Liberale und leider auch die meisten links-Liberalen haben ziemlich idealistische Vorstellungen was die #Gewalt-Frage angeht, hier auf Twitter zeigt sich das gerade mal wieder am Fall #FreeLina.

Ein Thread
Gewalt wird als etwas angesehen was außerhalb des Rahmens der bürgerlich-“freiheitlichen“ Ordnung stattfindet in der wir leben. Die gesellschaftliche „Mitte“ wird als friedlich, die „extremen“ Ränder als gewalttätig eingestuft. Ich will darlegen, warum das Banane ist

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Wir leben im #Patriarchat und in einer Klassengesellschaft. Ersteres weil seit Jahrtausenden alle dominanten Gesellschaften von Männern beherrscht und dominiert werden, ökonomisch wie auch in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen.

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Zweiteres weil in der bürgerlichen Gesellschaft eine Minderheit an Produktionsmittelbesitzenden und Reichen Vermögen und Macht innehat, und große Teile der Welt in relativer Armut gehalten werden und der reichen Minderheit unterworfen sind.

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Patriarchat ist Gewalt, weil Frauen systematisch Unterdrückt werden, nicht frei leben können, die Drecksarbeit machen, für ihre Arbeit oft nicht oder nur schlecht bezahlt werden etc. pp.

Es ist Gewalt, weil Frauen der Aggression von Männern oft schutzlos ausgesetzt sind,

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in den „Privathaushalten“ und darüber hinaus – die hohen Femizid-Raten auch hierzulande sind davon nur der krasseste Ausdruck.

Und Patriarchat ist Gewalt weil #LGBTIQ-Personen unterdrückt, teils sogar ermordet werden weil allein ihre Existenz den heteronormativen und

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patriarchalen Rahmen in Frage stellt.

Die kapitalistische Klassengesellschaft wiederum ist Gewalt weil Menschen in ihr leiden und sterben obwohl theoretisch die Voraussetzungen geschaffen wären dass sie das nicht tun müssten: Menschen hungern

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obwohl es theoretisch ausreichend Kapazitäten gäbe um alle zu versorgen.

Menschen sterben an heilbaren Krankheiten weil Pharmakonzerne auf den Patenten sitzen und das Eigentums“recht“ an diesen Patenten in der bürgerlichen Gesellschaft mehr zählt als Menschenleben.

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Menschen leben auf der Straße obwohl Wohnraum leersteht, weil Wohnraum, wie auch alle anderen Waren im #Kapitalismus nicht der Befriedigung von Bedarf dienen sondern der Akkumulation von Kapital.

Die Liste ließe sich weiter fortsetzen bis zum Scheitern des Kapitalismus an

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der Bewältigung der #Klimakrise – auch hier mit Millionen Toten in den kommenden Jahrzehnten und noch mehr Menschen die ihre Heimat verlieren werden.

Die Liste ließe sich fortsetzen mit der rassistischen Gewalt, die ebenso strukturell ist,

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in der Leben von Migrant:innen und von BlPOC als weniger wertvoll erachtet werden, in der Menschen an Grenzen sterben.

Die Liste wäre noch lang.

Um aber zum Ausgangspunkt zurückzukommen: All diese Gewaltformen gehen aus dem Patriarchat und dem Kapitalismus hervor,

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also aus den materiellen Verhältnissen die die Grundlage der Gesellschaftsformation sind in der wir leben.

#Liberale und leider auch links-Liberale aber verteidigen diese Gesellschaftsordnung. Sie verteidigen vor Allem das „Recht“ auf Eigentum an Produktionsmitteln.

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Und sie sind unfähig mit patriarchalen Strukturen zu brechen weil diese wiederum eng mit dem Kapitalismus verflochten sind.

Damit verteidigen Liberale Gewalt, auch wenn sie das gerne bestreiten. Sie konstruieren Gewalt als ein Extrem, als Kontrast zur

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liberalen „demokratischen“ Gesellschaftsordnung.

Sie jammern deshalb wenn jemand ein Auto anzündet oder eine Scheibe einschmeißt, bleiben aber gegenüber Hunger, Obdachlosigkeit, Femiziden und rassistischen Morden oft regungslos weil sie nicht verstehen dass diese Probleme

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aus der Ordnung die sie verteidigen entspringen. Die Randale in einem Vorort wird dann als Gewalt gebrandmarkt von der sich alle distanzieren müssen, ebenso wie von linker Gewalt die sich gegen die Verhältnisse oder gegen Nazis richtet (wie im Fall von #FreeLina),

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während gleichzeitig ein System verteidigt wird dessen Gewalt ein paar brennende Autos oder einen zusammengeschlagenen Nazi recht lächerlich wirken lässt.

Das ist das Problem mit dem liberalen Gewaltverständnis, es ist ein Problem, weil es die wirkliche Gewalt verschleiert

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und damit die Ideologie von der angeblich friedlichen „Mitte“ und der Friedfertigkeit der liberalen Gesellschaftsordnung aufrechterhält. Es ist ein Problem, weil es die Gewalt durch diese ideologische Verschleierung stabilisiert.

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#Extremismustheorie #Hufeisen #Antifa

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