Die Pandemie und Fragen zum Umgang mit Digitalität in der Bildung haben bei mir eine doppelte politische Ernüchterung und Frustration ausgelöst: Einfluss auf Entscheidungen haben zu selten Menschen mit Expertise und zu häufig Lobbys.
Viele Prozesse sind auch in demokratischen Ländern nicht demokratisch strukturiert, sondern im Kern korrupt. Für mich steckt darin die zentrale Herausforderung: Wie schaffen es Demokratien, Expertise Legitimation und politischen Einfluss zu geben?
Viele Bestrebungen von Lobbys sind nichts anderes als eine Diskreditierung von Wissenschaft und Fachpersonen. Das ist aus meiner Sicht sehr gefährlich. Ja, es gibt Bereiche, in denen es eine Aushandlung braucht, auch politische Konflikte.
Nehmen wir ein Beispiel aus der Schule: Wie viel Geld ins System fließt, um digitale Lernformen zu ermöglichen, muss kontrovers diskutiert werden, am Schluss braucht es einen Kompromiss.
Aber welche Lernformen und welche Software den Anforderungen des 21. Jahrhunderts genügt – das müssen Fachpersonen beantworten.
Wie schaffen wir es, Menschen mit Expertisen häufiger zuzuhören und ihr Wissen in Entscheidungsprozesse einzubinden?
(Mir geht es nicht um mich – mehr um mein Engagement: Um etwas im Schulsystem zu bewegen braucht es so viel mehr als Argumente. Und das nimmt mir und vielen anderen die Kraft.)
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Schulen können zu toxischen Umgebungen werden. Warum – und wie geschieht das?
(Eine toxische Umgebung ist eine, bei der Menschen systematisch verletzt werden, diese Verletzung aber normalisiert wird. So gibt es kaum eine Möglichkeit, sich gegen die Verletzung zu wehren.)
Grundsätzlich geht es darum, dass vorausgesetzt wird, dass zentrale Bedürfnisse von Lehrenden und Lernenden zurückgestellt werden müssen, weil Schule sonst nicht funktioniert. Bedürfnisse werden gegen höhere Ziele ausgespielt.
Wer sich für die eigenen Bedürfnisse einsetzt, wendet sich gegen das System und diese höheren Ziele. Gleichzeitig stellt dieser Einsatz die Opfer aller anderen an.
Die Schweizer Covid-Krise hat für mich drei Ursachen: (1) fehlendes Bewusstsein für Daten (2) verfehlte Austeritätspolitik (3) Sachzwang-Politik
Zwei Tweets zu jedem Punkt:
(1) Auch nach 10 Monaten Pandemie weiß niemand genau, wo sich Menschen anstecken. Warum? Weil keine Flächentests durchgeführt wurden und Backward-Tracing nie richtig stattfand. (Und weil die Covid-App falsch konzipiert wurde.)
Konsequenz: Jede Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie wird mit dem Argument kritisiert, dass sie einen Bereich betreffe, der »kein Treiber« der Pandemie sei; dass sie Wirtschaftszweige einschränke, aus denen gar keine Ansteckungen hervorgehen – obwohl das niemand weiß.
Was bedeutet #hybridunterricht?
Weil das immer wieder zur Diskussion steht, habe ich vier Bedeutungen unterschieden.
(#digifernunterricht-Video coming up.)
Ich hätte mir gewünscht, dass C die einzige Bedeutung bleibt. Ist aber leider nicht so.
Danke für diesen Gedankengang, formuliere meinen Ansatz auch einmal in einem Thread. Vor ca. vier oder fünf Jahren habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass die Digitale Transformation der Schlüssel für eine nachhaltige Schulentwicklung darstelle.
(Mittlerweile bin ich überzeugt, dass harter politischer Kampf gegen Abschluss- und Aufnahmeprüfungen am wirksamsten wäre. Schulen verändern sich, wenn sie nicht mehr prüfen müssen.)
Zurück zur Digitalen Transformation oder Bedeutung der Digitalität. Aus meiner Sicht lassen sich grob zwei Richtungen einer Bildung im Kontext der Digitalität unterscheiden:
Eine persönliche, reformpädagogisch orientierte, die Beziehungen und Gesellschaft priorisiert.
Gegen meine Überzeugung, dass der Staat sich aus der Förderung des Profisports komplett zurückziehen sollte, wird primär das Arbeitsplatz-Argument stark gemacht.
Wie viele Arbeitsplätze hängen in der Schweiz von dieser Förderung ab?
Ich versuche das mal abzuschätzen.
Nehmen wir einmal an, der Profisport würde ohne staatliche Förderung nicht mehr existieren. So ergibt sich eine Obergrenze.
Eine zentrale Branche ist sicher die oberste Fußballiga. Eine Studie von Rütter Soceco geht von 3'300 Vollzeitäquivalenten aus. ruetter-soceco.ch/wp-content/upl…
Nehmen wir an, das sei die Hälfte des Fußball-Profisports, dann würde Fußball 7000 Vollzeitäquivalente generieren. Eishockey gleich viele und der Rest des Profisports noch einmal so viele wie Fußball und Eishockey zusammen: Dann sprechen wir von 30'000 Stellen.