Seit fünf Tagen stagniert die Inzidenz in Deutschland. Was bedeutet das? Schwer zu sagen, aber der Thread zur Lage der Infektion wird's versuchen.
Die Deutschland-Inzidenz ist nur ein Mittelwert der Bundesländer, und die zeigen unterschiedliche Bilder. Bayern und NRW ähneln dem Bund. Der Ex-Hotspot Brandenburg ist auf stabilem Kurs nach unten, in Thüringen steigen die Fallzahlen tendenziell wieder.
Die Länder sind wiederum nur das Mittel der Kreise... Und da ist es wirklich unübersichtlich. In der Mehrzahl der Kreise sinken die Inzidenzen (grüne Fläche), doch die Zahl derer im roten Bereich steigt. Tendenziell gilt: Sind die Fallzahlen schon niedrig, sinken sie auch weiter.
Das ergibt Sinn, denn: Bei niedrigen Fallzahlen können die Gesundheitsämter mit der Kontaktnachverfolgung viele Infektionsketten unterbrechen. Das spräche dafür, dass die Kurve auf dem Weg nach unten sogar steiler werden müsste.
Für das Abflachen sprechen jedoch zwei Gründe: Zum einen ist es rein mathematisch die Natur der Exponentialfunktion, nach oben steiler und nach unten flacher zu werden.
Zum anderen verbreitet sich zunehmend die britische Mutante #b117. Sie ist ansteckender und hebt die Reproduktionszahl nach oben, in Richtung der Eins, und mittelfristig auch darüber.
Dann dürfte es noch einen Sondereffekt geben: Wegen des Wintereinbruchs vorherige Woche wurde wohl weniger gemeldet/getestet als sonst. Deshalb waren die Zahlen verzerrt, das korrigiert sich gerade wieder. Darauf weist Kollege @MKreutzfeldt hin
Keine Überraschung, aber schön, daher sei's vermeldet: Auf den Intensivstationen und bei den Todesfällen setzt sich der steile Abwärtstrend fort.
Positiv ist auch, dass die Positivrate der Tests weiter sinkt. Aber auch die absolute Zahl der Tests geht zurück. Da könnte man die Kapazitäten wieder großzügiger nutzen.
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Der R-Wert liegt gerade knapp unter 1, deshalb sinken die Zahlen. Da #B117 um 30-50% ansteckender ist, hat es einen eigenen, höheren R-Wert. So setzt sich die Mutante mit der Zeit durch. Derzeit macht sie laut RKI etwa 5.8% der Infektionen in Deutschland aus.
"Die Verdrängung der anderen Varianten durch B.1.1.7 deckt sich mit den Erwartungen basierend auf der Ausbreitung in England und anderswo", sagt mir @sbfnk, der die Mutante am @cmmid_lshtm erforscht.
Mal wieder ein Thread zur Lage der Infektion.
Die Inzidenz geht weiter zurück, doch der Rückgang scheint sich zu verlangsamen - die Kurve flacht ab. Was könnte das bedeuten?
Zunächst mal ist ein gewisses Abflachen zu erwarten, schließlich haben wir es mit einer Exponentialfunktion zu tun. Die biegt sich nach links, wird also auf dem Weg nach oben steiler, auf dem Weg nach unten flacher.
Bislang ist für mich nicht klar zu erkennen, dass sich die Kurve *stärker als erwartet* abflacht. Epidemiologen beobachten das gerade sehr genau - denn ein stärkeres Abflachen könnte auf eine zunehmende Verbreitung von #B117 hindeuten.
Eine häufige Frage dieser Tage: Wo passieren die ganzen Ansteckungen, trotz aller Maßnahmen? Einerseits ist das eine berechtigte Frage. Und ein echtes Ärgernis, dass wir die Antwort nicht kennen. Andererseits scheint mir die Erwartung dahinter überzogen und etwas naiv. Thread.
Fakt ist: Das @rki_de kann bei der Mehrzahl der Ansteckungen nicht sagen, wo sie passiert sind. "Unbekannt" ist bei weitem der häufigste Infektionsort (die graue Fläche im kleinen Diagramm).
Nun werden RKI und Gesundheitsämter viel kritisiert, dass sie diesbezüglich nicht mehr wissen. Einerseits zu Recht: Mit weniger Gefaxe, mehr Digitalisierung und mehr Datenaustausch ließe sich sicher noch die eine oder andere Erkenntnis rausholen.
Im Dezember sind 28% mehr Menschen gestorben als im Mittel der Vorjahre. Im Corona-Brennpunkt Sachsen waren es mehr als doppelt so viele. Die Übersterblichkeit übersteigt dort die vom @rki_de erfassten Covid-Todesfälle deutlich.
Im Gesamtjahr haben wir etwa 5% Übersterblichkeit, wobei 1-2% davon erwartbar waren wegen Schaltjahr, demografischem Wandel und steigender Lebenserwartung. Warum diese Jahresbilanz weniger über die Schwere der Pandemie aussagt, analysiert @destatis-Experte Felix zur Nieden:
Nach SZ-Berechnung liegt die Inzidenz in Deutschland erstmals über 200, Sachsen eskaliert völlig und Wissenschaftler befürchten ein europäisches Ping-Pong - die Entwicklung am Wochenende im Thread zur Lage der Infektion 👇
Die 7-Tage-Inzidenz liegt auf einem Rekordhoch und wird weiter steigen. Bis der Lockdown hier Wirkung zeigt, werden etwa 2-3 Wochen vergehen.
Eine Warnung vorab: Wenn die Kurve schon in etwa einer Woche nach unten geht, liegt das wahrscheinlich nur daran, dass Ärzte, Labore und Ämter in Weihnachten sind. Die Infektionen werden später nachgemeldet.
Die Neuinfektionen in Deutschland wachsen wieder exponentiell. Wir sehen den Ansatz einer dritten Welle – wobei die zweite Welle nie abgeebbt ist. Die Dritte kommt quasi on top. Daher ein Thread zur Lage der Infektion.
Wir beobachten deutlich steigende Fallzahlen in fast allen Bundesländern. Am schlimmsten ist die Lage in Sachsen – und das bereits seit zwei Wochen. Erst am kommenden Montag beginnt dort ein harter Lockdown.
Mit Ausnahme der Stadt Leipzig hat jeder sächsische Kreis derzeit eine Inzidenz von 200 oder mehr. Aber das ist beileibe kein Sachsen-Problem - Hotspots sind auf die ganze Republik verteilt.