Ich hab mir mal das Schreiben der @SenBJF von heute zur Schulöffnung ab kommenden Montag genauer angeschaut... Die Entscheidung ist aufgrund der Infektionszahlen und der Intensivbettenauslastung nicht nur in der Sache problematisch, sondern auch handwerklich schlecht und
widerspricht z.T. früheren Weisungslagen und z.T. sogar sich selbst. Von vorne... Hier der Link zum Originalschreiben: berlin.de/sen/bjf/corona….
Nun in Auszügen:
1. Die Rede ist von einer Testpflicht. Weshalb diese aber erst ab 19.04 gilt, während der Unterricht bereits ab 12.04 stattfindet, bleibt das ungelöste Geheimnis der SenBJF.
2. Die SenBJF begründet die spätere Rückholung der Jahrgänge 7-9 mit dem Unterrichtsende der Abiturstufe (Infektionsschutz/Personenzahlminimierung).
Was ist mit den ISS'en, die gar keine Abiturstufe im Haus haben? Es gibt bei diesen keinen sachlichen Grund für die Verschiebung.
3. Auf Seite 2 des Schreibens erklärt die SenBJF, dass die Unterrichtszeit für die Abiturstufe bereits in der Woche vom 12.04 beendet ist. Ein Widerspruch zu Seite 1. Was denn nun?
4. Es wird erklärt, dass Schüler*innen sich bereits in der Woche vom 12.04 testen "sollen", also auf freiwilliger Basis. Die Schulen sollen die Tests stellen. Es gibt aber etliche Schulen, die bisher keine zugelassenen Tests erhalten haben. Wie sollen diese die Weisung umsetzen?
5. Es wird erklärt, dass die Eltern den Selbsttest auf einem Formblatt bestätigen können. In ihrem heutigen Interview in der @rbbabendschau erklärte Frau Scheeres hingegen die Testpflicht ab 19.04 mit fehlendem Vertrauen in die Elternschaft. Was denn nun?
6. Das Urteil des VG stellte klar, dass die Ungleichbehandlung bereits JETZT bestünde. Womit wird die Verschiebung der Gleichbehandlung begründet? (Siehe Punkt 2 + 3).
7. "Bis zu" "sollen" ist butterweich. Das könnte auch bedeuten "Testen 1 mal" oder "testen 0 mal". Wer (unter)schreibt sowas? Was passiert mit SuS, bei denen Eltern die Testung verweigern und wie wirkt sich das z.Bsp. auf die Bewertung von nicht mitgeschriebenen Arbeiten aus?
8. Gruppentestungen im Klassenraum (per Definition ohne Maske) verstoßen gegen die Hygienevorgaben nach denen in Innenräumen in jedem Fall Masken zu tragen sind. Hinzu kommt, dass die Stäbchen Niesreiz auslösen können, was die Zahl der freien Aerosole im Raum erheblich steigert.
9. Nachdem viele Schulen die erhaltenen Tests zuletzt umgepackt, neu portioniert und an ihre Schüler*innen verteilt haben, müssen sie diese nun wieder einsammeln und als Bestand an die SenBJF melden.
Glaubt die Senatsverwaltung, dass wir alle zu viel Zeit haben?
10. Das ist doch schön. Gesehen werden. So wichtig.
11. Vielleicht macht sie das auch einfach mal wieder persönlich, statt sich hinter ihren Abteilungsleitern zu verstecken. Dann könnte sie sich in dem Zusammenhang auch gleich mal bei Schüler*innen und Eltern bedanken und für das Chaos um Entschuldigung bitten.
Fazit: das Schreiben ist inhaltlich und auch handwerklich eine Katastrophe. Es liefert keine Perspektive, widerspricht sich in Teilen selbst und wirft weitere Fragen auf. Was tun?
Es ist übrigens eine bodenlose Frechheit, was der Berliner Senat seit Monaten insbesondere mit den Siebt- bis Neuntklässlern anstellt.
Erst stellt man sie ohne sachliche Gründe hinter allen anderen Jahrgängen zurück und dann wird bis heute nichts ausreichend Substanzielles
getan, um den Infektionsschutz wirklich zu verbessern, so dass eine sichere Rückkehr dieser Schüler*innen gewährleistet werden kann.
Es bleibt bei nicht gehaltenen Ankündigungen der Senatsverwaltung und nicht umsetzbaren Weisungen an die Schulen. Wie beispielsweise sollen
Schulen alle Schüler*innen vor dem Unterricht testen, ohne dass Klassenräume zu Spreaderevents werden? Wo bleibt die ausreichende Anzahl von Luftfiltern? Ein bis zwei pro Schule sind viel zu wenig. Was ist mit der "Impfkampagne"? Die Senatsverwaltung hat es einfach handwerklich
"Was würdest Du am Bildungswesen ändern, wenn Du was zu entscheiden hättest"? (Immer nur meckern is ja auch doof). Ein Thread...
Ich habe heute ein paar Wahlprogramme zum Abgeordnetenhaus quergelesen, mir v.A. die Vorschläge zur Bildungspolitik angeschaut und habe ein
Deja vú gehabt:
Viele gute Gedanken, aber keine nötigen Schlüsse. Mir fehlt die konkrete administrative Umsetzung dabei, die über "Evaluation" und "Konzepte schreiben" hinausgeht. Es bleibt mal wieder der Eindruck, dass es immer dann vage wird, wenn es darum geht, dass Geld
gebraucht wird. Ich klammere bewusst pädagogische bzw. didaktische Fragestellungen aus - das ist nicht mein Spielfeld. Das wissen andere eindeutig besser. Ich denke auch, dass es sinnvoll sein könnte, die Schulen mal eine Zeit lang mit neuen Konzeptaufträgen in Ruhe zu lassen,
Liebe @gruene_berlin, ich hab Fragen zu diesem Teil eures Programmentwurfs:
2.349-2.351 sind Allgemeinplätze. Wie soll das konkret erreicht werden? Bekommen Schulen und Verwaltung mehr Personal?
2.352-2.354: wie soll das gelingen? Diese Entscheidung obliegt den
Schulkonferenzen und Schulaufsichten. Sollen hier Anreize geschaffen werden, oder ist eine Schulgesetzänderung beabsichtigt?
2.354 - 2.356: Das ist Thema der schulinternen Curricula. Sollen hier Anreize geschaffen werden, oder ist eine Schulgesetzänderung beabsichtigt? Und wie
viel Personal soll den Schulen bereitgestellt werden, um diesen Umstieg zu organisieren und hinterher umzusetzen?
2.358-2.359 "Kompetenzbasiertes Lernfeedback": Sollen hier Anreize für die Schulen geschaffen werden, ihre Schulprogramme anzupassen, oder ist eine Schulgesetz-
Was man von Bildungspolitiker*innen seit Längerem kennt:
Ankündigungen, Hinhaltestrategien, leere Versprechungen, Zuständigkeits-Hin-und-Her-Geschiebe zwischen den Bezirken und dem Land Berlin und eine Senatsverwaltung, die über all
dem thront und die außer schlauen Ratschlägen in Form von realitätsfernen, weil personell und infrastrukturell nicht unterlegten Konzepten so gut wie nichts zur Lösung beiträgt.
Was jetzt aber noch dazukommt: wir rauschen gerade bei vollem Bewusstsein in die dritte Welle hinein,
die Inzidenzen bei den U12-Jährigen erreichen neue Höchststände, was zu Beginn der Öffnungen vor 3 Wochen absehbar war und die Antwort ist:
"Schnellteststrategie".
Gerade raus? Ich fühle mich verarscht. Es gibt keine funktionierende Schnellteststrategie. Weil die Tests zu spät
Covid-19, Elternvertretung und der tägliche Zweifel...
Als ich mich seinerzeit in die Elternvertretung habe wählen lassen, hatte ich etliche Ideen, Wünsche und Vorhaben. Dass ich mal dafür plädiere, dass Kinder zu Hause bleiben, statt zur Schule zu gehen und von Eltern statt
von Lehrkräften angeleitet werden, gehörte nicht zu den denkbaren Szenarien. Der Grund ist einfach: ich glaube an die Notwendigkeit eines staatlichen Bildungssystems für alle und ich bin der Auffassung, dass dieses bestmöglich ausgestattet und unterstützt werden muss. Deshalb
hab ich mich als Elternvertreter zur Wahl gestellt. Was ich kann: ich habe vor 20 Jahren eine Ausbildung gemacht (und danach jahrelang im Job Berufserfahrung gesammelt), um zu wissen, wie man eine Verwaltung bei ihren eigenen Vorschriften packt. Und ich hab auch lang genug