kapitän, und zweitens ist dad Containergeschäft per se "globalisiert". Nicht die Globalisierung kam zum Schiffs-, LKW-, Schienenweg - diese sind die konkrete materielle Verkehrsform des
Weltmarkts. "Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien", das Amt, nicht die Person, muss sich beim Lesen des Drehbuchs gedacht haben, dass man mit einer Typisierung schon durchkommenn werde. Zumal auch Gewerkschaftspower gezeigt wird. Ein
wenig Realismus kann nicht Schaden. Am Ende ist der Kapitän einsam, der Schiffahrtsimulator rauh. Was machen mit so einem Realismus, der die Isolation des Managers zeigt, die Moral ihm noch dazu gibt, Hafenarbeiter in Rotterdam als rassistische Arschlöcher dastehen lässt, weil
sie den Tod des Filipinos für ihre Zwecke zum Gerücht machen, aber sie eben "auch arbeiten" müssen. "Wir haben eine Verantwortung", geht es der Medienbeauftragten für das europäische Antihollywood durch den Kopf. "Der Wettbewerbsnachteil", denkt der Wirtschaftsminister beim
Gesetz zur Verhinderung der Logistikprofite. Die These ist die: Das Sorgfaltspflegegesetz für die Ketten der Lieferung schützt als Reinvestition die nationalen Profite der BRD. Es handelt sich um ein Statement der fantasiert globalen Sozialmarktwirtschaft, die Arbeitskraft und
Ressourcen in anderen Ländern für den Export absichern soll. Der Gesamtkapitalist in Person des Bundesentwicklungsministers schreibt selbst, dass das "System der Externalisierung (...) inzwischen Schäden und Kosten" produziert, die nicht mehr nur weit weg anfallen,
sondern zunehmend auf uns zurückfallen, beispielsweise beim Klimawandel." Mit "uns" meint er den deutschen Klassenkompromis, den Deal zwischen Arbeit und Kapital. Irgendein Arbeitgeberpräsident und der Chef aller Großgewerkschaften reichen sich vor dem Altar des
Bundespräsidenten die Hand. In _Deadweight_ bleibt alles auf oberflächlichster Ebene. Die Versicherung, herabfallende Container, Navigatorinnen mit schlechtem Gewissen, Angst vor dem Jobverlust, die falsch behandelten "Kopfschmerzen" des Matrosen, die dünne
Personaldecke.

Yelena Simc

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