Kleines Corona-Zahlen Update 20.2.2021:
Neuinfektionen Deutschland (blaue Treppe):
- 7-Tage Schnitt 7205/Tag,
- 50.436/Woche, Vorwoche 53.063, -4,9%
- Rückgang in den letzten 7 Tagen praktisch zum Stillstand gekommen
7-Tage-R-Wert Deutschland (dunkelgrüne Treppe):
- in 8 Tagen von 0,81 auf 0,97 angestiegen
- Zeitpunkt für Lockerungen bei sicheren Inzidenzen rückt damit in weite Ferne (>6 Monate)
Covid-19 Sterbefälle Deutschland (schwarze Treppe):
- 7-Tage-Schnitt ggü. Vorwoche von 493 auf 422/Tag um -14,4% gefallen, 2964/Woche
- Wird noch 2 Wochen sinken auf 250-350/Tag, dann stagnieren und im März wieder ansteigen
Covid19-Tests Deutschland in KW6 (bis 14.2.2021):
- Anzahl (Blau) 1,04 Mio, 4,82% niedriger ggü. Vorwoche
- Positiv (Rot) 67.204, 18,05% niedriger ggü. Vorwoche
- Positivrate (Grün) 6,46%, 13,9% ggü. Vorwoche (entspricht Rate Ende Oktober zu Lockdown-Light-Beginn)
Der Verlauf der Test-Positivrate in Deutschland (lila Treppe) im Kontext der anderen Zahlen. Bemerkenswert ist, wie die Positivrate die Fallzahlen (blau) im Dezember ohne die Spitzen nachzeichnet. Interessant auch der Unterschied 1. und 2. Welle.
Auf pavelmayer.de/covid/risks zeigen 6 Länder steigende Neuinfektionen. Bei gegenwärtigem Trend nur noch das Saarland auf einem Pfad zu Lockerungen in den nächsten 8 Wochen; alle anderen Länder steuern auf Inzidenzen zu, die schnellen Neustart der nächsten Welle ermöglichen.
Mutationen: Der Anteil "besorgniserregender Varianten" (VOC, Variants Of Concern) verdoppelt sich in Deutschland jede Woche. Die Zahlen in der Tabelle sind nicht ganz repräsentiv, es wären bei zufälliger Stichprobe wohl 22-23% statt 24,1% in KW6...
Quelle: rki.de/DE/Content/Inf…
... und bis zu 15% in KW5, so dass die reale Verdoppelungsrate auch bis zu zwei Wochen betragen kann. Gut ist, dass der Anteil von B.1.351 (Südafrika-Variante) noch gering ist (1,3%), könnte aber im März bereits 20% erreichen.
1,3% in KW6 bedeutet, dass sich in den letzten 7 Tagen ca. 1000 Leute in Deutschland mit der Südafrika-Variante infiziert haben. Zum Vergleich: Im Juni 2020 hatten wir Wochen mit unter 2300 neuen Fällen insgesamt.
Ziemlich sicher aber werden die neuen Varianten im März bereits mehr als die Hälfte der neuen Infektionen ausmachen, und bereits jetzt dürften sie durch ihre höhere Ansteckung den R-Wert um 0,1-0,15 erhöhen. Sie dürften daher überwiegend, aber nicht allein für den R-Anstieg...
..in den letzten 6 Tagen gesorgt haben; die Ankündigung von Öffnungen, Maßnahmenmüdigkeit und gesunkene Zahlen dürften auch einen Beitrag leisten.
Das Ende der 2. Welle zeichnet sich langsam ab, aber leider nicht, weil wir bei Null angekommen wären, sondern weil wir die Zahlen nicht mehr weiter senken und bald wieder steigen lassen.
Die beste Alternative wäre, mit vier Wochen hartem Lockdown (Hart für Deutschland, lasch für China) auf einen effektiven R-Wert von 0,7 zu kommen und Inzidenzen auf 1/16 der jetzigen Werte zu bringen, also einstellig zu machen und dann langsam zu lockern.
Auf Platz 2 der Alternativen wäre, erst mal nichts zu tun und ein paar Wochen abzuwarten, bis die Zahlen wieder explodieren und dann den Lockdown zu verschärfen.
Wir werden wohl die Variante auf Platz 3 nehmen: Über Lockerungen reden, aber dann Lockerungen machen, die für die meisten Leute bedeutungslos sind, allerdings die Zahlen früher und schneller steigen lassen, so dass die Welle höher und der Lockdown härter und/oder länger wird.
Platz 4 werden wir wohl nicht nehmen: Einfach alles aufmachen, Schulen, Geschäfte, Restaurants, Kneipen, Sportstudios, Kinos, Clubs und alles so lange aufhalten, bis uns die Intensivbetten ausgehen, und dann die Bundeswehr rufen.
Ich habe auch ziemlich lange gebraucht, um zu verstehen, dass in einer Pandemie die beste Option immer die ist, so früh wie möglich und so hart wie möglich einzugreifen, sobald es außer Kontrolle ist - nämlich, wenn es 1 oder mehr nicht nachvollziehbare Ansteckungen gibt.
Jede andere Option heißt, dem Virus mehr Zeit und mehr Futter zu geben, und am Ende, wenn man es dann doch bekämpfen muss, einen Kampf gegen ein viel zahlreicheres und stärkeres Virus führt. Das exerzieren wir gerade mal wieder durch.
Ich habe ja die Hoffnung nicht völlig verloren, dass sich diese einfache Erkenntnis plötzlich doch noch allgemein durchsetzt und wir mal einen richtigen Lockdown ausprobieren, aber das halte ich nicht für allzu wahrscheinlich. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
So, wie es aussieht, werden wir bald steigende Zahlen sehen, zumindest kenne ich niemanden, der das begründet anders sieht oder erwartet. Unklar ist, wann und wie wir darauf reagieren werden. Klar ist, dass wir weder auf steigende Zahlen warten noch uns zurückhalten sollten.
R < 0,7 bis Inzidenz < 7. Das wäre ein realistisches Ziel für Deutschland. Ein R-0,4-Lockdown wie China schaffen wir nicht. Dann noch die Gesundheitsämter in einen Paranoia-Modus versetzen, Primär- und Sekundärkontakte rigoros testen und isolieren und Tertiärkontakte warnen.
Ja, es ist alles nicht kostenlos zu haben, aber ich zahle lieber mehr für einen kurzen, harten Lockdown, der auch etwas bringt als diesen auch nicht gerade billigen Schrott-Lockdown, der in der Spitze nie unter 0,8 gekommen ist. Ein miserables Preis-Leistungverhältnis, finde ich.
Ich verstehe auch nicht, warum die meisten Ökonomen nicht auf "Früh und Hart" anspringen, denn hier lohnt sich Einsatz exponentiell: Bei R=0,8 die Kontakte um 15% zu reduzieren bringt R auf 0,7 und verdreifacht die Geschwindigkeit, mit der die Zahlen zurückgehen.
Oder leider gesagt, hätte verdreifacht. Wir haben ja nun #B117, und jetzt müssen wir, nur, um die Zahlen nicht wieder anwachsen zu lassen, unsere Kontakte um 40-50% reduzieren. Mit einer solchen Anstrengung hätten wir im November das halbe Land vor Weihnachten Covid-frei gemacht.
Hoffnungslos, aber nicht ernst - so fühlt sich die Situation gerade mal wieder an. So, wie wir sehend in die 2. Welle gelaufen sind, sehen fast *Alle* die 3. Welle kommen - aber nichts passiert. Sind wir als Gesellschaft in eine Art Angststarre gefallen?
Bin ich ein "Lockdown-Fanatiker"? Ich denke nicht, denn es fehlen mir diverse Aspekte von Fanatismus - vor allem ist der Stellenwert, den die Frage in meinem Leben einnimmt, nicht so hoch, dass es mein Leben wesentlich bestimmen würde - jedenfalls nicht im Innern.
Weshalb aber manche Leute meine Haltung mit Fanatismus verwechseln könnten ist, dass ich inzwischen genug Informationen gesammelt habe, dass meine Haltung feststeht und ich es für praktisch ausgeschlossen halte, dass jemand mit Fakten kommt, die diese umwerfen könnten.
Nicht für theoretisch ausgeschlossen, aber in der Praxis bräuchte es einen wissenschaftlichen Durchbruch, also wesentliche neue Erkenntnisse, die eine völlig andere Sicht auf das Geschehen liefern und durch tausende neuer Studien untermauert sind. Das sehe ich nicht ansatzweise.
Da wir den Großteil der Weltbevölkerung und Teile der Tierwelt zu einem gewaltigen Kulturmedium für SARS-CoV-2-Virus-Evolution gemacht haben, was für Ergebnisse können wir eigentlich erwarten?
Nun, da wir in den meisten Ländern keinen effektiven Lockdown haben, aber Bündel unterschiedlicher Maßnahmen, üben wir einen evolutionären Druck aus, der Mutationen selektiert, also Virus-Varianten einen Vorteil verschafft, die unseren Maßnahmen entgehen können.
Reduzieren wir Kontakte, haben Mutationen einen relativ größeren Vorteil, die ansteckender sind, vor allem in Kombination mit anderen Schutzmaßnahmen. Halten wir Abstand, werden Viren selektiert, die auf größere Entfernung infizieren.
Das Corona-Virus ist in einer sehr prekären Situation. Außerhalb des Körpers zerfällt es nach Stunden, ja oft Minuten oder Sekunden, und im Körper wird es gnadenlos vom Immunsystem attackiert und nach einigen Tagen vernichtet
Um zu existieren, braucht es immer wieder neue Wirte, und zwar innerhalb eines Zeitfensters von wenigen Tagen, höchstens zwei Wochen, dann ist es zu spät, dann ist der Verfolgungsdruck durchs Immunsystem unüberwindlich.
Um einen neuen Wirt zu infizieren, muss es erst aus Zelle, in der es geboren wurde, in eine Körperflüssigkeit gelangen. Dann muss es Glück haben und in einer Ecke des des Körpers sein, wo die Flüssigkeit von einem Luftstrom...
Ich würde ja dringend Qualifizierungsmaßnahmen für die Mitarbeiter des Gesundheitsamts empfehlen. Laut RKI-Definition ist es nur dann Kategorie 2, wenn die Kinder auch Masken getragen hätten. Siehe Anhang 2 hier: rki.de/DE/Content/Inf…
Hinzu kommt auch noch, dass generell die Einstufungsregeln für Kontakte, bei denen Masken getragen werden, doch sehr zu wünschen übrig lassen. Masken bieten nur einen Schutzfaktor, der zwischen 1,1 und 100 und mehr liegen kann, je nachdem, welche Masken von wem getragen werden.
Trägt nur der „Empfänger“ einen MNS, ist das Risko nur um 10% reduziert. Trägt der Infizierte einen MNS, sind es um die 90%, also Faktor 10. Tragen beide MNS, kann es bis zu Faktor 30 sein. FFP2 nur beim Empfänger beim Empfänger bringt Faktor 10, FFP 3 Faktor 40, in Verbindung...
Habe in meiner Timeline zurückgeblättert, um zu sehen, wann ich überzeugt war, dass die Covid aus dem Ruder läuft. Denke, es war dieser Tweet vom 20. Sept. Die 7-Tages-Inzidenz lag bei 14,5/100.000. 7-Tage-R war bei 1,15 bzw. 28% Zuwachs in einer Woche.
Davor hatte ich zwar mehrfach wegen der Anstiege gewarnt auch dazu gesagt, dass die absoluten Zahlen so aussehen, daß man sich dringend schützen sollte, aber auch, dass die Inzidenz noch im Rahmen liegt. "Hoffnungslos aber nicht ernst" war noch mein Kommentar 3 Tage vorher.
Ab dem 20. September aber war mir klar und hätte auch allen Profis klar sein müssen, dass die Zahlen nicht mehr von allein sinken werden und die neue Welle ohne Maßnahmen nicht aufzuhalten ist.
Weil die Frage aufkam, was ein *richtiger* Lockdown so bewirken kann: Ja, ich weiß, China, aber die sind nun mal der Benchmark für Lockdowns: 7-Tage-R < 0,4 und 94% Reduktion der 7-Tage-Inzidenz innerhalb zwei Wochen auf 6%, in der Zeit vom 28.2.2020 bis 11.3.2020.
In den 30 Tagen nach dem Peak am 13.2.2020, der 21 Tage nach dem Wuhan-Lockdown kam, hat China seine 7-Tage-Inzidenz auf 1/219tel gesenkt. Das ist so, als hätten wir die unsere 7-Tage-Inzidenz von 218,02 am 23.12. bis zum 22.1. auf unter 1/100.000 gesenkt.
Eigentlich hätten wir aber nur kleine 1-2 wöchige Lockdowns gebraucht, 1 bis maximal 3, wenn wir im August damit angefangen hätten, und die Inzidenz wäre nie über 20 gestiegen und nur kurz über 10, und 50.000 Leute hätten überlebt. Hätte, hätte, Fahrradkette.