Luisa Neubauer hat Hans-Georg Maaßen keinen Antisemiten genannt. Sie hat diesen Vorwurf im Gegenteil ausdrücklich verneint. Ihr Vorwurf lautet auf Verbreitung antisemitischer Inhalte von Dritten.
Laschet hat sich verhört oder so getan, als hätte er sich verhört, und Maaßen in seinen Antworten gegen den nicht erhobenen Vorwurf in Schutz genommen.
Laschet hat Maaßen allerdings auch gegen den tatsächlich von Luisa Neubauer erhobenen Vorwurf verteidigt. Das war eigentlich sehr unvorsichtig, denn Laschet wusste ja nicht (genau), auf welche Texte Neubauer sich bezog. Aber Laschet kommt mit so etwas durch.
Fazit: Nicht Neubauer blieb Belege schuldig (in einer Talkshow kann man schlecht Links aufsagen), sondern Laschet behauptete ohne Not und ohne Prüfung, es gebe keine Belege.
Auch vorher hatte Laschet schon die Taktik des Sich-Verhörens zum Einsatz gebracht, war ausgewichen, indem er sich dumm stellte. So hielt Neubauer ihm völlig zu recht entgegen, dass er als Bundesvorsitzender und Kanzlerkandidat der CDU nun auch zur Wahl von Maaßen aufrufe.
Laschet tat so, als bezöge sich diese Einrede auf die Lage vor der Nominierung. Aber wenn er nicht zur Wahl von Maaßen aufrufen will, muss er sich mit den anderen demokratischen Parteien auf einen Gegenkandidaten einigen. Das wäre Notwehr zum Schutz seines Verständnisses von CDU.
Doch dann hätte der Parteivorsitzende mit einem Parteiordnungsverfahren zu rechnen.
Große Hochachtung dafür, dass @Luisamneubauer im gesamten Schlagabtausch mit diesem listigen Gegenüber so ruhig und rational blieb.
Luisa Neubauers Vorwurf in Sachen Maaßen im ursprünglichen Wortlaut: Der Anfang des Wortwechsels (ab 0:00), an den Laschet später (ab 3:38) nachfragend anknüpft.
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Fünfzehn Monate Pandemie - und die Kulturfunktionäre haben nichts dazugelernt. Der Architekturhistoriker Nerdinger muss doch Burckhardts "Cicerone" kennen, "Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens". sueddeutsche.de/muenchen/muenc…
Nerdinger ist übrigens Experte für NS-Architektur. Soviel zu seinen Maßstäben in Sachen "Erschrecken" und Menschenwürde.
Suggestive Frage, unsägliche Antwort. - Der aus der Öffentlichkeit verbannte Liefers wird bestimmt demnächst in die Akademie gewählt.
Wenn @DIEZEIT einen solchen Satz unredigiert stehen lässt, sollte sie für die nächsten hundert Jahre nicht mehr von "alternativen Fakten" und "Fake News" schreiben. zeit.de/2021/12/identi…
Die nächste Legende. Es ging nicht um Befugnis. Das Argument lautete: Wenn es nicht-weiße Übersetzer mit Expertise für Spoken Word gibt, sollte sich die weiße Dichterkollegin ohne diese Expertise vielleicht nicht vordrängeln.
Und manchmal gibt es für diese Wahrnehmung auch gute Gründe. Ich nehme zum Beispiel den Autor dieses Artikels, Armin Pfahl-Traughber, primär als Angehörigen der Gruppe der Bediensteten des Bundesamts für Verfassungsschutz wahr.
Martin Mosebach über die Arbeit an seinem Roman „Krass“: „Es gibt neue Beobachtungen, es gibt alte Erfahrung.“
„Realistisches Schreiben bedeutet, die eigentliche Wirklichkeit bedeutend abzudämpfen. Wollte man sie beschreiben, würde das in der Literatur, als Erzählung, unwahrscheinlich und zu krass, zu grell und zu abenteuerlich wirken.“
„Man muss die Wirklichkeit betrachten und ganz viel wegnehmen. Dann ist es für das Buch gerade erträglich.“
"Und dieser Schuster wird gefeiert wie bei Adalbert Stifter. Er wird als ein Heiliger der Verborgenheit gekennzeichnet. 'Etwas so Banales wie die Sehnsucht nach Aufstieg kannte er nicht.' Das muss man schon lesen wie: Dritter Stand, bleib bei deinem Leisten!"
Immerhin zwei Leute haben mich heute gefragt, was ich eigentlich klug und gehaltvoll an der von mir zur Lektüre empfohlenen Rezension von Martin Mosebachs "Krass" durch Ellen Kositza finde, @JochenVenus und @Sektordrei. Vielen Dank!
(Vielleicht habe ich auch jemanden übersehen. Pardon!)
Was ist eigentlich ein Roman? Was wäre ein guter Roman im Sinne eines Musterbeispiels für die Gattung? Und wäre so ein Musterroman wirklich ein guter? Mit diesen Fragen habe ich mich herumgeschlagen, als ich meine eigene Rezension schrieb, die heute im @FAZ_Feuilleton steht.
Judith von Sternburg rezensiert "Krass" von Martin Mosebach. Die vielfältigen anschaulichen Beobachtungen summiert die frappante Schlusspointe: "Ein souveräner Roman. Wer Rückschlüsse auf die Wirklichkeit aus ihm ziehen will, wird in die Irre gehen." fr.de/kultur/literat…
Aber von vorn. "Die einzige Person, die vermutlich angeekelt wäre, ist Hella, eine störrische, ungeschminkte junge Frau in mausgrauen Pullis, die im Roman nicht einmal direkt auftreten darf."
"'Krass' ist in drei große Kapitel aufgeteilt, & dass man im ersten nicht die geringste Vorstellung davon haben kann, wie das zweite aussieht, & im zweiten erst recht keine davon, wie es im dritten enden wird, spricht sehr für diese spannende und auch verblüffende Konstruktion."