Der Gastkommentar von Frank Scheffold (@unifr) in der heutigen @NZZ wird meiner Meinung nach der wissenschaftlichen Arbeit während dieser Pandemie nicht gerecht. Ein kritischer Thread. 1/n
Wie erwähnt prognostizierte Report 9 des @MRC_Outbreak am @imperialcollege 410’000 bis 550’000 Todesfälle für Grossbritannien. Dies jedoch im Falle einer komplett unkontrollierten Ausbreitung von #SARSCoV2. 2/n imperial.ac.uk/mrc-global-inf…
Unter Annahme der Isolierung von infizierten Personen, der Quarantäne von Kontakten und Social-Distancing-Massnahmen wurden 47’000 bis 120’000 Todesfälle prognostiziert. Grossbritannien zählt heute rund 130’000 Todesfälle im Zusammenhang mit #COVID19. 3/n
Also eine ziemlich genaue Prognose, welche nicht erstaunlich ist, da sowohl R0 (~2,4) sowie die Infektionssterblichkeit (~0.9%) von #SARSCoV2 zu diesem Zeitpunkt (März 2020) bekannt waren. Der Bericht macht übrigens keine Angaben zum Verlauf der Epidemie in Schweden. 4/n
Schweden hat seit Beginn der Pandemie ebenfalls strenge Social-Distancing-Massnahmen in Kraft, welche über die meiste Zeit strenger waren als beispielsweise diejenigen in der Schweiz. 5/n
Weiter schreibt Herr Scheffold, dass die @SwissScience_TF im wissenschaftlichen Update vom 9. Februar 2020 “bis Ende März ein Anstieg des R-Werts auf über 1,2 prognostiziert”. 6/n sciencetaskforce.ch/wissenschaftli…
In diesem Update wird der ab Ende Februar zu erwartende Anstieg der Fallzahlen mit einer Grafik illustriert. Dabei wird ausdrücklich erwähnt, dass dies “nicht als Prognose der tatsächlichen Entwicklung der Infektionen in der Schweiz interpretiert werden” soll. 7/n
Der R-Wert ist von Anfang Januar bis Anfang März jedoch tatsächlich von ca. 0,8 auf etwa 1,1 gestiegen. Auch unter Berücksichtigung der Hospitalisierungen und Todesfälle. 8/n
Herr Scheffold schreibt, dass die “Mutanten-Welle” trotz Lockerungen ausgeblieben sei. Ob man von einer Welle sprechen kann sei dahingestellt. Tatsache ist, dass trotz Impfkampagne und saisonalen Effekten die Anzahl der hospitalisierten Patienten wieder ansteigt. 9/n
Wenn jetzt klug gehandelt wird, dann wird der Infektionsdruck im Mai und Juni aufgrund der Impfungen und saisonalen Effekten tatsächlich abnehmen. 10/n
Werden jedoch “deutliche Lockerungen” eingeleitet, wird sich diese Normalisierung nur noch weiter verzögern. Mit den entsprechenden wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und gesundheitlichen Kosten. Ende. 11/n

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30 Mar
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17 Feb
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16 Feb
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