In den USA werden jetzt UFO-Aufnahmen offiziell untersucht. Finde ich toll - nur wenn man Ungewöhnliches untersucht, kann man etwas Neues lernen. Was ich nicht verstehe ist der gedankliche Automatismus: Wenn wir keine Erklärung finden, dann MÜSSEN ES ALIENS SEIN! Wieso? (Thread)
Außerirdische, die in fliegenden Untertassen herumfliegen, sind nur deshalb in unseren Köpfen, weil sie Teil unserer Erzählkultur sind. Wir kennen sie aus Büchern, Comics und Filmen. Es wären unzählige andere Dinge vorstellbar, über die man ebenfalls Geschichten schreiben könnte.
Fliegende Kuckucksuhren aus Atlantis? Unbekannte Elementarteilchen, die mit der Atmosphäre auf wundersame Weise interagieren? Die wiedergeborene Seele verstorbener Topfpflanzen? Alles ähnlich weit hergeholt. Aber darüber gibt es keine Geschichten, daher vermutet das niemand.
Es gibt durchaus plausible Thesen, die man testen muss: Handelt es sich um unbekannte Wetterphänomene? Um eine geheime Militärtechnik anderer Staaten? Um einen Schwindel? Vielleicht. Aber selbst wenn alle diese Thesen widerlegt werden, stützt das nicht die Alien-UFO-These.
Das ist, als würde man in der Ferne vage eine menschliche Gestalt erkennen. Man fragt: Ist das Herbert? Nein. Ist es Claudia? Auch nicht. Hm. Wir haben keine Erklärung. DANN MUSS ES DER VOR 40 JAHREN MYSTERIÖS VERSCHWUNDENE ONKEL THEO SEIN! Nein, muss es nicht.
Es gibt noch Milliarden andere Menschen, um die es sich handeln könnte. Die meisten davon kennen wir nicht einmal. Daher können wir nicht durch Ausschlusskriterien die Onkel-Theo-These bestätigen. Und die UFO-Alien-These auch nicht.
So lange man nicht irgendwelche eindeutig nichtmenschlichen Artefakte findet, Gewebe mit nicht-irdischer DNA oder Ähnliches, ist für mich die Alien-These jedenfalls irgendwo ganz weit draußen, bei Onkel Theo und den Kuckucksuhren aus Atlantis. Immer mal langsam.

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