Thread by @journelle

Mein Mann wollte gestern unbedingt noch @BrinkmannLab sehen und so blieb ich müde mit ihm auf dem Sofa. Daraus wurde mein persönliches Fernseh-Highlight der Woche. Dieser kleine Mitschnitt trifft unsere gesellschaftlichen Probleme im Kern.

https://twitter.com/jagodamarinic/status/1377866391462678529

Ebene eins: Wissenschaftsleugnung aus Unbequemlichkeit. Seit Beginn der Pandemie konnten Wissenschaftler:innen so gut wie jede Entwicklung sehr genau prognostizieren. Weil die damit einhergehenden Lösungsansätze aber unbequem sind, wurde außer hoffen nichts getan.

Im Gegenteil, steigende Zahlen im Oktober aber erst „richtiger“ Lockdown im Dezember. Anfang 2021 Steigende Zahlen einer gefährlichen Mutante: weitere Lockerungen.

Diese Fahrlässigkeit, diese bräsige Hilflosigkeit, diese Planlosigkeit und diese Arbeitsverweigerung dieser politisch verantwortlichen Männer ist erschütternd. Entsprechend reagieren sie auch wenn sie von Frau Brinkmann darauf angesprochen werden.

Was zu Ebene zwei führt: die Mahnerin niederreden. Die Tatsache, dass hier Kommunikation passiert, ist umso ironischer, weil weder Kretschmer noch Kubicki bislang durch gute Krisenkommunikation aufgefallen wären.

Es ist doch so, wir haben eine Krise und es läuft nicht so wie geplant. Es ist verständlich, dass es schwierig ist einen Plan zu finden und noch schwierigerer einer heterogenen Gesellschaft zu erklären, dass der eingeschlagene Weg so sein muss.

Aber man kann es doch wenigstens versuchen. Aber offenbar fällt es ihnen leichter, die Überbringerin einer wissenschaftlich belegbaren Nachricht verbal anzupöbeln, als für einen vernünftigen Weg ohne viele Opfer aus der Krise zu werben.

Und das führt dann auch zu Ebene drei: männliche Selbstgefälligkeit ist ein großes gesellschaftliches Problem, vor allem wenn diese Entscheidungsmacht haben.

Allein wie sie (inkl Lanz) auf die Redezeit von Frau Brinkmann reagieren. Diese Respektlosigkeit mit der sie ihr ins Wort fallen und wie sie jede Contenance verlieren, weil sie ihre Redezeit einfordert.

Es scheint, als würde Brinkmann eine Gefahr für ihre Daseinberechtigung darstellen. Und je mehr man darüber nachdenkt, desto wahrscheinlicher ist es das auch.
Brinkmann repräsentiert einen für sie neuen Ansatz gesellschaftlichen Wirkens.

Die Herren sind so sehr verhaftet in einer Struktur, die ihnen das Wort und die Schaffensmacht gibt, ohne dass sie viel leisten oder sich rechtfertigen müssten. Das geht so lange gut, wie die Probleme überschaubar und die darunter liegenden Strukturen funktional sind.

Sobald aber die Probleme nicht durch ein vernünftig funktionierendes Gesundheitssystem, durch Sozialleistungen und andere bürokratische Basisbausteine gelöst werden können, müssen andere Ansätze her. Da beginnt die eigentliche Arbeit.

Und daran scheitern gerade viele Politiker. Ihre Selbstgefälligkeit ist kein Lösungsansatz. Um die Krise zu meistern, müssen sie kooperieren und kommunizieren und das wurde von ihnen als Politiker und von ihnen als Mann nie gefordert.Sie sind auf diesen Ebenen völlig inkompetent.

Und dann sitzen sie mit Frau Brinkmann in einem Studio und sie erklärt schlüssig für jeden das Problem, zeigt die von ihren verursachten Fehler auf, nennt sie fahrlässig und zeigt Lösungswege auf.

Das tut weh. Sie werden an einer Leine vorgeführt als Patriarchats-Dinosaurier. All ihre „Titel und Orden“ sind von absoluter Irrelevanz weil es so offensichtlich ist, das sie das Problem weder verstehen noch lösen können. Alles was ihnen bleibt ist ihre Stimme und die

Pseudo-Autorität ihres Amtes. Es wäre schön, wenn sie das reflektieren und gegensteuern könnten aber ganz offensichtlich sind sie auch dazu nicht in der Lage.

Zuzuschauen, wie sich das Patriarchat selbst vorführt wäre unterhaltsam, wenn es nicht so viele Opfer gäbe und wir neben Corona nicht vor riesigen Herausforderungen stehen würden.