Ob jemand sich infiziert und infolgedessen auch andere infiziert, hängt also von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren ab.
5/18
Wenn man herausfinden möchte, wie sehr sich Infektiösität & Empfänglichkeit zwischen Altersgruppen unterscheiden, muss man ein Studiendesign wählen, in dem die anderen Faktoren möglichst ähnlich sind.
6/18
Deswegen gelten epidemiologische Haushaltsstudien als der Gold-Standard zur Feststellung von Infektiösität und Empfänglichkeit.
Kontaktmuster sind dort vergleichbar(er), weil Haushaltsmitglieder ähnlich miteinander interagieren.
7/18
Viel Kontakt (vor allem während Lockdown-Ähnlichen Maßnahmen) findet drinnen statt.
Sozio-ökonomische Faktoren in lokal erhobenen Studien sind ähnlich.
Maßnahmen bzw Umsetzung dieser sind vergleichbar.
8/18
Aussagekräftigster wird die Studie, wenn
• alle Haushaltsmitglieder min 1x symptomUNABHÄNGIG getestet werden. Besser mehrmals.
• das Virusgenom sequenziert wird, um die Übertragungsrichtung anhand von Mutationen zu bestätigen
• nachträglich Antikörpertests gemacht werden
9/18
Wie wird dann Infektiösität und Empfänglichkeit evaluiert?
Als Erstes braucht man natürlich einen Indexfall innerhalb eines Haushalts. Vielleicht wegen Kontakt eines Infizierten, vielleicht wegen Symptomen positiv getestet.
10/18
Dann schaut man:
- mit wie vielen Personen lebt dieser zusammen?
- wie viele Personen infiziert er?
Wenn jemand mit 4 Personen zusammen lebt und davon 1 ansteckt, entspricht das einer 25%igen „secondary attack rate“ (SAR) in diesem Haushalt.
11/18
Wenn man daraus die Empfänglichkeit und Infektiösität abhängig vom Alter ableiten möchte, schaut man sich in mehreren Haushalten die SAR in Verbindung mit dem Alter des Indexfalles und dem Alter der Zweitfälle an - und berechnet statistische Abhängigkeiten.
12/18
Mittlerweile gibt es Dutzende, wenn nicht Hunderte dieser Art Studien zur SARS-COV-2 Übertragung.
Auch mehrere Meta-Analysen zu dem Thema gibt es.
Wissenschaftlicher Konsens:
Kinder (besonders unter 10J) sind etwas weniger infektiös & ~50% weniger empfänglich als Erwachsene
13/
Welche Daten und Studien zu Empfänglichkeit und Infektiösität *keine* Aussagen machen können:
14/18
Antikörperstudien nur bei Kindern
• Fehlende Vergleichsgruppe Erwachsener ➡️ keine Schlussfolgerung bzgl verhältnismäßiger Infektionen
• unterschiedliche Maßnahmen in Altersgruppen (zB geöffnete Schulen bei gleichzeitiger Homeoffice-Pflicht)
• ignorieren anderer Faktoren
15/
Höhere Inzidenz bei Kindern
• Größere Ausleuchtung der Dunkelziffer bei Schüler:innen durch regelmäßige, verpflichtende Schnelltests - während erwachsene Altersgruppe weniger getestet wird.
16/18
Viruslast
• Auch wenn die deutlich geringere Viruslast (~70%) von (Klein)Kindern ein Indiz für geringere Infektiösität ist, spielen hier noch andere Faktoren rein, wie:
- Lungenkapazität
- Aerosolausschüttung
- agileres Immunsystem (schnellere Neutralisierung der Viren)
usw
17
Anekdoten
• Zeitungsberichte über zB einzelne Schulausbrüche beinhalten i.d.R. keinerlei bis wenig Hinweise darauf, wer wen unter welchen Einflussfaktoren infiziert hat und haben somit keinerlei Aussagekraft.
Anekdoten sind aus gutem Grund nicht auf diesem Bild zu finden.
18/
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Seit Anfang 2020 informiert @c_drosten im @NDRinfo Podcast über das Coronavirus.
Bei der Rolle der Kinder zeigt er einen deutlichen Bias, den man bereits als Fehlinformation deuten könnte.
Eine chronologische Rekonstruktion in mehreren Teilen.
Teil 1: März-April 2020
🧵
1/17
#Drosten ist ein hervorragender Virologe, DER Experte für Coronaviren.
Bei Ausführungen außerhalb seines Fachbereichs betont er stets mangelnde Expertise, während er bzgl der Rolle der Kinder eine „starke Meinung“ vertritt, die wissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht.
2/
Aussagekräftige Studien zur Rolle der Kinder in der Pandemie werden im Podcast
• nicht besprochen
• Ergebnisse & Erkenntnisse dieser nicht erwähnt oder ins Gegenteil umgedeutet
• (teils unbewiesene) Einschränkungen überbetont
• manchmal sogar Dinge erfunden
3/
Zum 30.04. wurde zudem eingeführt, dass Schulen ohne direkten Bezug zum Infektionsgeschehen unmittelbar/ früher wiedereröffnen dürfen, wenn verstärkter Testeinsatz gegeben ist.
Zudem können Schulen in Wechselunterricht gehen, wenn sie 2 von 4 vergangenen Wochen geschlossen waren.
Ich habe da @CiesekSandra anders verstanden:
In Abhängigkeit von 2 nicht-absehbaren Faktoren
• Impfstatus Erwachsener
• Auswirkung (zukünftiger) Mutationen
*könnten* Infektionsmaßnahmen im Winter an Schulen wieder notwendig werden.
1. Gibt es für 0-11 Jährige noch keinen zugelassen Impfstoff, nicht mal eine abgeschlossene Phase 2/3 Studie. 2. Wurden ~188.000 in der Altersgruppe 12-15 Jahre positiv getestet. Davon verstarben 2, die sich bereits vor der Infektion in palliativer Pflege befanden.
3. Ist bei Kindern & Jugendliche eine SARS-CoV-2 Infektion bei ~40% ein Zufallsbefund bei Krankenhausaufnahme, wie Daten aus UK und DK zeigen.
Wie viele davon zu einer Registrierung als COVID-19 Todesfall führten ist unklar.
Es ist hier also nicht klar ableitbar, inwieweit Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 bei Kindern & besonders in der Altersgruppe 12-15J stattfanden. 4. Testet(e) Deutschland relativ wenig.
Die Fallsterblichkeit ist daher ein zusätzlich schwacher Faktor.
1. Studie hätte normalen Peer-Review durchlaufen 2. Kritik wäre von der BILD erfunden 3. Kritikpunkte wären aufgegriffen worden 4. Kernaussage wäre unverändert 5. sie würde nicht wissenschaftlichem Konsens widersprechen
Mythen oder Wahrheit?
🧵
1. Die Studie wurde nicht als Preprint bei einem Wissenschaftsjournal veröffentlicht wie üblich, sondern auf einem Universitätsserver mit Ankündigung über Twitter.
Ohne formalen Review-Prozess, ohne Möglichkeit Kritikpunkte formal einzureichen und formal Antworten zu erhalten.
Viele der Kritikpunkte wurden dann als Folge dessen auf Twitter, eigenen Blogs oder via Email formuliert.
Ein von Anfang an formaler Prozess hätte hier Abhilfe schaffen können und die Diskussion wäre nicht von Beginn in der Öffentlichkeit gewesen.
Damit nicht genug, Drosten geht noch weiter & stellt die steile These auf, dass aufgrund der kleineren Abstrichtupfer (& nachlässiger Entnahme) bei Kindern weniger Virusmenge gefunden würde.
Dass Kinder kleineren Rachen haben, auf dem sich Virus befinden könnte.... Geschenkt. 🙄
Quelle:
Pressemitteilung der Charité und die Studie selbst.