Was man von Bildungspolitiker*innen seit Längerem kennt:
Ankündigungen, Hinhaltestrategien, leere Versprechungen, Zuständigkeits-Hin-und-Her-Geschiebe zwischen den Bezirken und dem Land Berlin und eine Senatsverwaltung, die über all
dem thront und die außer schlauen Ratschlägen in Form von realitätsfernen, weil personell und infrastrukturell nicht unterlegten Konzepten so gut wie nichts zur Lösung beiträgt.
Was jetzt aber noch dazukommt: wir rauschen gerade bei vollem Bewusstsein in die dritte Welle hinein,
die Inzidenzen bei den U12-Jährigen erreichen neue Höchststände, was zu Beginn der Öffnungen vor 3 Wochen absehbar war und die Antwort ist:
"Schnellteststrategie".
Gerade raus? Ich fühle mich verarscht. Es gibt keine funktionierende Schnellteststrategie. Weil die Tests zu spät
kamen, weil nicht alle Pädagog*innen dran teilnehmen müssen, wenn sie nicht wollen und weil Schüler*innen nicht zuverlässig und regelmäßig erfasst werden.
Kurzum: zu all den Inkompetenzen kommt jetzt noch dazu, dass die politisch Verantwortlichen allen "an Schule Beteiligten"
rotzfrech ins Gesicht lügen und Eltern dazu auffordern, ihre Kinder wieder in die Schule zu schicken unter Vortäuschung falscher Tatsachen. Fakt ist:
- Die Zahl der tatsächlich beschafften Luftfiltergeräte ist ein schlechter Witz.
- Es gibt nicht genügend FFP2-Masken für alle
Schulbeteiligten.
- Kinder sind nach wie vor oft asymptomatisch, was bedeutet, dass wir viele Infektionen derzeit vermutlich übersehen und dann erst drauf stoßen, wenn die Altersgruppe der Eltern in 14 Tagen betroffen sein wird.*
- Die Schulen greifen bei unter 10 Grad
Außentemperatur auf "Lüften" zurück. Das ist nicht nur keine Entwicklung zum Vorjahr, sondern wird auch die Zahl von Erkältungen etc. nach oben jagen.
Und allen, die genau das kritisieren, wird das Argument des "Kindeswohls" entgegengeworfen.
Ihr könnt mich langsam mal.
Wenn euch das "Kindeswohl" wirklich wichtig wäre, wäre die Jugendhilfe nicht kaputtgespart, gäbe es genügend Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche, es gäbe genügend Sozialarbeiter*innen an den Schulen, es gäbe mehr Erzieher*innen in Schulen und Kitas, die Gebäude sähen
nicht so aus, wie sie aussehen und es gäbe genügend Lehrkräfte und für die Lehrkräfte entsprechende Stundenkontingente für all die Arbeiten, die zusätzlich zum Unterricht anfallen und die unter Anderem auch Schnittstellenarbeit zur Jugendhilfe sind.
Nein, es geht nicht ums
Kindeswohl, sondern schlicht darum, von den Versäumnissen der letzten 12 Monate abzulenken und die Stimmung etwas zu beruhigen, indem man eine Normalität versucht vorzugaukeln, die es schlicht nicht gibt.
Das wird eine behauptete Normalität, die erhebliche Schäden verursachen
wird. Bei Menschen, möglicherweise auch in Form eines neuerlichen Lockdowns nach Ostern und ganz sicher auch an der Demokratie. Tatsächlich bin ich einigermaßen erschüttert über diese Skrupellosigkeit in Wahlkampfs Namen. Legt euch endlich einen seriösen Plan zu Recht. Kinder
haben ein Recht auf Bildung und alle Beteiligten haben ein Recht auf den Schutz ihrer Gesundheit. Das, was hier gerade stattfindet, ist eine Farce.
*Und bitte erklärt mir in 14 Tagen, wenn die Elterngeneration anfängt, Symptomatisch zu werden, nicht, das hätte mit den Schulen
nichts zu tun, weil die Ansteckungen ja im Familienkreis stattgefunden hätten.
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Covid-19, Elternvertretung und der tägliche Zweifel...
Als ich mich seinerzeit in die Elternvertretung habe wählen lassen, hatte ich etliche Ideen, Wünsche und Vorhaben. Dass ich mal dafür plädiere, dass Kinder zu Hause bleiben, statt zur Schule zu gehen und von Eltern statt
von Lehrkräften angeleitet werden, gehörte nicht zu den denkbaren Szenarien. Der Grund ist einfach: ich glaube an die Notwendigkeit eines staatlichen Bildungssystems für alle und ich bin der Auffassung, dass dieses bestmöglich ausgestattet und unterstützt werden muss. Deshalb
hab ich mich als Elternvertreter zur Wahl gestellt. Was ich kann: ich habe vor 20 Jahren eine Ausbildung gemacht (und danach jahrelang im Job Berufserfahrung gesammelt), um zu wissen, wie man eine Verwaltung bei ihren eigenen Vorschriften packt. Und ich hab auch lang genug
Senatorin #Scheeres hat heute im Abgeordnetenhaus mal wieder eine der Lieblingskommunikationsstrategien ihrer @SenBJF (erprobt bis in die untersten Ebenen der Berliner Bildungsinstitutionen) rausgeholt: das Ausnutzen der Diversität aller an Schule Beteiligten. Ein kurzer Thread.
1. Sie beruft sich auf "Schulleiterverbände", mit denen sie sich besprochen habe und die das Vorgehen begrüßten. Einzig: diese Verbände sind weder Teil der schulgesetzlichen Gremien, noch Teil des Dienstwegs, sondern privat organisierte Schulleitungen, die vermutlich nicht
repräsentativ sind. Sie hätte den Landesausschuss des pädagogischen Personals als offizielle Vertretung fragen können. Wäre aber vermutlich ungemütlicher geworden.
2. Sie beruft sich auf "Eltern, die im ersten Lockdown mit Töpfen vor der Senatsverwaltung standen und
Der Beschluss der KMK von heute ist schlicht blamabel, verantwortungslos und folgenreich für alle Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern.
Eckpunkte:
- Ein dreistufiges Szenario für Schulöffnungen.
- Jedes Bundesland entscheidet individuell über seine Einstufung im Modell.
1/
Ein abgestuftes und von Bundesland zu Bundesland individuelles Vorgehen kann sinnvoll sein, da die Inzidenzen innerhalb des Bundesgebietes unterschiedlich hoch sind. Aber: es wurden für das Stufenmodell keine verbindlichen Richtwerte festgelegt. Jedes Bundesland entscheidet 2/
selbst über die Maßstäbe, nach denen es sich einkategorisiert. In der Folge wird die Frage noch mehr zu einer des politischen Wettbewerbs und nicht zu einer der epidemiologischen Notwendigkeiten und Möglichkeiten. Und das 16 Mal. 3/4
Nein, anders, als es Seehofer und andere Rechtsausleger es immer behaupten, hat "Die Polizei" keinen Anspruch auf das Vertrauen der BürgerInnen, weil sie "so einen schweren Job macht". PolizistInnen haben ein ein Recht auf Respekt und auch für sie gilt die 1/5
Unschuldsvermutung. Ich darf nicht behaupten, dass jede/r PolizistIn gewalttätig wäre und das ist richtig so, weil dem schlicht nicht so ist.
Allerdings: "Die Polizei" als Behörde muss sich wie jede staatliche Instanz Fragen stellen lassen, wenn was nicht so läuft 2/5
wie es soll. "Die Polizei" sogar noch einmal mehr, weil sie wie wenige andere Behörden die Befugnis hat, in Grundrechte der Bürger einzugreifen. Das hat auch nichts mit Misstrauen, sondern mit demokratischem Selbstverständnis einer aufgeklärten Gesellschaft 3/5
Für Kapitalismuskritiker ist Corona der Beweis, dass "das System" zusammenbricht, wie sie es schon seit Jahrzehnten erzählen.
Für Rassisten ist es das "Chinavirus", um uns zu schwächen (seit Ewigkeiten die gängige Erzählung, nur,
dass der angebliche Gegner wechselt; Jetzt sind die Chinesen).
Für Antisemiten ist es irgendwas, was sich die Juden ausgedacht und verbreitet haben, um uns alle zu unterdrücken (was sie seit 2000 Jahren erzählen).
Für orientierungsverlorene Bürgerrechtler und Libertäre ist
Corona DAS Zeichen, dass der Staat uns alle unterdrücken will (was sie seit Jahrzehnten erzählen).
Für "Impfkritiker" ist es DER Beweis, dass uns "der Staat" alle zwangsimpfen und hörig machen will. (Was dort auch schon seit Jahrzehnten geredet wird).
Die Schulen sind jetzt seit 4 Wochen zu. Oder anders: 2/3 eines regulären Sommerferienzeitraums sind rum. Haben Sommerferien jemals Bildungslücken gerissen? Nein.
Das Problem sind nicht ein paar Wochen der geschlossenen Schulen, sondern die Energie, mit der Kultusministerien 1/5
von Eltern und Kindern abverlangen, sie müssten den Schulbetrieb in dieser ohnehin schwierigen Situation irgendwie nachsimulieren und die Energie, mit der stur auf das Ablegen von Prüfungen bestanden wird, als gäbe es keine Alternativen dazu.
Im Nachhinein werden die 2/5
Schließungen nicht wegen des Unterrichtsausfalls in Erinnerung bleiben, sondern wegen des Drucks, der unbedingt aufrecht erhalten bleiben musste, weil sich die Zuständigen nicht hinreißen lassen konnten, zu sagen "das Schuljahr ist eh durch. Lass uns das akzeptieren, lass uns 3/5