Das dritte Thema, das ich vorstellen will, steht im Kontext #BarrierefreieKommunikation. Das beschäftigt mich bereits seit 2013 in Auseinandersetzung mit #LeichteSprache. Ich möchte an diesem Beispiel einen zentralen Aspekt für Forschung herausheben: #Funding. 1/
Forschung lebt mittlerweile nicht nur von einer guten Idee oder kommunikativer Anschlussfähigkeit in der Communitas, sondern immer häufiger nur noch durch erfolgreiche Drittmitteleinwerbung. 2/
Ursprünglich zusätzliches Anreizmittel, um Forscher:innen zum lebenslangen und hochmotivierten Forschen zu ermuntern, werden heute viele Biographien dadurch geprägt, von Projektstelle zu Projektstelle zu ziehen, im akademischen Prekariat. 3/
Die Idee, dass Relevantes förderungswürdig ist, verdeckt, dass es eine Abstimmung darüber geben muss, was relevant sei. Da man sich erwartungsgemäß hier nie wird einigen können, wurden je nach Belieben unterschiedliche Quantitätsmaße ausgenutzt. 4/
Mal wurden Publikationen durchgezählt (weshalb sie in Bewerbungsverfahren der Einfachheit halber nummeriert werden), mal werden Publikationen mit Peer Review separat gelistet, mal nur diejenigen im #WebOfScience. 5/
Wie dem auch sei, und egal, aus welcher Perspektive man es betrachtet, die #Kommerzialisierung hat Wissenschaft längst erreicht, wenn diese sich nach Kriterien quantifizieren lässt, die maschinell Relevanz messen. 6/
Erst gestern wurde in @faznet ein Artikel publiziert, in dem die @dfg_public vor der Rolle des #Plattformkapitalismus in der Wissenschaft warnt. Man fragt sich da zwar manches Mal, ob man lachen oder weinen soll, weil durch Drittmittelpolitik die marktwirtschaftl. Effekte ... 7/
... ja noch befördert werden, aber sei es drum. Die Situation ist, wie sie ist. Das sagt sich von meiner Position aus aber leicht. Nicht wenige hier, die diesen Account kuratiert haben, waren verzweifelt, verbittert, haben der Wissenschaft den Rücken gekehrt. 8/
Und warum? Weil sie für sich und ihre Arbeit keine Perspektive gesehen haben. War diese nicht relevant? War sie der Mühe nicht wert? Waren andere vermeintlich schneller, weiter, vernetzter? Keine dieser Fragen lässt sich beantworten. Sicher ist nur: Es ist nicht leicht. 9/
Das soll zugleich aber nicht bedeuten, dass Wissenschaft nur dort gedeiht, wo es keine Qualitätssicherung gibt. Im Gegenteil. Wissenschaft braucht Kritik, braucht ernsthafte Auseinandersetzung in der Sache und Experimentierräume, in denen auch Fehler ein Ergebnis sind. 10/
Was heißt das aber für #BarrierefreieKommunikation? Nun, das Thema ist gesellschaftlich wichtig und wird in der Öffentlichkeit entsprechend im Kontext von Diversitätsdebatten (nein, keine Kommentare zu geschlechtergerechter Sprache jetzt) diskutiert. 11/
Ist das Thema so relevant, dass man Fördermittel dafür bekommt? Und wenn ja, aus welchen Quellen? Nachdem ich mir das bei diesem Thema jahrelang mit angeschaut habe, bei welchen Geldgeber:innen man auf welche Weise Aufmerksamkeit sucht, habe ich einen anderen Weg gewählt. 12/
Gemeinsam mit Studierenden habe ich 2019 - mit Förderung - eine gemeinnützige GmbH für #BarrierefreieKommunikation aus der @tudresden_de ausgegründet: @DresdenVerso. Das KMU ist heute lebensfähig und ermöglicht es mir, in Kooperation, zusätzliche Förderquellen aufzuschließen. 13/
Beim Lehr- und Lernprojekt #Hamlet ist das Team von #VERSO mit dabei, bereitet Studierende mit auf ein interessantes Arbeitsfeld vor, begleitet Abschlussarbeiten und den ein oder anderen Piloten. 15/
So gelingt es, Forschungsperspektiven zu öffnen und neue Wege auch in der Forschungsfinanzierung zu finden, um Themen, die nicht in die Relevanzmaße quantifizierbarer Forschungsförderung passen, zu bespielen. 17/
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Ihr erinnert Euch? Vor gefühlter Ewigkeit, also am Dienstag, habe ich über Universitäten als Institutionen gesprochen, die im Kern mittelalterlich seien. Universitäten als Communitates also. Das muss man bedenken, wenn man über ~akademische Selbstgestaltung~ spricht. 1/
Die kleinste Einheit an einer Universität ist danach ein Kollegium. Das besteht, minimal, aus Doktor:in und zwei Studierenden: Im Mittelpunkt von Universität steht also die Lehre. Ihr wundert Euch vllt.: Was ist mit den Professor:innen? Den Heerscharen an Lehrbeauftragten? 2/
Professor:innen sind Doktor:innen, mit einer spezifischen Funktion in der nächstgrößeren Struktureinheit, der Fakultät, der ~Schule~. Manche Fakultäten haben die Möglichkeit, ihrer Doktor:innen Lehrstühle einzurichten. Sie bestimmen gemeinsam die Entwicklung ihrer Schule. 3/
Was ist #DigitalHerrnhut? Das wird jetzt etwas umfassender, denn in der Tat stelle ich schon einige Jahre Fragen, immer in verschiedener Intensität, an diese kulturell äußerst bedeutungsvolle Gemeinschaft der #HerrnhuterBürdergemeine. 1/
Die Herrnhuter Brüdergemeine ist eine Glaubensgemeinschaft, die sich am Anfang des 18. Jh. aus verschiedenen Wurzeln heraus in Ostsachen institutionalisiert. Sie stellt Prinzipien des Zusammenlebens zentral, die zu dieser Zeit als sozialrevolutionär gelten dürfen. 2/
Das sind in loser Folge: Vor Gott sind alle Menschen gleich. Nach der "Tropenidee" ist es dabei zunächst erst einmal nicht vorrangig, welche:r Gott das sei (im Mittelpunkt der Gemeinschaft steht aber Jesus Christus, wir reden von einer protestanischen Gemeinschaft). 3/
Weil es den Kern linguistischer Forschung berührt, steige ich mit einem Thema ein, das mir sehr am Herzen liegt. Ich bin froh, dass es mich und ich es gefunden habe: #Konstruktionsgrammatik. 1/
Ich hatte am Montag schon erwähnt, dass es mich vor allem mit Alexander Ziem (@HHU_de) zusammenschweißt: Vier der fünf konstruktionsgrammatischen Titel, an denen ich mitgearbeitet habe, sind zusammen mit ihm entstanden. Die Aufsätze nicht mitgezählt. 2/
Aber worum geht es in der Konstruktionsgrammatik? Es ist ein Sprachwissensmodell, das, wie andere auch, auf spezifischen (und nicht immer expliziten) Prämissen aufruht und den Gegenstand Sprache aus einer bestimmten Perspektive in den Blick nimmt. 3/
Guten Morgen! Heute steht die ~Forschung~ auf dem Programm. Wie man auch an dieser Woche sehen kann, ist sie (leider) nur noch ein Teil meiner Arbeit. Das bedauere ich auf der einen Seite, auf der anderen kommen viele interessante Aspekte hinzu. 1/
Nichstdestotrotz kann ich Euch heute nicht alle Dinge vorstellen, in die ich involviert bin, sondern möchte drei Themen herausheben, von denen ich zwei eher kurz vorstellen werde, da sie an anderer Stelle gut ausdokumentiert sind. 2/
Zur Freiheit an Universitäten gehört, dass ich in der Forschung frei bin. Ich darf mir also meine Gegenstände selbst wählen, zu denen ich arbeite. Ein, zwei Haken hat das aber. Zum einen muss sich jemanden finden, der meine Fragestellung und damit mich finanziert. 3/
Jetzt nehme ich Euch mit zum Zukunftslabor "Lehre" @tudresden_de. Die Diskussionen hier, zwischen allen Statusgruppen unserer Communitas, sind zwar nicht öffentlich, aber ich stelle Euch das Format parallel gern vor. 1/
"Wie wollen wir lehren, wie wollen wir lernen?" Das ist die Leitfrage des fünften Zukunftslabors. Tina Engel und ich moderieren den Themenzirkel "Digitalisierung"; Kira Lauber (@kilau_hd) und Marie-Theres Ueberlein unterstützen uns dabei. 2/
Über 200 Teilnehmer:innen unserer Hochschule sind bei den Diskussionen dabei; thematisch werden neben der Digitalisierung, das Lehrleitbild, QM, Studiengangsentwicklung, LLL, Schlüsselkompetenzen und Studierendenzentrierte Services fokussiert. 3/
Heute möchte ich mich der ~Lehre~ zuwenden. Das wird etwas persönlicher, denn Lehre ~ist~ persönlich. Wenn es sich anbietet, werde ich immer wieder Brücken zum Thema ~Digitalität~ und ~Forschung~ bauen. 1/
Zunächst: Ich liebe die Universität für die Möglichkeiten, die sie mir für gemeinsames Lernen und Lehren gibt. Ich bin nämlich frei (§ 4 SächsHSFG) - und das muss man sich in jeder Bedeutungsnuance auf der Zunge zergehen lassen. Es ist ein Privileg meiner Communitas. 2/
Freilich, es gibt die ein oder andere Reglementierung. Diese erlegen sich (1) die Universitäten selbst auf, indem Sie z.B. bestimmte Studiengänge anbieten. Andererseits werden durch Land und Bund an (2) Studiengänge mit Staatsexamensabschluss Vorgaben gemacht. 3/