Ich verstehe nicht warum alle sich auf eine Erkrankung fixieren, die aktuell für den Großteil der Bevölkerung meist mild verläuft und hierfür scheinbar unendliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Ich finde dies unverhältnismäßig und (1/14)
kann es nicht mehr akzeptieren das Steuergelder verschwendet werden um ein geringes Gesundheitsrisiko weiter zu minimieren.

Ich möchte dies an einem kleinen Beispiel verdeutlichen, warum mich dies maßlos ärgert. (2/14)
Ca. 4 Millionen der Krankenhausaufnahmen in Deutschland sind auf Infektionen zurückzuführen (ca. 22% aller Aufnahme). Der „worst-case“ der Infektionen ist die Sepsis. In Deutschland liegt die Inzidenz der Sepsis bei 170 – 375 Fälle/100.000 Einwohner. (3/14)
70-80% der Sepsiserkrankungen entstehen außerhalb des Krankenhauses. Im internationalen Vergleich liegt die Mortalität in Deutschland bei miesen 42% ⬇️. 6 Monate nach Diagnosenstellung leben noch 41% nach 48 Monaten nur noch 26%.
(4/14)
Auch bei der Sepsis gibt es eine eine starke Altersabhänigkeit ⬇️.

Was hat das jetzt mit SARS-CoV-2 zu tun, primär nicht viel, außer das es sich um ein relevantes Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung handelt, welches in Deutschland leider suboptimal therapiert wird. (5/14)
Dies hat in meinen Augen verschiedenste Gründe, so führte z.B. die Infektionsmedizin lange Zeit ein wenig beachtetes Schattendasein, jeder Arzt fühlt sich im Stande, z.B. Antibiotika anwenden zu können. In meinen Antibiotikavisiten bestätigt sich dies leider nicht. (6/14)
Auch hatte der Gesetzgeber diesen Mangel mit der Novellierung des Infektionsschutzgesetz (IfSG) 2011 erkannt und die Kommission Antiinfektiva, Resistenz und Therapie (ART) eingerichtet (§23 IfSG). Diese soll Empfehlungen für Standards zu Diagnostik und Therapie... (7/14)
...von Infektionskrankheiten nach aktuellem Stand der medizinischen Wissenschaft erstellen. Bis heute gibt es keine Empfehlung dieser Kommission! Welchen durch das IfSG eine gewisse Rechtsverbindlichkeit zukommen würde. (8/14)
Der erste Empfehlungsentwurf „Strukturelle und personelle Voraussetzungen für die Sicherung einer rationalen Antiinfektivaverordnung in Krankenhäusern“ wurde zum Positionspapier da nach meinem Wissenstand das BMG und andere Interessenverbände, ... (9/14)
...ein Problem in den verbindlichen personellen Forderungen sahen, dass z.B. ab 250 Betten in einem Akutkrankenhaus ein halbes Vollzeitäquivalent notwendig ist um diese Ziele sicher zu erreichen. (10/14)
Aus meiner täglichen Arbeit kann ich sagen, dass in Kliniken diese Expertise fehlt und wenn vorhanden als Nebenaufgabe wahrgenommen wird. Was am Ende dazu führt, das keine Zeit bleibt und trotz gutem Willen und persönlichem Engagement, nicht viel beim Patienten ankommt. (11/14)
Wenn man jetzt schaut was das Überleben von Patienten mit Sepsis z.B. verbessern könnte:
1.Schnelles Erkennen und gute Diagnostik,
2.Schneller Beginn einer kalkulierten Antibiotikatherapie (…mit jeder Stunde Verzögerung steigt die Mortalität um 7,6%), (12/14)
fällt es mir schwer zu akzeptieren, dass aktuell Milliarden für wenig evidenzbasierte Maßnahmen ausgegeben werden und an anderer Stelle, wo harte Fakten und Zahlen vorliegen unter in Kaufnahme von potentiell vermeidbaren Todesfällen nicht durchgegriffen wird,... (13/14)
obwohl es die „Wissenschaft“ seit Jahren fordert.

Das lässt mich aktuell sprachlos und frustriert zurück.

Vielleicht liege ich damit auch falsch und ich verstehe etwas nicht, gerne dann hier in den Kommentaren darauf hinweisen. (14/14)
P.S.: Ich wünsche mir das sich alle die jetzt berechtigt oder auch nicht gehört werden, sich in Zukunft auch weiterhin so für Maßnahmen einsetzen, die langfristig die Bevölkerungsgesundheit evidenzbasiert erhöhen! 🙏🏻
@Karl_Lauterbach @c_drosten @BrinkmannLab @jensspahn @BMG_Bund

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23 Jun
Was sollten wir jetzt für offene Schulen im Herbst tun:

1. Erwachsene impfen, wenn diese es möchten. Dies senkt nachweislich die Prävalenz in den ungeimpften Altersgruppen.

nature.com/articles/s4159…
2. Kinder mit Risikofaktoren impfen, gem. STIKO-Empfehlung.

jamanetwork.com/journals/jaman…
👉 Diabetes mellitus Typ I
👉 Fettleibigkeit!!!
👉 angeborene Anomalien des Herz- und Kreislaufsystems
3. Uns von der 7-Tage-Inzidenz bzw. der PCR-positiv-Fallzahl journalofinfection.com/article/S0163-… als Maß für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen (awmf.org/leitlinien/det…) verabschieden, v.a. wenn wir von einer endemischen Verbreitung in der Bevölkerung ausgehen.
Read 8 tweets
14 Jun
Das ich kein Befürworter von Masken in der Öffentlichkeit bin und den Effekt stark bezweifle ist kein Geheimnis, daher versuche ich mal eine Bewertung der aktuellen Evidenz.

Kritik, wenn sachlich vorgetragen, gerne willkommen. (1/15)
Zuerst gilt es zu klären was ist evidenzbasiert und auf welcher Grundlage bewerte ich dies. Hierzu schauen wir was der G-BA dazu sagt ⬇️. Eine evidenzbasierten Bewertungsverfahrens gewährleistet Objektivität, Transparenz und Nachprüfbarkeit (2/15)
bei der Bestimmung des allgemein anerkannten Standes der medizinischen Erkenntnisse. Hierfür sind Studienergebnisse entscheiden die je nach Evidenzklasse ⬇️ unterschiedlich gewichtet werden müssen. Ich beschränke mich im folgenden nur auf systematische Übersichtsarbeiten (3/15)
Read 19 tweets
26 Apr
Ich bin kein Leerdenker, Querdenker oder „Durchseucher“ - wobei ich nicht mal die Definition kenne.
Ich stehe für einen balancierten und evidenzbasierten Weg in der Pandemiebekämpfung der i.S. eines Public-Health-Ansatzes alle Aspekte betrachtet.
Das ist meine Meinung.
(1/18)
Ich kritisiere daher die wahllosen auf wenig Evidenz beruhenden Präventionsmaßnahmen, die gerne als Lockdown bezeichnet werden und in vielen Ländern den Beweis der langfristigen Wirksamkeit schuldig geblieben sind. (2/18)
Präventionsmaßnahmen können nach meiner Bewertung nur funktionieren, wenn diese von der Bevölkerung in großen Teilen verstanden und damit auch akzeptiert werden. Jede Maßnahme die diese Akzeptanzschwelle nicht erreicht, ist daher nicht oder nur wenig effektiv. (3/18)
Read 18 tweets
27 Jan
Heute mal ein Thread, warum ich vermute das FFP2-Masken teilweise mehr schaden als sie nutzen, jedenfalls in med. Einrichtungen.

...und was dies für die breite Nutzung von FFP2-Masken bedeutet.
Ich bin ja ein eiserner Verfechter des „universal-masking“, d.h. beide „Parteien“ die sich begegnen tragen einen med. MNS.
Vorteile:
- hoher Tragekomfort
- ausreichender Partikelreduktion (guter Eigenschutz, bei hohem Fremdschutzeffekt)
- hohe Akzeptanz beim Personal
- günstig!
Das dies in der C-19-Pandemie zu einer nachweisbaren Reduktion der Infektionen führt, ist ausreichend belegt. ⬇️

jamanetwork.com/journals/jama/…

medrxiv.org/content/10.110…
Read 15 tweets
18 Jan
Jetzt mal ein Thread warum es aus fachlicher Sicht keine Begründung für eine FFP2-Masken-Pflicht gibt.

...und dies nach meiner fachlichen Bewertung von jedem Gericht gekippt werden müsste.
Ein Mund-Nasen-Schutz (MNS) reduziert die Abgabe von virushaltigen Tröpfchen zu einem hohen Grad. Er dient damit als „source-control“, also dem Schutz von Anderen.
Ob eine FFP2-Maske hier ein höheren Fremdschutz bietet ist umstritten.
Hierzu sind mir keine guten klinisch/epidemiologischen Studien bekannt, die diesen Effekt untersucht haben.
Wenige experimentelle Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen:

nature.com/articles/s4159…

advances.sciencemag.org/content/6/36/e…
Read 20 tweets

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