Kleines Corona-Zahlen-Update 26.2.2021: 7-Tage-Schnitt bei neuen Fällen (blaue Treppe) +27% ggü. der Vorwoche, Inzidenz wieder bei 80/100.000. Die neue Welle startet furioser als erwartet.
7-Tage R-Wert (dunkelgrüne Treppe) auf 1,15 gestiegen. Damit kämen wir in 4 Wochen auf Inzidenz 200, aber der R-Wert dürfte allein durch die Verbreitung ansteckenderer Mutationen in den nächsten 2 Wochen auf 1,3 ansteigen.
7-Tage-Schnitt bei Corona-Toten (schwarze Treppe) sinkt weiter und wird das in den nächsten 2-3 Wochen wohl noch weiter tun. Danach aber werden wir sehr wahrscheinlich einen Anstieg sehen, begleitet von einem zunehmenden Anteil jüngerer Todesopfer.
Auf pavelmayer.de/covid/risks jetzt alle Bundesländer mit steigenden Neuinfektionen und Inzidenzen über 50/100.000. Kein Bundesland auch in der Nähe von Inzidenzen, die auch nur das Reden über Lockerungen erlauben würden. Nur 1 Landkreis mit Inzidenz < 10, 0 Kreise Corona-frei.
Tests in KW7 (bis 21.2.):
- Anzahl mit 1,07. Mio. (+2,1%) praktisch unverändert
- Zahl pos. Test mit -2,8% auf 6.5440 gesunken
- Positivenquote auf 6,12% gesunken (-4,83%)
KW7 dürfte den Wendepunkt markieren, in KW8 dürften wir nächste Woche alle drei Werte ansteigen sehen.
Hier die Testzahlen als Tabelle und mit prozentualen Veränderungen:
In Berlin scheint die Trendumkehr von den 20-40-Jährigen auszugehen, die keine fallenden bzw. sogar leicht steigende Inzidenzen hatten.
In den aktuellen 7-Tage-Inzidenzen in Berlin nach Altersgruppen Rückgang nur noch bei 80+. Die Inzidenzen in den verschiedenen Altersgruppen sind näher zusammen gerückt. Auch hier zeigt sich, dass die neue Welle gerade am ehesten in der berufstätigen Bevölkerung startet.
Die Situation in den Berliner Krankenhäusern entspannt sich erwartungsgemäß noch weiter, die Zahlen liegen aber noch immer weit über denen der 1. Welle in Berlin.
Die Zahlen zu den Mutanten sind 10 Tage alt, so dass wir aktuell bei 45-55% Mutanten liegen dürften. Was auch immer wir gerade tun, es reicht nicht, um die Mutanten einzudämmen.
Ich bin auch zunehmend vom langsamen Lernfortschritt von Politik und Teilen der Gesellschaft genervt, und ihrem Unwillen, effektiv und effizient gegen die Pandemie und ihre Folgen vorzugehen. Wir können keinen Lockdown, wir testen kaum, wir verfolgen kaum, wir isolieren kaum.
Nichts, aber auch nichts, was wir seit September gemacht haben, ist lobens- oder erwähnenswert oder beispielhaft für andere Länder im Umgang mit der Pandemie. Wir sind nirgendwo Vorreiter, wir sind bestenfalls mittelmäßig.
Es ist auch völlig offensichtlich, was wir tun müssten, nämlich 4 Wochen Lockdown mit R<0,7 machen, und danach zehn mal mehr testen und hundert mal mehr nachverfolgen und auch Sekundärkontakte isolieren.
Die derzeitige Strategie aber lautet: Wir versuchen uns irgendwie durchzumogeln, bis alle geimpft sind, und vermeiden dabei Alles, was den Anschein erwecken könnte, übertrieben zu sein.
Wir warten mit Maßnahmen so lange ab, bis sie als zwingend erscheinen, was so 1-2 Monate später ist, als es erkennbar geboten wäre. Dabei sterben dann 50.000-100.000 Leute mehr, und die halbgaren Maßnahmen dauern 2-4 Monate länger, und alle sind genervt.
Statt also die Zahlen runterzubringen und uns *Allen* zu ermöglichen, sicher zur Arbeit und zur Schule und zum Einkaufen und Sport und Feiern zu gehen, verharren die Meisten von uns in einer Art Vorhölle, ohne Höllenqualen, aber ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen.
Diese Zahlen in diesem Thread sind auch Grundlage für die neue Ausgabe des @me_ukw Corona-Podcasts:
Berlins Regierender Müller kapituliert vor der Pandemie und spricht sich gegen "No Covid" aus. Er spricht von einem "zweiten Weg" und möchte den Berlinern nicht zu viel zumuten, um die nächste Sterbewelle zu verhindern. bz-berlin.de/berlin/mueller…
Covid hat in Berlin bis Anfang November offiziell 261 Berlinern das Leben gekostet. Seitdem hat sich die Zahl verzehnfacht und steht jetzt bei 2814 Toten. Davon waren 860 unter 60-79 Jahre alt, 96 waren 35-59 Jahre alt, und 2 waren noch jünger.
Infektionen hatten wir in Berlin bis Anfang Oktober rund 15.000, jetzt, jetzt sind wir bei 128.000. Was glaubt Müller, wird die Bilanz der nächsten Welle sein?
Nach dieser schottischen Studie bewahrte Impfung mit dem AstraZenaca-Impfstoff 94% vor Hospitalisierung, BioNTech/Pfizer "nur" 85%. Die Studie basiert auf 1,14 Mio. Patienten, die zwischen 8. Dez. 2020 bis 15 Feb. 2021 geimpft wurden. papers.ssrn.com/sol3/papers.cf…
Sie macht insgesamt einen vertrauenerweckenden Eindruck. Sie sagt nichts über Tote, Intensivfälle, Verhinderung von Ansteckung oder ambulante Behandlungen aus, sondern betrachtet nur die stationären Aufnahmen Geimpfter im Vergleich zu Ungeimpften.
Dabei zeigt sich, dass AstraZeneca nach der ersten Dosis schneller und mehr Hospitalisierungen verhindert als PfizerBioNTech.
Mir wurde zugetragen, dass es in Berlin praktisch keine Möglichkeit gibt, sich aufgrund einer medizinischen Indikation gegen Corona mit Priorität impfen zu lassen.
Die naheliegende Variante wäre, sich an seinen Arzt zu wenden und mit einem Attest irgendwo vorstellig zu werden. Problem ist, es gibt keine solche Stelle. Die Impfhotline in Berlin hilft nur weiter, wenn man bereits eine Einladung zur Impfung hat, ...
....verweist ansonsten an den Gesundheitssenat. Der verweist wiederum auf die Impfhotline. Die Krankenkassen wiederum verweisen auf die Ämter, und Ärzte auf die Impfhotline. Die Impfzentren reden nur mit Leuten mit Einladung. Niemand kann oder will helfen.
Das ist ja schön, dass der Senat keine "weiteren" Lockerungen sieht. Mit Verschärfungen möchte man aber offensichtlich warten, bis die Zahlen wieder ordentlich steigen und wieder mehr Leute sterben. Das ist halt 3. Welle mit Ansage. bz-berlin.de/berlin/senat-s…
Aber wer weiß, vielleicht gehen ja die Zahlen wieder runter, einfach so, ist ja letzten Sommer passiert, Mitte Juni, dass die Inzidenz in 2 Wochen von 6 auf 15 stieg und in 10 Tagen wieder auf 6 fiel, ohne, dass man etwas tun musste. Nicht, dass das wahrscheinlich wäre, aber ...
... man kann es auch nicht hundertprozentig ausschließen, und Gott bewahre, dass wir bei Inzidenz 62 und nur 5% Zunahme in der letzten Woche unnötige Maßnahmen treffen, die die Zahlen unnötig weiter nach unten bringen. Und wir haben ja wieder Platz auf den Intensivstationen.
Bin ich ein "Lockdown-Fanatiker"? Ich denke nicht, denn es fehlen mir diverse Aspekte von Fanatismus - vor allem ist der Stellenwert, den die Frage in meinem Leben einnimmt, nicht so hoch, dass es mein Leben wesentlich bestimmen würde - jedenfalls nicht im Innern.
Weshalb aber manche Leute meine Haltung mit Fanatismus verwechseln könnten ist, dass ich inzwischen genug Informationen gesammelt habe, dass meine Haltung feststeht und ich es für praktisch ausgeschlossen halte, dass jemand mit Fakten kommt, die diese umwerfen könnten.
Nicht für theoretisch ausgeschlossen, aber in der Praxis bräuchte es einen wissenschaftlichen Durchbruch, also wesentliche neue Erkenntnisse, die eine völlig andere Sicht auf das Geschehen liefern und durch tausende neuer Studien untermauert sind. Das sehe ich nicht ansatzweise.
Kleines Corona-Zahlen Update 20.2.2021:
Neuinfektionen Deutschland (blaue Treppe):
- 7-Tage Schnitt 7205/Tag,
- 50.436/Woche, Vorwoche 53.063, -4,9%
- Rückgang in den letzten 7 Tagen praktisch zum Stillstand gekommen
7-Tage-R-Wert Deutschland (dunkelgrüne Treppe):
- in 8 Tagen von 0,81 auf 0,97 angestiegen
- Zeitpunkt für Lockerungen bei sicheren Inzidenzen rückt damit in weite Ferne (>6 Monate)
Covid-19 Sterbefälle Deutschland (schwarze Treppe):
- 7-Tage-Schnitt ggü. Vorwoche von 493 auf 422/Tag um -14,4% gefallen, 2964/Woche
- Wird noch 2 Wochen sinken auf 250-350/Tag, dann stagnieren und im März wieder ansteigen