Die mangelhaften Masken wurden verschickt und als Schrott getestet, eine Milliarde versenkt, aber jetzt reden alle über die Quelle der Story?
Wenn die SPD den Spin von Merkel und Co. nicht noch rumreißt, hat sie einen Elfmeter ins eigene Tor geschossen plus Kreuzbandriss.
Hoffentlich schaut sich jemand das Dementi nochmal genau an und sucht noch ein paar Maskenempfänger. Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass Spahn, Laschet und Merkel nach einer gewonnen leb Landtagswahl derart auffahren, wenn die Sache so haltlos ist, wie sie tun? Im Gegenteil.
Merkel hat sich seit ungefähr drei Jahren nicht mehr explizit mit der SPD befasst. Und dann direkt aus einer Präsidiumssitzung per BILD zitieren lassen, assistiert von Laschet. Wenn das alles so koscher wäre, wieso sofort mehr Fokus drauf statt LTW zu feiern? Follow the Jammer.
Seit Monaten gibt es nur einen Gegner, nämlich den grünen mit den Chancen. Esken und NWB sind Merkel und Laschet doch egal. Es sei denn, sie haben eine echte Schwachstelle erwischt. Den Austausch eines wichtigen Ministers kurz vor der Wahl bspw., weil er unhaltbar geworden ist.
Jetzt hat man den Spin gedreht und hofft vermutlich, dass die anderen nichts nachzulegen haben und morgen wieder ein Komma in Baerbocks Lebenslauf korrigiert werden muss. Dabei stehen die meisten Vorwürfe noch. Nur das mit den marginalisierten hat BMG komplett zurückgewiesen.
Hier nochmal die erste Recherche, die kaum noch eine Rolle spielt. Allein bei einer Protagonistin 60000 Masken vom BMG zweifelhafter Qualität für Rettungspersonal. Es müssen Millionen geliefert worden sein. Im Herbst/Winter, nicht Frühjahr 2020. zeit.de/2021/23/corona…
Bawü prüfte selbst noch einmal nach, weil so viele Zweifel an den von Bund und Land gelieferten Masken aufkamen. Ergebnis: knapp 50% erfüllten die Norm nicht.
Man kann jetzt so tun, als wäre das Künstlerpech. Oder sich mit dem Gedanken anfreunden, dass der deutsche Gesundheitsminister lieber medizinisches Personal und Pflegeheime mit mangelhaften Masken versorgt, als zu seiner Mitverantwortung für den Mangel zu stehen.
.@beimwort nannte das mal die politischen Pfadabhängigkeiten der Pandemie. Wer am Anfang Fehler gemacht hat, ist verleitet, immer neue zu machen, um die alten zu decken. Wer am Anfang nicht schnell genug handelte, biegt später die Regeln, um die Versäumnisse zu verwischen.
1: Wie im Podcast mit @samelou angerissen und per se nicht neu, aber zigfach gesteigert in der Pandemie:
Es werden bis zur kollektiven Erschöpfung normative Meta-Debatten geführt, indem politische Fragen&Konflikte diskursiv zu moralischen umgedeutet werden. Einige Beispiele.
[1,5: der beste @nilsmarkwardt hat das wie immer lesenswert von der anderen (systemtheoretischen) Seite her beschrieben: "Reden übers Reden." deutschlandfunkkultur.de/allesdichtmach… ]
[1,75: Ich glaube, diese "Luhmann-Debatten" entstehen ursächlich in den Leerstellen/Hohlräumen, aus denen Politik sich zurückzieht, und die diskursiv vom Konnektiv mit Moralisierung und Meta gefüllt werden, weil Pragmatik nicht greift. Jetzt aber Beispiele:]
1: „(Sind wir zu) wissenschaftsgläubig?“: das nächste schmerzhaft gute Beispiel für ein leicht zu übersehendes Framing, mit dem eine fantastisch gute Wochenzeitung eine Extremposition auf ihrer Titelseite normalisiert. Warum?
2: Als ob er ernsthaft verhandelbar wäre, unser „Wissenschaftsglaube“ - natürlich glauben wir alle an Prinzipien wie objektivierbare Verifizierung/Falsifizierung von Hypothesen, an transparente Studien und wissenschaftliche Institutionen wie Universitäten und Institute.
3: Wer glaubt nicht an Wissenschaft oder lehnt sie taktisch ab? Bewegungen wie die „Querdenker“, fundamentale Christen, egomane ex-US-Präsidenten (Name vergessen), Rechtsextrempopulisten und immer so weiter. Gemeinsam haben sie sonst nur noch eins: ihre Demokratiefeindlichkeit.
Die einzige Frage an unsere Regierung muss doch sein: wie können wir verantworten, dass Portugal in knapp 3 Monaten von Inzidenz 900 und 300 Toten/Tag auf jetzt 0 Tote/Tag und Inzidenz 35 gekommen ist, mit einer simplen bekannten Strategie, und wir versuchen es nicht einmal?
(Falls es jemand umgerechnet haben will: 300 wären bei uns 2400 Tote am Tag.)
Wie jetzt blitzschnell rationalisiert wird, was alles an Portugal anders ist: Kleines Land, am Rand von Europa, fängt mit P an nicht mit D... ich kaufe ein „hat keine so feige Regierung“ und will lösen. Genau so guter oder schlechter Grund wie alle anderen.
1: Was haben wir aus #allesdichtmachen (mal wieder) gelernt? Intellektuelle oder moralische Kapitulation vor einer problematischen Realität ist kein Privileg von Querdenkern und Nazis. Im Gegenteil. Denn sie hat nachvollziehbare Gründe.
2: Besonders sich als "bürgerlich" oder "liberal" oder auch "progressiv" wahrnehmende Menschen haben momentan zu kämpfen mit dem inneren Konflikt zwischen Solidarität und Egoismus, der in jedem von uns steckt.
3: Die kognitive Dissonanz zwischen "ich bin ein guter Mensch, mir sind Tote nicht egal" und "ich will meine Freiheit zurück" kann nur mit intaktem Selbstbild und Ego aufgelöst werden, wenn man einen Teil der Wirklichkeit einfach ignoriert.
(Eine Frage zu solchen Passagen, die mich noch interessiert:)
Was für ein Druck muss hinter den Kulissen herrschen, dass ein Wirtschaftsminister lieber solche demütigenden Auftritte in Talkshows absolviert, als gegen die Interessen einiger Branchen zu handeln?
Steile These: Menschen wie Peter Altmaier sind weder dumm noch böse noch 14 Monate hinterm Mond gewesen. Sie wissen, dass nicht stimmt, was sie jetzt öffentlich erzählen. Aber mehrmals haben sie statt für den Infektionsschutz lieber für Teile der Wirtschaft entschieden. Warum?
Diese Auftritte nun sind Variationen der "Scheißidee" (Zitat Altmaier), sich vor Friday-for-Future-Aktivist*innen zu stellen und zu behaupten, man mache sinnvolle Klimapolitik: völliger Unsinn, und er weiß das selber am besten.
1: Heute vor einem Jahr starteten Christiane Stenger @stengiwitzki und ich #maskeaufmaskeauf.de@maskeauf. Wir waren so privilegiert, genug Unterstützung, Zeit, Geld zu haben, um 8 Wochen nichts anderes zu tun. Ein Thread, wie das so lief. Und wie ich heute denke. 😷
2: Anfangs sind wir mit Selfmade-Masken in Supermärkte, um zu testen, wie schief man angeschaut wird. Ergebnis: sehr schief. Masken bedeuteten Krankheit. Aber Studien&ExpertInnen sahen Nutzen, @drosten empfahl sie, ganz Asien trug sie. Im Westen blieb man arrogant-misstrauisch.