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27 Feb, 16 tweets, 3 min read
Berlins Regierender Müller kapituliert vor der Pandemie und spricht sich gegen "No Covid" aus. Er spricht von einem "zweiten Weg" und möchte den Berlinern nicht zu viel zumuten, um die nächste Sterbewelle zu verhindern. bz-berlin.de/berlin/mueller…
Covid hat in Berlin bis Anfang November offiziell 261 Berlinern das Leben gekostet. Seitdem hat sich die Zahl verzehnfacht und steht jetzt bei 2814 Toten. Davon waren 860 unter 60-79 Jahre alt, 96 waren 35-59 Jahre alt, und 2 waren noch jünger.
Infektionen hatten wir in Berlin bis Anfang Oktober rund 15.000, jetzt, jetzt sind wir bei 128.000. Was glaubt Müller, wird die Bilanz der nächsten Welle sein?
Diese Welle, die wir gerade begonnen haben, wird dank der Impfungen weniger Tote in der höchsten Altersgruppe bedeuten, aber mehr bei den Jüngeren, und in der Spitze werden wir wohl neue 7-Tages-Rekorde bei Neuinfektionen haben.
Müller hat gerade dem Virus die Duldung ausgesprochen und den Berlinern attestiert, dass sie zu müde sind, um effektiv dagegen vorzugehen. Alles, was Spaß macht, soll aber trotzdem zubleiben.
Nicht so wie die Tschechen, die nach ihrer musterhaften Eindämmung der 1. Welle auf eine "Who the Fuck is Covid?"-Strategie umgeschwenkt sind, die im Wesentlichen darin besteht, gerade in Covid-Zeiten möglichst viel zu feiern und Beschränkungen weitgehend zu ignorieren.
Damit hat Tschechien es geschafft, Covid-Weltmeister zu werden und bereits in die 4. Welle zu gehen. In Tschechien infizieren sich derzeit täglich mehr Leute mit den Virus, als geimpft werden, und gerade wurde das Militär mobilisiert, um Landkreise abzuriegeln.
Nein, in Berlin fahren wir nach Müller jetzt einen "zweiten Weg", der trotz steigender Zahlen keine zusätzlichen Anstrengungen erfordern soll, sondern sogar "vorsichtige" Lockerungen, in der Hoffnung, dass wir uns ohne richtigen Lockdown bis zum Sommer durchmogeln.
Was war das noch mit Leuten, die ständig das Gleiche tun, aber ein anderes Ergebnis erwarten? Für Einstein war das die Definition für Wahnsinn. Demnach hätten wir in Berlin einen wahnsinnigen regierenden Bürgermeister - wenn er das wirklich glauben würde.
Wahrscheinlicher ist, dass Müller genau weiß, was auf uns zukommt und uns bewusst in die nächste Welle laufen lässt. Er weiß, dass es extrem unwahrscheinlich, ja, praktisch ausgeschlossen ist, dass die nächste Welle ohne Verschärfungen eindämmbar sein wird.
Die kleinen Lockerungen sind eine Geste wie ein Trostlutscher. Wenigstens zum Friseur, bevor wir dann erstmals einen richtig harten Lockdown erleben werden. Dafür aber brauchst es erst wieder volle Krankenhäuser, vorher ist man politisch zu schwach oder zu feige, nehme ich an.
Es ist zum Verzweifeln, auch, wenn es nicht überraschend ist. Irgendwie menschlich. Mit unmenschlich schlimmen Folgen. Es ist dasselbe Prinzip wie bei der "Tragik der Allmende", wo am Ende Alle Schaden haben, weil sich niemand einschränkt.
Wir kennen aber viele Lösungsmöglichkeiten für derartige Probleme, darunter ein institutioneller Rahmen mit Selbstverpflichtung und Kontrolle, aber auch der überzeugende Appell an den Gemeinsinn der meisten Menschen. Privatisierung ginge auch.
Müller aber lässt gerade all diejenigen im Stich, die bisher aus Eigenverantwortung ihre Kontakte stärker eingeschränkt haben, als sie es hätten müssen, und macht es für all diejenigen schwerer, die zu mehr Vorsicht mahnen.
Müllers Botschaft ist katastrophal. Entweder wir sollen uns mehr einschränken oder wir sollen uns weniger einschränken oder nichts ändern. Welche dieser drei sich ausschließenden Positionen vertritt Müller hier? Was ist mit dem Prinzip klarer Kommunikation in einer Pandemie?
Also, lieber @RegBerlin, was soll es bitte sein? Mehr oder weniger Kontakte? Und wann gibt es die nächsten Verschärfungen? Ich tippe auf Ende März, Anfang April. Sind sie anderer Meinung? Was hindert sie daran, die Zahlen *jetzt* weiter zu reduzieren? Worauf warten *sie*?

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1 Mar
Eine Frage an #ZeroCovid Gegner: In 4 Wochen wird die Inzidenz deutschlandweit über 200 liegen, in 8 Wochen über 500/100.000, also mehr als 60.000 Neuinfektionen pro Tag. Was genau ist euer Vorschlag?
Ich kann verstehen, wenn jemand sagt, so what, das wird ja passieren, ob wir lockern oder nicht. Der Lockdown funktioniert nicht. Warum können wir nicht wenigstens etwas mehr Normalität haben, Einkaufen und Essen gehen etwa. In anderen Ländern geht das schließlich auch.
Und in der Tat finden sich alle möglichen Länder, etwa Schweden und weite Teile der USA, wo trotz hoher Inzidenzen Läden und Restaurants geöffnet sind. Das bleibt allerdings nicht ohne Folgen, auch wenn es in Schweden gelungen ist, die Zahlen mit weniger Maßnahmen zu senken.
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26 Feb
Kleines Corona-Zahlen-Update 26.2.2021: 7-Tage-Schnitt bei neuen Fällen (blaue Treppe) +27% ggü. der Vorwoche, Inzidenz wieder bei 80/100.000. Die neue Welle startet furioser als erwartet.
7-Tage R-Wert (dunkelgrüne Treppe) auf 1,15 gestiegen. Damit kämen wir in 4 Wochen auf Inzidenz 200, aber der R-Wert dürfte allein durch die Verbreitung ansteckenderer Mutationen in den nächsten 2 Wochen auf 1,3 ansteigen.
7-Tage-Schnitt bei Corona-Toten (schwarze Treppe) sinkt weiter und wird das in den nächsten 2-3 Wochen wohl noch weiter tun. Danach aber werden wir sehr wahrscheinlich einen Anstieg sehen, begleitet von einem zunehmenden Anteil jüngerer Todesopfer.
Read 17 tweets
24 Feb
Nach dieser schottischen Studie bewahrte Impfung mit dem AstraZenaca-Impfstoff 94% vor Hospitalisierung, BioNTech/Pfizer "nur" 85%. Die Studie basiert auf 1,14 Mio. Patienten, die zwischen 8. Dez. 2020 bis 15 Feb. 2021 geimpft wurden. papers.ssrn.com/sol3/papers.cf…
Sie macht insgesamt einen vertrauenerweckenden Eindruck. Sie sagt nichts über Tote, Intensivfälle, Verhinderung von Ansteckung oder ambulante Behandlungen aus, sondern betrachtet nur die stationären Aufnahmen Geimpfter im Vergleich zu Ungeimpften.
Dabei zeigt sich, dass AstraZeneca nach der ersten Dosis schneller und mehr Hospitalisierungen verhindert als PfizerBioNTech.
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23 Feb
Mir wurde zugetragen, dass es in Berlin praktisch keine Möglichkeit gibt, sich aufgrund einer medizinischen Indikation gegen Corona mit Priorität impfen zu lassen.
Die naheliegende Variante wäre, sich an seinen Arzt zu wenden und mit einem Attest irgendwo vorstellig zu werden. Problem ist, es gibt keine solche Stelle. Die Impfhotline in Berlin hilft nur weiter, wenn man bereits eine Einladung zur Impfung hat, ...
....verweist ansonsten an den Gesundheitssenat. Der verweist wiederum auf die Impfhotline. Die Krankenkassen wiederum verweisen auf die Ämter, und Ärzte auf die Impfhotline. Die Impfzentren reden nur mit Leuten mit Einladung. Niemand kann oder will helfen.
Read 6 tweets
23 Feb
Das ist ja schön, dass der Senat keine "weiteren" Lockerungen sieht. Mit Verschärfungen möchte man aber offensichtlich warten, bis die Zahlen wieder ordentlich steigen und wieder mehr Leute sterben. Das ist halt 3. Welle mit Ansage.
bz-berlin.de/berlin/senat-s…
Aber wer weiß, vielleicht gehen ja die Zahlen wieder runter, einfach so, ist ja letzten Sommer passiert, Mitte Juni, dass die Inzidenz in 2 Wochen von 6 auf 15 stieg und in 10 Tagen wieder auf 6 fiel, ohne, dass man etwas tun musste. Nicht, dass das wahrscheinlich wäre, aber ...
... man kann es auch nicht hundertprozentig ausschließen, und Gott bewahre, dass wir bei Inzidenz 62 und nur 5% Zunahme in der letzten Woche unnötige Maßnahmen treffen, die die Zahlen unnötig weiter nach unten bringen. Und wir haben ja wieder Platz auf den Intensivstationen.
Read 16 tweets
22 Feb
Bin ich ein "Lockdown-Fanatiker"? Ich denke nicht, denn es fehlen mir diverse Aspekte von Fanatismus - vor allem ist der Stellenwert, den die Frage in meinem Leben einnimmt, nicht so hoch, dass es mein Leben wesentlich bestimmen würde - jedenfalls nicht im Innern.
Weshalb aber manche Leute meine Haltung mit Fanatismus verwechseln könnten ist, dass ich inzwischen genug Informationen gesammelt habe, dass meine Haltung feststeht und ich es für praktisch ausgeschlossen halte, dass jemand mit Fakten kommt, die diese umwerfen könnten.
Nicht für theoretisch ausgeschlossen, aber in der Praxis bräuchte es einen wissenschaftlichen Durchbruch, also wesentliche neue Erkenntnisse, die eine völlig andere Sicht auf das Geschehen liefern und durch tausende neuer Studien untermauert sind. Das sehe ich nicht ansatzweise.
Read 25 tweets

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