Ich habe @tudresden_de auf Lehramt Gymnasium studiert, Deutsch und Geschichte. Aus Interesse und motiviert durch zwei Lehrer, die ich wirklich sehr schätzte, heute aber vermutlich nicht mehr als Vorbilder empfehlen würde. 1/
Aufgewachsen bin ich in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz. Eine wilde Stadt, politisch extrem nach rechts wie links mit einer ziemlich bunten Subkultur. 1989 bin ich 13 Jahre alt gewesen. Gerade alt genug, um politisch interessiert und engagiert zu sein. 2/
Und gerade jung genug, um doch noch Abitur machen zu können. Das wäre mir, ohne Wende, wohl nicht möglich gewesen. Jahre später, nach der Promotion und in den ersten Pendeljahren im akademischen Prekariat, habe ich viele Gelegenheiten gehabt, in denen ich daran erinnert wurde. 3/
Promoviert wurde ich in Dresden zu einem Thema im engeren Kontext der Herrnhuter Brüdergemeine, einer pietistischen Gemeinschaft. Dort wird eine besondere Tradition vepflegt: Ihre Mitglieder verfassen Lebensbeschreibungen, die 'inneren' und 'äußeren' Gang reflektieren. 4/
Das führt in langen Reihen zu verfestigten Formulierungstraditionen, die man als Sprachgebrauch eines Kollektivs analysieren kann. Das Thema hat mich jedenfalls nie losgelassen, aber dazu in dieser Woche noch mehr (#DigitalHerrnhut). 5/
Nach der Promotion habe ich erst zwei Jahre an der @LMU_Muenchen in verschiedenen Kontexten gearbeitet, bevor mich Markus Hundt fragte, ob ich nicht Lust hätte, an die @kieluni zu kommen. Nach Kiel zu gehen, war die wohl wichtigste berufliche Entscheidung meines Lebens. 6/
Markus hat mich gefördert: Er hat mich mit den Sprachhistoriker:innen der späteren @ggsg_ev in Verbindung gebracht, deren erster Vorsitzender ich gerade bin. Er hat mir Verantwortung für die @zrs_redaktion übertragen. 7/
Er hat Forschungsnetzwerk "Sprache und Wissen" @UniHeidelberg angeregt, die Domäne "Religion" einzurichten, die ich heute zusammen mit @wal0815 gestalte. Auf den Treffen in HD lernte ich auch Alexander Ziem Ende der 2000er kennen. 8/
Ich habe das damals nicht so gesehen, heute weiß ich es besser: Ohne einen Förderer, wie Markus mir einer in der Qualifikation war, ist es schwer in der Wissenschaft. Also nicht, hineinzukommen und irgendwie mitzumachen, sondern in der Wissenschaft zu bleiben. 9/
Mit Alexander gemeinsam habe ich die #Konstruktionsgrammatik entdeckt. Er eher von der #Framesemantik kommend und ich eher aus der Sprachgeschichte, hatten wir den verwegenen Plan, 2010 eine Tagung zur Konstruktionsgrammatik des Deutschen in Kiel zu veranstalten. 10/
Mit den Kolleg:innen, die ich damals kennenlernen durfte, bin ich sehr verbunden (credits an u.a. @JGoschler, @astefanowitsch, @hilpert_martin) - und die Fragen, die uns damals beschäftigten, tragen mich heute noch immer und noch viel weiter. 11/
Und ich hoffe, dass ich mit Alexander noch einige Bücher schreiben und herausgeben kann. Wir haben uns sicher etwas übernommen an der ein oder anderen Stelle, aber es ist mir eine große Freude, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen. 12/
Es kam, wie es kommen musste: Ich wurde zu einem konstruktionsgrammatischen Thema (Nonagentive Konstruktionen des Deutschen) in Kiel habilitiert und hatte die große Freude, kurz danach einen Ruf @tudresden_de @GSW_TUDresden annehmen zu dürfen. 13/
So sah er für mich aus - der lange Weg durch die Qualifikation. Seit dem WiSe 2017/2018 lehre ich auf meiner Professur für germanistische Linguistik und Sprachgeschichte. Wenn Ihr dem Kanzler das nicht verratet: Ich habe auch nicht vor wegzugehen. 14/14

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More from @realsci_DE

25 May
Ich habe mich dazu entschieden, das Thema einer Wissenschaftskultur der Digitalität an den ~eigentlichen~ Beginn dieser Woche zu stellen. Das tue ich, weil ich überzeugt bin, dass wir die Möglichkeit haben, ein erweitertes Verständnis von akademischer communitas zu entwickeln. 1/
In einer Kultur der Digitalität (nach Stalder) zu leben, bedeutet, dass sich Transformationen und Verwerfungen von Formen des gesellschaftlichen Umgangs mit Wissen nicht erst andeuten, sondern ~bereits Realität~ sind. 2/
Damit stehen etablierte Prozesse der Wissensaneignung, der Hervorbringung und Kommunikation von Wissen sowie der Status von Wissen selbst zur Disposition. Die Frage, was Wissen sei, war noch nie so offen wie heute. Ein Rückzug auf eine vordigitale Kultur ist keine Option. 3/
Read 46 tweets
24 May
An der @tudresden_de studieren über 30.000 Studierende – ein großer Teil davon in den Geistes-und Sozialwissenschaften. Das ist einer von insgesamt fünf Bereichen, denen die Fakultäten zugeordnet sind. 1/
Zum @GSW_TUDresden gehören die Philosophische Fakultät (PhF), die Fakultät Sprach-, Literatur- Kulturwissenschaften (SLK) und die Erziehungswissenschaftliche Fakultät (EW). 2/
An der SLK kann man auf BA, in den Masterstudiengängen "Literatur und Kultur im gesellschaftlichen Wandel" (LiKWa) und "Europäische Sprachen" (EuroS) und auf Lehramt in den Fächern Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch, Russisch und Latein studieren. 3/
Read 7 tweets
24 May
Dass ich Linguist bin, heißt nicht zugleich, dass ich leserlich schreibe. Deshalb transkribiere ich Euch gern hier, was Euch in dieser Woche auf diesem Account erwartet. 1/
~Heute~ verorte ich mich für Euch ein wenig @tudresden_de und @GSW_TUDresden mit @SLUBdresden und stelle Euch das ein oder andere für mich, und vielleicht auch für Euch, interessante Thema vor. 2/
~Morgen~ steht "Wissenschaftskultur der #Digitalität" im Mittelpunkt: #OER, #OA, #OEP, #Barrierefreiheit. Live seid Ihr bei einem Vorgespräch über eine geplante Hamlet-Aufführung (schraegstrich-theater.de) und einem Vortrag von @MalNeAndere in HD dabei. 3/
Read 7 tweets
24 May
Heute ist Pfingstmontag, ein Feiertag. Ich versuche es zu vermeiden, an Feiertagen zu arbeiten. Das gelingt mir nicht immer, aber doch immer ein bisschen besser. 1/
Deshalb stelle ich heute nur vor, was Euch in dieser Woche erwartet, und sage das ein oder andere zu mir. Und: Ich nehme Euch einfach überall mit hin. 2/
Während ich Brötchen holen gehe, zumindest so viel: Es ist ein wenig erstaunlich, dass wir Pfingsten schreiben und sagen. Es geht zurück auf pentēkostḗ (griech.) und das bedeutet, dass es bereits im Germanischen genutzt worden sein muss. 3/
Read 13 tweets
26 Apr
Los geht's:
Angefangen hat eigentlich alles bereits als ich so um die 3 Jahre alt war. #Dinosaurier fand ich sowieso schon immer super, aber als dann #JurrassicPark ins Kino kam, war es um mich geschehen. Ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, wo es so losging. 🦖🦕
Und dann gab es da auch tatsächlich eine Frau mit meinem Namen: Ellie SATTLER – ich konnte es kaum glauben. Da wusste ich, als Mädchen kann ich auch so etwas werden. Meine Zukunft war somit schon beschlossen und ich wollte auch eigentlich nie etwas anderes machen.
kleiner Fun Fact, Sam Neill (also Alan Grant aus Jurassic Park) folgt mir seit einigen Jahren auf Twitter - ich bin damals fast in Ohnmacht gefallen 🥲😅
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25 Apr
Interessant an dieser Woche war, dass ich mich wirklich wie ein Gast gefühlt habe. Ich wurde freundlich eingeladen und wollte dieser Einladung gerecht werden, nie ohne mir dessen bewusst zu sein, dass ich mich auf "fremdem" [digitalen] Terrain bewege. Ab und zu
musste ich mal bei mir "zu Hause" vorbeischauen. Dort und hier zu schreiben, ist wirklich ein Unterschied, mal abgesehen davon, dass ich schon ein wenig geplant habe, wie ich diese Woche gestalten möchte, was ich natürlich "drüben" bei mir nicht tue.
Online-Ethnographisch gesehen ist das natürlich eine besonders wertvolle Erfahrung, wofür ich den #RealScientists sehr danke.
Ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass ich noch mehr von meiner aktuellen Forschung hätte berichten sollen/wollen.
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