Ihr erinnert Euch? Vor gefühlter Ewigkeit, also am Dienstag, habe ich über Universitäten als Institutionen gesprochen, die im Kern mittelalterlich seien. Universitäten als Communitates also. Das muss man bedenken, wenn man über ~akademische Selbstgestaltung~ spricht. 1/
Die kleinste Einheit an einer Universität ist danach ein Kollegium. Das besteht, minimal, aus Doktor:in und zwei Studierenden: Im Mittelpunkt von Universität steht also die Lehre. Ihr wundert Euch vllt.: Was ist mit den Professor:innen? Den Heerscharen an Lehrbeauftragten? 2/
Professor:innen sind Doktor:innen, mit einer spezifischen Funktion in der nächstgrößeren Struktureinheit, der Fakultät, der ~Schule~. Manche Fakultäten haben die Möglichkeit, ihrer Doktor:innen Lehrstühle einzurichten. Sie bestimmen gemeinsam die Entwicklung ihrer Schule. 3/
Und die Institute? Nun, die sind keine Rechtsform. Schön, dass es sie gibt, aber sie sind wild gewachsen und spiegeln im Wesentlichen nur die Ausdifferenzierung der Fakultäten wider. Und die Lehrbeauftragten? Sie sind eine recht neue Erfindung. 4/
Sie leisten bei immer weiter steigenden Studierendenzahlen einen immens wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Grundfunktion von Universität: Lehre. Aber sie sind strukturell nicht in Entscheidungsprozesse der Universität eingebunden. 5/
Fakultäten werden durch einen Primus inter Pares geführt, einen Dekan. Er wird, formal, als "Spektabilität" angesprochen.^^ Und da wir gerade über Distinktion sprechen: Schaut mal nach, wer, wann und ab welchem Zeitpunkt "Spektabilis" sagen darf. 6/
Zur Universitätsleitung geht es in diesem Stile weiter: Aus den Fakultäten (meist aus den Dekanatskollegien) heraus werden die Consules, also die Rektor:innen, die Präsident:innen o.Ä. bestimmt und, Achtung, im Senat - wo sonst - gewählt. 7/
Teil einer solchen Communitas zu sein, verpflichtet also, selbstredend, zur Mitgestaltung. Zum Mitprägen. Dafür hat sich der unschöne Ausdruck ~akademische Selbstverwaltung~ eingebürgert. 8/
Ohne jetzt über #Framesemantik sprechen zu wollen (youtube.com/results?search…), wird dadurch aber verdeckt, worum es im Kern geht: Alle Mitglieder einer Universität ~gestalten~ ihre Gemeinschaft; sie haben das Recht und die Pflicht dazu. 9/
Frei sind sie 'nur' in "Forschung und Lehre", was bisweilen fehlinterpretiert werden mag. Universität zu bauen, ist ein Auftrag an alle, die mit ihr und von ihr profitieren wollen. Und es gibt immer viel zu tun. 10/
Ich habe das Glück, auf eine Professur berufen worden zu sein. Damit bin ich Mitglied des Institutsvorstands (für Germanistik) und Mitglied der Fakultät, aber nicht gewähltes Fakultätsratsmitglied. Dort bin ich aber dauernder (nicht stimmberechtiger) Gast. 11/
Denn ich bin Studiendekan und seit ca. einem Jahr auch Prüfungsausschussvorsitzender der Studiengänge an unserer Fakultät und auch Studiendekan für den Masterstudiengang #DigitalHumanities@GSW_TUDresden. Den kann man noch nicht studieren, aber er muss ja eingerichtet werden. 12/
Als Studiendekan bin ich Gast im Bereichsrat (einer neu eingerichteten Ebene zwischen Fakultät und Universitätsleitung) und, da meine ehemalige Kollegin im Studiendekanat nun Prorektorin für Universitätskultur @tudresden_de ist, nun auch ständiges Mitglied in diesem Gremium. 13/
Als Studiendekan gehöre ich zur Senatskommission Lehre, die dem Senat empfiehlt. Diese Senatskommission wird vom Prorektor Bildung, @michael_kobel, geführt. Daneben bin ich in der Bibliothekskommission (dem Prorektorat Forschung zugeordnet) & div. Arbeitskreisen. 14/
Das alles ist die notwendige Konsequenz daraus, dass ich zu einer Communitas gehöre, die sich selbst verwalten darf (!) und selbst gestalten kann (!). Das tut sie auch und ich bin sehr froh darum, dass ich die Möglichkeit habe, mitarbeiten zu können. 15/
Mein Hauptaugenmerk gilt der Hochschullehre. Unsere Hochschulen sahen sich im letzten Jahr unter den Vorzeichen der Pandemie vor massive Herausforderungen gestellt, allen wurde viel und manchen über die Maßen viel abverlangt. 16/
Wir haben viel gelernt und ich hoffe, dass sich manche hochschuldidaktische Entwicklung verstetigt. Für die mittelfristige Verankerung digitaler Prüfungsformate @tudresden_de setze ich mich ebenso ein, wie eine stärkere Verzahnung unserer Angebote mit denen der @SLUBDresden. 17/
Digital gestützte Hochschullehre muss in Zukunft immer möglich sein, wo sie didaktisch angezeigt ist. Das kann auch bis hin zu Distanzformaten reichen, mit denen Blended Learning-Formate (geht auch analog, klar, aber digital eben leichter) curricular verankert werden. 18/
Damit ist, mit einem Schlag, nicht nur Internationalisierung leichter zu denken, sondern es sind Barrieren absenkbar, die vorher eine Partizipation am an Universitäten prozessiertem Wissen unnötig erschwerten. 19/
Zudem haben wir gelernt, dass uns die ~Lehre~ als Universität zusammenbringen und -halten kann: Ich habe keine Ahnung von Maschinenbau (schöne Grüße aus @GSW_TUDresden nach @ingTUDresden), aber wir ~lehren~ und ~lernen~ unter den selben Bedingungen:
Und genau ~das~ ist die Quelle für Veränderungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, die man, wenn man will, nutzen kann. Wisst Ihr, wer im Übrigen bei #virTUos dabei ist? Stefan Odenbach. Und Eric Schoop, ein Wirtschaftswissenschaftler: . 21/
Neben der ganzen pandemiegetriebenen Diskussion um Hochschullehre, die in der akademischen Gemeinschaft durchaus kontrovers geführt worden ist (), darf ich als Studiendekan vor allem die Modellierung von Studiengängen moderierend begleiten. 22/
Dazu komme ich später (nach zwei Terminen^^). Wer mag, kann sich aber gern eine frühe Vorstellung der Konzeption des Masterstudiengangs #DigitalHumanities ansehen, der, ironischerweise pandemiebedingt, leider erst zum WiSe 2022 startet: . 23/
Jetzt ist offenbar später. Deshalb nun noch kurz etwas zum Thema Studiengangsentwicklung. Das ist etwas heikel, da wir im Jahr 22 n.B. (#NachBologna) sind. Früher muss man wissen, war alles leichter. 24/
Wie bei allem fragt sich nur, für wen. Ich habe in den letzten Jahren die Neu- und Umgestaltung aller unserer Fachstudiengänge (#BA_SLK, #MA_LiKWa und #MA_EuroS mit tragen dürfen und den Masterstudiengang #DigitalHumanities mit entwickelt. Das funktioniert immer nur im Team. 25/
Besondere Stütze war uns Antje Graf, die nun Referentin des PB @michael_kobel ist. Die Kernidee unserer beiden Fachmaster, auf die ich mich jetzt konzentrieren mag, ist, dass wir Studierenden Entfaltungsmöglichkeiten eröffnen wollen. 26/
Deshalb haben wir die literatur- und kultur- bzw. sprachwissenschaftlichen Studiengänge zunächst als Strukturen gedacht, die weitestgehend identisch sind. In diese Strukturen haben wir Progressionsstufen implementiert. 27
So ist es möglich, einen philologienübergreifenden Abschluss zu machen, oder sich mit dem Nachweis der ~Wahl spezifischer Lehrveranstaltungen nach Institut~ auf dem Zeugnis einen Schwerpunkt je Philologie ausweisen zu lassen, wenn man eine bestimmte Zahl an CPs erworben hat. 28/
Studierende können sich in beiden Fachmastern individuell entwickeln und dabei immer aus der Fülle der Lehr- und Forschungsangebote unserer Fakultät schöpfen. Diese sind auch leichter interdisziplinär ausrichtbar, da die Studengänge strukturell gleich gebaut sind. 29/
Das dritte Thema, das ich vorstellen will, steht im Kontext #BarrierefreieKommunikation. Das beschäftigt mich bereits seit 2013 in Auseinandersetzung mit #LeichteSprache. Ich möchte an diesem Beispiel einen zentralen Aspekt für Forschung herausheben: #Funding. 1/
Forschung lebt mittlerweile nicht nur von einer guten Idee oder kommunikativer Anschlussfähigkeit in der Communitas, sondern immer häufiger nur noch durch erfolgreiche Drittmitteleinwerbung. 2/
Ursprünglich zusätzliches Anreizmittel, um Forscher:innen zum lebenslangen und hochmotivierten Forschen zu ermuntern, werden heute viele Biographien dadurch geprägt, von Projektstelle zu Projektstelle zu ziehen, im akademischen Prekariat. 3/
Was ist #DigitalHerrnhut? Das wird jetzt etwas umfassender, denn in der Tat stelle ich schon einige Jahre Fragen, immer in verschiedener Intensität, an diese kulturell äußerst bedeutungsvolle Gemeinschaft der #HerrnhuterBürdergemeine. 1/
Die Herrnhuter Brüdergemeine ist eine Glaubensgemeinschaft, die sich am Anfang des 18. Jh. aus verschiedenen Wurzeln heraus in Ostsachen institutionalisiert. Sie stellt Prinzipien des Zusammenlebens zentral, die zu dieser Zeit als sozialrevolutionär gelten dürfen. 2/
Das sind in loser Folge: Vor Gott sind alle Menschen gleich. Nach der "Tropenidee" ist es dabei zunächst erst einmal nicht vorrangig, welche:r Gott das sei (im Mittelpunkt der Gemeinschaft steht aber Jesus Christus, wir reden von einer protestanischen Gemeinschaft). 3/
Weil es den Kern linguistischer Forschung berührt, steige ich mit einem Thema ein, das mir sehr am Herzen liegt. Ich bin froh, dass es mich und ich es gefunden habe: #Konstruktionsgrammatik. 1/
Ich hatte am Montag schon erwähnt, dass es mich vor allem mit Alexander Ziem (@HHU_de) zusammenschweißt: Vier der fünf konstruktionsgrammatischen Titel, an denen ich mitgearbeitet habe, sind zusammen mit ihm entstanden. Die Aufsätze nicht mitgezählt. 2/
Aber worum geht es in der Konstruktionsgrammatik? Es ist ein Sprachwissensmodell, das, wie andere auch, auf spezifischen (und nicht immer expliziten) Prämissen aufruht und den Gegenstand Sprache aus einer bestimmten Perspektive in den Blick nimmt. 3/
Guten Morgen! Heute steht die ~Forschung~ auf dem Programm. Wie man auch an dieser Woche sehen kann, ist sie (leider) nur noch ein Teil meiner Arbeit. Das bedauere ich auf der einen Seite, auf der anderen kommen viele interessante Aspekte hinzu. 1/
Nichstdestotrotz kann ich Euch heute nicht alle Dinge vorstellen, in die ich involviert bin, sondern möchte drei Themen herausheben, von denen ich zwei eher kurz vorstellen werde, da sie an anderer Stelle gut ausdokumentiert sind. 2/
Zur Freiheit an Universitäten gehört, dass ich in der Forschung frei bin. Ich darf mir also meine Gegenstände selbst wählen, zu denen ich arbeite. Ein, zwei Haken hat das aber. Zum einen muss sich jemanden finden, der meine Fragestellung und damit mich finanziert. 3/
Jetzt nehme ich Euch mit zum Zukunftslabor "Lehre" @tudresden_de. Die Diskussionen hier, zwischen allen Statusgruppen unserer Communitas, sind zwar nicht öffentlich, aber ich stelle Euch das Format parallel gern vor. 1/
"Wie wollen wir lehren, wie wollen wir lernen?" Das ist die Leitfrage des fünften Zukunftslabors. Tina Engel und ich moderieren den Themenzirkel "Digitalisierung"; Kira Lauber (@kilau_hd) und Marie-Theres Ueberlein unterstützen uns dabei. 2/
Über 200 Teilnehmer:innen unserer Hochschule sind bei den Diskussionen dabei; thematisch werden neben der Digitalisierung, das Lehrleitbild, QM, Studiengangsentwicklung, LLL, Schlüsselkompetenzen und Studierendenzentrierte Services fokussiert. 3/
Heute möchte ich mich der ~Lehre~ zuwenden. Das wird etwas persönlicher, denn Lehre ~ist~ persönlich. Wenn es sich anbietet, werde ich immer wieder Brücken zum Thema ~Digitalität~ und ~Forschung~ bauen. 1/
Zunächst: Ich liebe die Universität für die Möglichkeiten, die sie mir für gemeinsames Lernen und Lehren gibt. Ich bin nämlich frei (§ 4 SächsHSFG) - und das muss man sich in jeder Bedeutungsnuance auf der Zunge zergehen lassen. Es ist ein Privileg meiner Communitas. 2/
Freilich, es gibt die ein oder andere Reglementierung. Diese erlegen sich (1) die Universitäten selbst auf, indem Sie z.B. bestimmte Studiengänge anbieten. Andererseits werden durch Land und Bund an (2) Studiengänge mit Staatsexamensabschluss Vorgaben gemacht. 3/