"Tötungsdelikte an Frauen finden häufig im sozialen Nahbereich und in Familien statt, weil patriarchale Geschlechternormen im sogenannten Privaten besonders wirkmächtig sind."
"Der Begriff des Femizids ermöglicht, sie nicht mehr als Privatsache, als tragisches Resultat von Beziehungsproblemen oder Familiendramen abzutun. Tödliche Gewalt gegen Frauen ist kein Schicksal." zeit.de/kultur/2021-02…
heute um 16 uhr findet übrigens eine anhörung zu femiziden in deutschland statt und wird auch im livestream übertragen. sachverständige sind u.a. prof. dr. ulrike lembke (die auch die autorin des zeit-artikels ist), @barbaraclemm und dr. @Leonie_Steinl: bundestag.de/ausschuesse/a1…
die anhörung geht los, unter bundestag.de könnt ihr sie auch live verfolgen.
aus dem eingangsstatement von @barbaraclemm "ich erlebe eine gesellschaft, politik, rechtssprechung die geschlechtsspezifische gewalt bagatellisiert und nicht struktuell versteht."
meinetwegen kann fischers mikro ruhig aus bleiben. 😒
heike herold (frauenhauskoordination): was wir brauchen sind gezielte maßnahmen gegen femizide. es geht um die tötung von frauen, eingebettet in die ungleichen machtverhältnisse zwischen den geschlechtern.
herold: wir haben dringenden ausbaubedarf beim hilfesystem. es braucht zeitnah eine verlässliche finanzierung auf bundesebene.
ulrike lembke: es würde kurz gesagt einfach genügen die istanbul-konvention in deutschland konsequent umzusetzen, denn da steht bereits alles notwendige drin.
lol hat susanne schröter den fischer eben "kollege schmidt" genannt 😂
schröter spricht sich btw gegen den femizidbegriff aus, weil ja auch männer (z.b. homosexuelle) opfer patriarchaler gewalt sein können. (ihre argumentation konnte ich bisher nicht nachvollziehen, tbh.)
monika schröttle: wir sehen in der rechtssprechung immer noch, dass femizide z.b. als "verzweiflungstat", "familiendrama" gelabelt werden.
schröttle wünscht sich, dass bei der entwicklung von maßnahmen die betroffenenperspektive konsequent einbezogen wird.
femizide sind ausdruck eines patriarchalen besitzanspruchs, sagt @Leonie_Steinl. im vordergrund der bekämpfung geschlechtsspezifischer gewalt muss die prävention stehen.
fischer schießt erstmal gegen prof. dr. ulrike lembke. what else is new 🙄 statt so zu labern, sollte er sich endlich mal ein hobby zulegen, am besten modelleisenbahn oder sowas. stört dann auch niemanden.
und er hat damit einfach mal die zeit der ersten fragerunde fast komplett beansprucht. 🙃 why am i not surprised?
herold antwortet gut auf afd-bullshit: frauenhäuser richten sich besonders an frauen, denen ressourcen fehlen und das stützende soziale system, daher ist es nicht verwunderlich, dass vor allem frauen mit fluchterfahrung hier hilfe suchen.
clemm: in hochrisikosituationen braucht es polizeilichen schutz und dafür müssen die verantwortlichen aber auch erstmal erkennen und wissen, wie gefährlich die situation (z.b. bei trennung, schwangerschaft etc.) überhaupt ist, statt zu relativieren.
clemm: die hilfsangebote müssen sogar noch niedrigschwelliger sein, als es frauenhäuser bisher leisten können.
herold: zur prävention brauchen wir eine gesamtgesellschaftliche veränderung der geschlechterbilder. das braucht zeit, aber gerade auch deshalb muss es dringend angegangen werden.
lembke: "es ist immer schön wenn man nichtdiskriminierende rechtsanwendung kann." <3 (das war die retoure zu fischers diss vorhin)
lembke: geschlechtsspezifische gewalt findet in allen sozialen gruppen statt, in allen milieus. es muss eine klare ansage des rechts geben, dass diese gewalt verwerflich ist.
clemm: bei femiziden geht es um das geschlechterverhältnis und auch um das motiv des frauenhasses. die ermittlungsbehörden nehmen frauenhass als motiv aber bisher eigentlich nicht wahr.
clemm: wir müssen auch über tötungen im zusammenhang mit femiziden sprechen (z.b. personen, die den betroffenen geholfen haben, angehörige, kinder etc.).
steinl: struktureller sexismus kann töten. der begriff femizid betont den struktuellen charakter der taten.
steinl: worum es geht ist zu erkennen, ob vorstellungen geschlechtsbezogener ungleichheit bei der tat eine rolle spielten. es geht nicht darum zu sagen "jeder mord an einer frau = femizid". (wichtig als hinweis, weil ich glaube, dass das viele noch nicht verstanden haben)
sehr nice, dass @Leonie_Steinl bei der gelegenheit drauf hinweist, dass in der polizeilichen kriminalstatistik nicht-binäre personen bisher gar nicht berücksichtigt werden.
schröttle: in spanien zeigt sich ein relevanter rückgang von gewalt gegen frauen, auch weil die regierung diese gewalt deutlich als eine geschlechtsspezifische benannt hat.
schröttle: es setzt natürlich kein automatismus ein, nur weil man den femizidbegriff benutzt. aber der begriff zeigt auf, was wirklich hinter der tat steckt, auf dieser basis lassen sich entsprechende interventionen entwickeln und es hat auswirkungen auf öffentlichkeitsarbeit.
schröttle: europäische länder, die mit dem femizidbegriff arbeiten, sehen einen klaren schub richtung intervention und prävention.
herold: derzeitige finanzierungssituation der frauenhäuser ist nicht tragbar + sollte nicht nur beim @BMFSFJ liegen. gute finanzierung könnte frauen auch vor femiziden schützen. wir müssen aber an die gesellschaftlichen grundlagen ran, wenn es um primärprävention von gewalt geht.
schröttle spricht auch die notwendigkeit von täterarbeit an. andere länder seien da besser und klarer in ihren antworten auf diese gewalt.
die anhörung ist vorbei. der livestream steht dann auch irgendwann als aufzeichnung zur verfügung und auch ein wortprotokoll soll online gestellt werden (so hieß es am anfang der sitzung). hier gibt's auch nochmal alle stellungnahmen nachzulesen: bundestag.de/ausschuesse/a1…
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2 Nov 20
der erste sachverständigenbeitrag kommt von laura adamietz und ist leider aufgrund technischer probleme kaum zu verstehen 😬 ihre stellungnahme ist hier: bundestag.de/resource/blob/…
kalle hümpfner vom @bv_trans: dass es jetzt gleich mehrere anträge zum thema gibt, unterstreicht die wichtigkeit und dringlichkeit für ein #selbstbestimmungsgesetz.
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2 Nov 20
achtung! heute um 12 uhr beginnt die anhörung zum entwurf der grünen für ein #selbstbestimmungsgesetz und abschaffung des tsg: bundestag.de/dokumente/text… #SelbstbestimmungJetzt
auf bundestag.de gibt's den livestream dazu. und unter dem link im ersten tweet könnt ihr die stellungnahmen nachlesen. darunter findet sich allerdings furchtbar viel transfeindliche scheiße, für die frauenrechte instrumentalisiert werden. #SelbstbestimmungJetzt
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31 Oct 20
beim wort #risikogruppe denken viele nur an oma und opa zuhause – besonders #corona-verletzlich sind aber z.b. auch wohnungslose menschen. bei allen forderungen nach #StayHome und #FlattenTheCurve werden ihre bedürfnisse gerade kaum bedacht: derhauptstadtbrief.de/in-der-stille/ Image
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29 Jul 20
ob ich jetzt den rant über einen gewissen hetzblogger posten soll, der noch von der letzten großen diskussion über ihn in meinen drafts ist🙃
so, ich habe nun sehr lange darüber nachgedacht, ob ich auch noch etwas zu diesem hetzblogger sage. warum das länger gedauert hat, kann man sich bei den bekannten konsequenzen ja denken.
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16 Apr 20
wenn ignoranz der abstandsregelungen am anfang der hiesigen coronakrise auch ein „fuck you” der jüngeren generation an die älteren war, sind dann die jetzigen bemühungen schüler_innen schnellstmöglich wieder zur leistung zu bringen das „fuck you“ der älteren an die jüngeren? 🤔
ok man verzeihe mir diese kleine zuspitzung, aber ich frage mich schon, wo in solchen entscheidungen wie der schulöffnung die derzeit so oft beschworene solidarität steckt? wenn alleine schon klar ist, dass unsere schulstrukturen schutz vor corona ziemlich unmöglich machen?
davon abgesehen, dass auch jugendliche unter den psychischen folgen der aktuellen lage leiden (von vorheriger belastung durch leistungsdruck ganz zu schweigen) und jetzt aber schön ohne unterstützung bei der verarbeitung wieder ins hamsterrad zurück sollen. (same: lehrpersonal.)
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