Der ORF sagt grade „Depressionsymptome bei jedem 2. Schüler“. Sind Schülerinnen mitgemeint? Clickbait: Du wirst nicht glauben, was ich beim Lesen der Studie rausgefunden habe! 1/x 
Immerhin, im Artikel selbst wird gegendert. Der Teaser behauptet, mehr als die Hälfte zeigen depressive Symptomatik. Häufigkeit der Beschwerden sei jetzt 5-10x so hoch. 2/x science.orf.at/stories/320506…
Der Artikel stellt das so hin, leider ohne weitere Details, v.a. nix zu Sample o. Limitationen. Was mich stutzig macht: Die Studie wurde im Februar gemacht, als die Schulen zeitversetzt gerade wieder aufsperrten. Die Autoren erwähnen das so weit ich sehen kann aber nicht. 3/x
Im Gegenteil, sie interpretieren die Ergebnisse ausschließlich mit den geschlossenen Schulen davor und plädieren für eine „Wiederaufnahme der sozialen Kontakte“. Na gut, schauen wir uns die Studie genauer an. 4/x
Teil des Fragebogens ist PHQ-9 zur Erhebung der Schwere der depressiven Symptomatik. Nur: Diese Fragen sind nicht für allgemeine Screenings gedacht, sondern zur Beobachtung des Verlaufs in einem „primary care setting“. Oje. 5/x patient.info/doctor/patient…
In den Limitationen findet man dazu leider keinen Hinweis. Und wie gesagt, von den restlichen Limitationen hat es nichts in den ORF-Artikel geschafft. 6/x
Woher kommt die 5-10x Steigerung im Artikel? Es gibt keine Vergleichsstudie mit dem selben Sample und Fragen. Wenn ich es richtig lese, beziehen sich die Autoren dabei auf andere Länder. 7/x
Kommen wir zurück zur nicht gegenderten ORF Headline. Die Studie hat ausgerechnet einen Bias beim Geschlecht, ca. 70% der Teilnehmer waren weiblich. 8/x
Was noch auffällt: Die Umfrage ging bis 28. Februar, heute ist der 2. März und die fertige Studie ist „publiziert“, kein Peer Review, nicht in einem Journal, aber dafür prominent auf der Startseite einer der meistgelesenen Websites des Landes. 9/x
Einer der Autoren ist übrigens Paul Plener, der kürzlich mit seinen medienwirksamen Aussagen bzgl. „Triage“ an Kinderpsychiatrien aufgefallen ist. 10/x
Das ist alles ein heikles Thema. Wissenschafter und Medien haben daher die Aufgabe, umso genauer zu arbeiten und zu kommunizieren. Ich hoffe der Thread hilft bei der Einordnung. 11/x
Der Kurier berichtet auch darüber: kurier.at/wissen/gesundh…
In der Studie selbst gibt es übrigens diesen Hinweis bzgl. Einschränkungen der Interpretierbarkeit. In den Medienberichten wird das dann nicht mehr so genau genommen.
Ich bin ein Laie und hab mir das in der letzten Stunde zusammengeklaubt. Hat beim ORF oder Kurier irgendjemand die Studie gelesen/gecheckt oder hat man sich von den AutorInnen nur Soundbites liefern lassen?
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