Bringt es etwas, wenn Impfpatente aufgehoben werden? Ich bin skeptisch. Neue wissenschaftliche Methoden sind keine Rezepte, die man einfach nachkochen kann. Es dauert oft Jahre, bis sich ein anderes Labor in neue Techniken eingearbeitet hat. Diese Zeit haben wir nicht. (Thread)
In meiner Quanten-Forschungsgruppe hatten wir selbstentwickelte Computercodes. Jeder wusste, wen man fragen muss, wenn es Probleme gibt, wo die Schwachstellen sind, wofür man welchen Code eher nicht verwenden soll. Gemeinsam im Team klappte das gut.
Hätten wir die Codes frei ins Internet gestellt, hätte keine andere Forschungsgruppe der Welt irgendetwas damit anfangen können. Ohne Erfahrung und Know-How wäre das völlig nutzlos gewesen. Nicht weil die weniger schlau waren als wir, sondern weil sie die Erfahrung nicht hatten.
Klar: Andere Teams hätten unsere Codes durchanalysieren können, irgendwann hätten sie alles verstanden. Aber das hätte wohl länger gedauert, als von 0 weg neue Codes zu entwickeln. Und bei komplizierten Geräten ist es oft ähnlich:
Eine Forschungsgruppe kauft ein neues Messinstrument, dann dauert es mal Monate, bis man verstanden hat, wie man es behandeln muss, um zuverlässige Resultate zu bekommen. Es ist nicht wie bei einem Reiskocher, bei dem man einfach die Anleitung liest.
Bei teuren Geräten kauft man sich oft das Service ein, dass ein Spezialist eingeflogen wird, der dann direkt vor Ort das Gerät erklärt und optimiert. Wissenschaft ist kompliziert. Und Impfstoffentwicklung ist ein besonders kompliziertes Gebiet, speziell bei mRNA-Impfstoffen.
Ich bin gespannt, ob Patente, wenn sie fallen, tatsächlich aufgegriffen werden. Meine Vermutung ist aber: Wenn ja, dann wird es dauern. Wir werden sehen.

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