Da ja ganz gerne mal @ob_palmer in talkshows über den Erfolg der Coronamaßnahmen in Tübingen spricht und von einigen als das glänzende Beispiel für gelungenen Risikogruppenschutz gefeiert wird - womit dann oft auch die Forderung nach Lockerungen verbunden ist, schauen (1/n)
wir halt mal auf die Zahlen, okay?
Die Stadt Tübingen hat Stand heute 2.257 bestätigte Coronafälle (tinyurl.com/53h8nwft) bei 90.935 Einwohnern (Haupt- und Nebenwohnsitz: tuebingen.de/1370.html) Damit kommen wir für die Stadt Tübingen auf 2482,0 Fälle je 100.000 EW (2/n)
Für die Todesfälle habe ich leider nur Daten zum landkreis Tübingen gefunden, da gab es 159 Todesfälle, was 69,9 Todesfällen je 100.000 EW entspricht (alle weiteren Daten von hier: tinyurl.com/yj7buen4)
Ich kürze das ab jetzt ab als 2482,0/69,9
Vergleichen wir das mit (3/n)
Baden-Württemberg und Deutschland als ganzem:
LK Tübingen: 2482,0/69,9
BaWü: 2856,8/73,0
Deutschland: 2932,8/65,9
Da wirkt Tübingen nicht wirklich auffällig, vor allem, was die Todesfälle angeht. Es steht etwas besser da als Gesamt-Baden-Württemberg. (4/n)
Nun ist Tübingen eine Universtitätsstadt was hohen Bildungsstandard und gute medizinische Versorgung mit sich bringt. Vergleichen wir also mal mit den anderen Städten mit einer staatlichen Uni in BaWü: Freiburg, Heidelberg, Karslruhe, Konstanz, Mannheim, Stuttgart und Ulm (5/n)
Freiburg: 2328,4/58,2
Heidelberg: 2377,2/33,7
Karslruhe: 2088,5/51,1
Konstanz: 2454,7/76,1
Mannheim: 3435,4/81,8
Stuttgart: 2933,7/50,1
Tübingen: 2482,0/69,9
Ulm: 2788,8/45,9

Nur Konstanz und Mannheim haben also mehr Todesfälle als Tübingen, selbst das große Stuttgart hat (6/n)
weniger und Heidelberg ist trotz der Nähe zu Mannheim bei unter 50% des Schnitts im Bundesland! Dazu wäre allerdings anzumerken, dass bei den kreisfreien Städten Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg die umliegenden Landkreise jeweils etwas höhere Zahlen haben, nur bei KA (7/n)
liegen die Todesfälle mit 88,2/100.000 allerdings über dem LK Tübingen (RNK 65,2; Breisgau 60,1).

Unter allen vom Tagesspiegel gelisteten 405 Kreisen liegt Tübingen übrigens bei den einwohnerbezogenen Todesfallzahlen auf Platz 147 (wenn ich mich nicht verzählt habe) und (8/n)
damit im oberen Bereich des mittleren Drittels.

Insgesamt sehen die Zahlen für Tübingen also sicher nicht schlecht aus, aber auch nicht außergewöhnlich gut. Da gäbe es ganz andere Kandidaten wie Rostock (723,4/12,9) oder Trier (1660,4/19,0). Wenn also Claus Ruhe Madsen, (9/n)
Wolfram Leibe oder Eckart Würzner dauernd in Talkshows zu sehen wären und gelobt würden - oder zumindest häufiger als Boris Palmer, dann wäre das vielleicht angemessen.
Das soll nicht heissen, dass Palmer keinen guten Job in Sachen Corona macht.
Aber halt keinen außer- (10/n)
gewöhnlich guten und das entspricht halt dann wieder nicht so ganz der Selbstdarstellung und der Wahrnehmung in manchen Kreisen.
Insbesondere gilt es eben auch, nicht gute Ergebnisse aus einem von hunderten Kreisen übermäßig zu loben, wenn zu erwarten ist, dass zufällig (11/n)
einzelne Kreise besser oder schlechter abschneiden als andere und genauso wenig, einzelne Kreise für einen guten Stand zu einem bestimmten Zeitpunkt zu loben, der vielleicht schon lange vorbei ist und im blödesten Fall ein Irrtum war...
Mäuschen out (12/n)
morgenpost.de/vermischtes/ar…

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26 Feb
Nur mal so: Den folgenden Menschen wünsche ich #Covid-19 mit schwerem Verlauf als Strafe für ihre Verharmlosungen der Pandemie:

*

Das war's. Mehr gehört nicht auf die Liste, egal wie daneben sich jemand sich benommen hat!
Leute, das ist eine Textplattform, also ist "*" in dem Kontext ein leerer Aufzählungspunkt, kein Platzhalter für "alle", kein Gendersternchen, kein Symbol für Geburt, astronomische Objekte oder das ASCII-Bild eines Katzen-Afters, okay?
P.P.S. Wer sich fragt, ob der Grundaussage Gutmenschentum oder der Wunsch unverantwortlichen Menschen kein infektiöses Material zu überlassen zugrunde liegt:
Beides!
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25 Feb
Heute, an diesem 25. Februar erleben wir - auch wenn dem Erleben in diesem speziellen Fall an der von vielen mit diesem Wort verbundenen emotionalen Erregung mangeln mag - wie in jedem Jahr seit zu allermindest dem 25. Februar 2009, als der Cartoonist Bastian Melnyk in (1/10)
seinem, online veröffentlichtem und in schwarz weißen Zeichnungen präsentierten, Comic "Vogelscheuche" diesen zum wohl ersten Mal erwähnt hat mit dem Tag der #Schachtelsätze einen dieser, in Ihrer Fülle ebenso unüberschaubaren wie in ihrer praktischen Bedeutung so wenig (2/10)
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24 Feb
Wer über "asymptomatisch" redet, sollte klar machen, was er meint, da nur dann abschätzbar ist, ob das nur echt asymptomatische oder auch präsymptomatische und/oder welchen Anteil uneindeutig/übersehen symptomatischer das umfasst.
Dabei helfen folgende Fragen: (1/7)
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* Sind Symptome selbst berichtet oder professionell diagnostiziert?
* Bezieht es sich auf den Zeitpunkt der Diagnose oder gab es Monitoring des gesamten Krankheitsverlaufs? (2/7)
Viele Arbeiten zur Infektiosität beziehen sich auf Symptomatik und z.B. Virenanziehbarkeit beim ersten PCR-Test, unterscheiden also nicht zwischen prä- und asymptomatischen und schauen nur auf einen bestimmten Zeitpunkt. (3/7)
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18 Feb
Auch wenn selbst in der Pressestelle der Universität Hamburg Leute das aufgreifen und natürlich manche Medien das mehr oder weniger ungeprüft übernehmen:
Es gibt keine aktuelle Studie, die nachweist, dass SARS-CoV-2 aus einem chinesischen Laborunfall stammt.
Was es gibt, (1/n)
ist ein 105-seitiges pdf, das Roland Wiesendanger, ein Physiker mit viel Erfahrung in der Rastertunnelmikroskopie verfasst hat (offenbar im Alleingang) und in dem er aus verschiedenen wissenschaftlichen Artikeln, Pressebereichten und persönlichen (2/n)

de.wikipedia.org/wiki/Roland_Wi…
Mitteilungen (also oft genug "Hörensagen") folgert, dass andere Erklärungen ihn nicht überzeugen, er die virologischen Arbeiten in Wuhan für gefährlich hält und somit einen Laborunfall für eine wahrscheinliche Erklärung des Pandemieursprungs hält. (3/n)
Read 16 tweets
17 Feb
Lieber @SHomburg, das Grundschulverständnis von Evolution als "Kampf ums Dasein" zwischen Arten (die Artdefinitionsdebatte führe ich hier heute aber nicht) hilft beim Verstehen der Vorgänge während einer Pandemie nicht wirklich weiter.
Ja, es gibt zuweilen Konkurrenz (1/n)
zwischen verschiedenen Viren, z.B. wenn eine Virus die Wirte tötet, bevor ein anderes sie befallen kann oder wenn zwei Viren so ähnlich sind, dass eine Infektion mit einem auch eine (teilweise) Immunität gegen das andere ermöglicht.
Und es gibt Hinweise, dass manchmal eine (2/n)
Infektion andere verhindert, indem z.B. die allgemeine Immunantwort so angeregt wird, dass das auch gegen andere Erkrankungen hilft (für ein gruselig-geniales nicht-virales Beispiel siehe Pyrotherapie ) (3/n)
Read 16 tweets
16 Feb
Warum hoffen wir eigentlich darauf, dass eine T-Zell-Immunität nach Impfung oder Infektion auch dann vor mutierten SARS-CoV-2-Varianten schützen könnte, obwohl die Antikörper nur noch schwach binden?
Im Prinzip ganz einfach: Antikörper binden an virale Proteine (1/n)
so, wie sie am Virus vorliegen - es sind also nur bestimmte Bereiche des Proteins gut zugänglich und wenn diese mutieren, ist es relativ leicht, einer Antikörperbindung zu entgehen.
Da verschiedene Antikörper gegen ein virales Protein gebildet werden können und Bindung auch (2/n)
nicht unbedingt eine "alles-oder-nichts" Frage sein muss, kann die Antikörperbindung je nach Mutation mehr oder weniger stark beeinträchtigt werden.
T-Zellen greifen aber nicht direkt das freie Virus an, sondern virusinfizierte Zellen. Und diese werden daran erkannt, dass (3/n)
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