Thread by @die_vom

Müde, blass und verweint steht meine Nachbarin auf der anderen Straßenseite.
"Mein Bruder liegt auf der Covid-Station..." Tränen fließen. "Meine Schwägerin ist auch infiziert und ist nun alle Zuhause. Ich kann nicht zur Ihr."
Ruhe. Alles in mir möchte die Straße überqueren
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und Sie in den Arm nehmen. Aber es geht nicht. Es darf nicht sein, was vor dieser Pandemie das Normalste der Welt war. Und so spüre ich in diesem Moment die scheinbar unendliche Dimension der Einsamkeit und der Verzweiflung. Meine Nachbarin ist alleine mit Ihren Ängsten und
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Gefühlen, mit Ihrer Sorge um Ihren Bruder, um Ihre Schwägerin. Ihre Schwägerin ist alleine, mit der Infektion und der unendlichen Sorge um Ihren Mann. Ihr Mann ist alleine mit der Sorge um sich und seine Frau. So viele Menschen, welche nun einsam, alleine all diese Ängste,
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Sorgen, Nöte aushalten müssen. Ohne, dass sie jemand in den Arm nimmt, sie liebevoll umsorgen kann.
Ich empfinde diese notwendige Distanz als grausam. Es ist ein tiefer, dunkler Graben, der zutiefst miteinander verbundene Menschen voneinander trennt. Gerade zu brutal.
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Wie ein Mantra wiederholt meine Nachbarin, dass Ihr Bruder keine Vorerkrankungen habe. Es ist Ihre einzige Hoffnung in diesem Moment.
Es sind die Glaubenssätze der Politik, welche die Menschen dann abrufen und Ihre Hoffnungen daran ketten.
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Wie viel Leid hätte man den Menschen ersparen können, wenn wir frühzeitig eine Niedriginzidenzstrategie gewählt hätten?
Wut kommt auf. Am Ende ist die Wut der Bodyguard der Traurigkeit über so viel unnötiges Leid.
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Dann lese ich, dass Olaf Scholz sich auf den Biergarten freut und frage mich, ob er sich nur im Ansatz darüber bewusst ist, was solche Statements den Menschen suggerieren? Sie suggerieren Sicherheit! Eine Sicherheit, welche NICHT existiert! Und doch - verlassen sich viele
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Menschen darauf und saugen solche Aussagen regelrecht auf, weil Sie Ihnen so viel geben, von dem, was sie gerade so sehr ersehnen.
Doch der Weg in den Biergarten ist gepflastert mit dem Leid, der Gesundheit und den Leben Unschuldiger.

8/Ende