Wie und warum ehemals linke Männer nach rechts wandern. Eine Analyse von Georg Seeßlen:
"Den Übertritt von der Linken zur Rechten ist nahezu immer mit einer Geste der Selbst-Viktimisierung verbunden. Der Ex-Linke betritt die rechte Bühne bereits mit der Mine des Verfolgten, 1/
des Gekränkten, des Opfers „weltweiter Kampagnen“, Opfer der politisch Korrekten, Queeren und Frauen. Unter anderem darf so die Selbstüberschätzung ex negativo fortgesetzt werden. 2/
Die aggressive Selbst-Viktimisierung, eine Spezialität der mehr oder weniger Neuen Rechten, erlaubt es überdies, nun seinerseits die Schranken der gepflegten und „fairen“ Auseinandersetzung zu überspringen. 3/
Man könnte argwöhnen: Die Wanderung von links nach rechts geschehe auch aus dem Impuls heraus, den eigenen Opferstatus zu erhalten, den man als Linker nicht mehr wirklich performen kann. 4/
Und nach rechts zu wandern mag in dem einen oder anderen die Illusion aufrecht erhalten, man könne „wild und gefährlich“ bleiben. Jedenfalls darf man wieder sprechen in der Sprache von Hass und Verachtung, was offensichtlich einige Menschen als „Befreiung“ empfinden." 5/
Diese Verbindung zur heroischen Pose, die nur durch den Wechsel nach rechts erhalten werden kann, lässt sich auch auf den Diskurs übertragen. All jene Exlinke, bei denen man einen Weg nach rechts sehen konnte, retteten (...)ihren heroischen Opfer-Status 6/ getidan.de/gesellschaft/g…
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Spannend und wusste ich nicht: Die Nachgeordnetheit der Eva steht so nicht in der Schöpfungsgeschichte. Diese Hierarchie wurde erst im Zuge späterer frauenfeindlicher Überlieferungen stark gemacht.
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Gott schuf Eva als Gleichrangige. Im herbräischen Orginaltext steht „eser kenegdo“, das übersetzt werden kann mit „eine Helferin, die ihm entspricht“. Und den Job auf der Erde gemeinsam angehen soll. Frauen &Männer brauchen sich zwar, aber herrschen nicht übereinander.
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Erst Luthers Übersetzung „Gehilfin“ weist Eva und ihren Nachkommen eine nachgeordnete Assistenzposition zu.
Ferner ist Gott auch nicht zwangsläufig männlich. Denn:
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Das "Weibliche" wurde kulturhistorisch im Verhältnis zum Männlichen bestimmt: der Penis ist die Norm, die Frau ist die Abweichung & leidet an Penis-Mangel (Freud). Der Mann ist das Universelle, Allgemeine,die Frau das andere, das spezielle. Mann=Mensch, Frauen=Geschlecht
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Die Kategorie Frau basiert, historisch gesehen, auf patriarchalen Zuschreibungen. Der Mann definierte, die Frau wurde definiert.
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Wenn nun Frauen bzw. Menschen, die menstruieren, sich selber markieren und für ihre speziellen Belange und Situationen eintreten – etwa wenn sie sich dafür einsetzen, dass Menstruationartikel gratis sein sollten – reagieren manche Männer extrem angepisst.
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Warum tut man sich in der Schweiz mit der Pandemiebekämpfung so schwer?
Die Gründe sind vielfältig. Ein Grund ist die vorherrschend gewordene rechtspopulistische Mentalität.
Thread:
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Dazu gehört 1) Anti-Elitismus. Zu den sog Eliten werden auch Expertinnen & Wissenschaftler gezählt. Sie stehen in der populistischen Mentalität unter Verdacht, korrupt zu sein & den Willen des „Volkes“ zu hintergehen. Wissenschaftl. Erkenntnissen wird grundlegend misstraut
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(die SVP verbreitete, Wissenschaft wäre "links-grüne Ideologie", bis 2015 wurde Klimawandel im Parteiprogramm geleugnet, man zitierte Bücher des verschwörungsorientierten Kopp-Verlag, etwa "Rote Lügen in grünem Gewand: Der kommunistische Hintergrund der Öko-Bewegung")
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40 Prozent der Frauen geben an, Sexismus in ihrem Alltag nicht so schlimm zu finden. Wie kommt es dazu?
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Gemäss Studie „Sexismus im Alltag“ (2020) gibt es einen Schutzmechanismus, sich von Übergriffen und Angriffen auf die sexuelle Selbstbestimmtheit und Würde nicht betreffen zu lassen. Der Mechanismus besteht darin, sexistischen Übergriffen Harmlosigkeit zuzuschreiben
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Frauen beschreiben, dass sie in übergriffigen Situationen zwar besser offensiv auf Kommentare oder Angriffe reagieren sollten, aber oft darauf verzichten, weil sie zu überrascht sind, sich dem Angreifer oder der Männergruppe körperlich unterlegen und ohnmächtig fühlen
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Gemäss Milieuforschung lehnen Männer in höheren Führungspositionen die #MeToo-Bewegung am meisten ab. Ferner haben sie im Vgl zu anderen die grösste Abwehr gegenüber der gesellschaftlichen Relevanz des Themas Sexismus.
Thread zur Studie „Sexismus im Alltag“ (2020): 1/
Die befragten Männer sind in Führungspositionen, haben 1 akademische Ausbildung in Betriebswirtschaft,Medizin,Jura, Chemie, Ingenieurswissenschaft usw. & verstehen sich als Leistungselite. Ausgeprägt sind Erfolgsethik, Machbarkeitsdenken, Exklusivitätsansprüche & Distinktion 2/
Männer aus diesem Milieu glauben, aufgrund ihrer hohen Bildung den eigentlichen Kern d Sexismusdebatte zu kennen & entlarvt zu haben. Die Befragten betonen, dass sie selbst progressiv, liberal und modern sind und gerade daher Sexismusdebatten ablehnen. 3/
Warum geht Gewalt gegen Frauen nicht zurück? Warum nimmt Frauenhass teilweise sogar zu?
Ein Aspekt ist:
Im traditionellen Rollenverständnis schulden Frauen der Gesellschaft, der Familie, den Männern Aufmerksamkeit, Liebe, Fürsorge und Sex. 1/
nun entsprechen Frauen diesen Rollen immer weniger, besonders Fürsorge ist ein Gut, das im Zuge neoliberaler Verhältnisse knapp geworden ist: Wenn auch Frauen ihre Kräfte der Erwerbswelt zur Verfügung stellen (müssen), 2/
wenn Frauen ihre traditionellen Plätze verlassen und nicht mehr selbstverständlich als Sozialpuffer fungieren, wenn sie nicht mehr selbstverständlich dafür sorgen, dass Männer und Kinder sich von der anstrengenden Welt erholen können. 3/