Okay, schauen wir mal auf den Vergleich Deutschland/Schweden/Dänemark - für manche ja vor allem ein Vergleich zwischen harten Maßnahmen und zwei Ländern, die trotz weniger Maßnahmen besser gefahren sein. Fangen wir mal mit den Todesfällen an, da diese im Gegensatz zu (1/19)
Fallzahlen nicht durch die Teststrategie verfälscht werden. Hier schneiden Dänemark und Deutschland bekanntermaßen in der ersten Welle viel besser ab als Schweden, danach Dänemark besser als die anderen beiden. In der Summe führt das zu einer klaren "Rangfolge", bei der (2/n)
Dänemark insgesamt auf die Bevölkerung bezogen viel weniger Tote hat, als die anderen beiden Länder. Zumindest nach der ersten Welle lief es in Dänemark also wirklich vergleichsweise sehr gut. Schauen wir auf die Schärfe der Maßnahmen: (3/n)
Dann fällt beim "Stringency Index" als (mässig gutem) Mass für die Massnahmenhärte auf, dass in Welle eins Schweden tiefer bleibt als die anderen, danach laufen im Sommer 2020 alle etwa gleich, danach Dänemark tatsächlich tiefer und Deutschland höher als die anderen - (4/n)
allerdings passt Dänemark offenbar auch öfter nach oben und unten an - es scheint also liberaler, aber auch dynamischer oder reaktionsfreudiger zu sein. Insgesamt scheint hier auf den ersten Blick tatsächlich wenig Korrelation zwischen Maßnahmen und Verlauf der Pandemie (5/n)
vorzuliegen, aber der Stringency Index ist auch sehr allgemein und eine Maßnahme, die Dänemark z.B. mehrmals vorgenommen hat, die für die eigene Bevölkerung nur mäßig restriktiv zu Buche schlägt, waren Grenzschließungen. (6/n)

de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-…
Schauen wir mal weiter, zuerst auf die Fallzahlen. Da sieht Dänemark gar nicht so viel besser aus als Deutschland, nur Schweden sticht bei dem Vergleich heraus. Aber Fallzahlen hängen natürlich ein Stück weit mit Tests zusammen, weniger stark gilt das für die Einweisungen (7/n)
ins Krankenhaus und vor allem in die Intensivstationen - und da schneidet Dänemark plötzlich tatsächlich viel besser ab, als Deutschland oder Schweden - und das passt auch zu den oben schon gezeigten Todesfällen, ist also wohl kein Artefakt unterschiedlichen Vorgehens. (8/n)
Hat Dänemark also schlicht viel besser getestet, weniger Fälle übersehen und dadurch die Pandemie besser kontrolliert? Die Testzahlen weisen auf genau das hin (Und könnten übrigens auch den Unterschied zwischen Schweden und Deutschland im Verhältnis detektierter Fälle zu (9/n)
Todesfällen erklären). Noch deutlicher wird die Sache bei der Positivrate - Dänemark ist es gelungen, nach der ersten Welle nie mehr über 5% zu kommen, ja kaum über 1% - sie hatten also praktisch seit Sommer 2020 einen fast perfekten Überblick über das Infektionsgeschehen! (10/n)
Und das macht dann auch einen gewaltigen Unterschied bei der Frage, ob man Fälle gezielt anspricht oder die Bevölkerung allgemein mit mehr Maßnahmen belegt!
Jetzt führt Dänemark nicht nur weiter viel mehr Tests durch als wir, es hat auch noch eine hervorragende Impfquote (11/n)
erreicht. Und vor dem Hintergrund muss man dann auch die Ankündigungen der Maßnahmenaufhebungen sehen: "Grund für diesen Schritt seien die weit fortgeschrittene Impfkampagne und die starke Epidemiekontrolle" - wobei hier sogar wieder die (12/n)
stern.de/gesundheit/dae…
Bereitschaft zur dynamischeren Reaktion durchscheint, wenn der Gesundheitsminister sagt "Und die Regierung wird nicht zögern, schnell zu handeln, wenn die Pandemie wieder wichtige Funktionen in unserer Gesellschaft bedroht."
Neben der günstigen Lage, die sicher ein (13/n)
paar Dinge erleichtert hat - und dem Vorteil ein relativ kleines, kompaktes Land zu sein, in dem man einheitlich und schnell agieren kann, scheinen Tests und Impfungen und gezielte Restriktionen Kernelemente des erfolgreichen Coronamanagements zu sein, mit denen Dänemark (14/n)
sich dann auch viele Freiheiten erlauben konnte und so letzendlich sicher auch in vielen Bereichen die Bevölkerung besser mitnehmen. Und ja, da hat sicher oft auch eine bessere Kommunikation langfristig geholfen. Aber in der Summe war Dänemark eben (15/n)

nicht einfach nur liberaler als Deutschland und eben auch nicht einfach "Schweden mit mehr Glück", sondern hat massiv auf Tests gesetzt, agil und gezielt reagiert und viel geimpft - und das ist in der Summe wohl sogar näher am (etwas unglücklich benannten) #NoCovid-Konzept (16/n)
der Pandemiekontrolle, als irgendwelchen reinen Eigenverantwortungsfantasien mehr oder weniger querdenkender Freiheitsrufer.
Dass Dänemark seine Bevölkerung besser mitgenommen hat, durch geschicktes Agieren mehr Freiheiten möglich gemacht und in der Summe damit am Ende (17/n)
zumindest bisher ziemlich erfolgreich war, da können sich "beide Seiten" aber wohl einig sein. Aber um daraus wirklich zu lernen, müsste man wohl noch genauer hinschauen - und, als letztes Caveat - auch sichergehen, dass nicht doch die geografische Lage und/oder Glück eine (18/n)
größere Rolle gespielt haben, als bisher angenommen.
Aber wenn die Öffnungen in Dänemark jetzt gelingen, wäre ich absolut dafür, uns an den Punkt auch hinzutesten und zu -impfen! Und dann verdiente Party!
Mäuschen Out 🐭 (19/19)

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12 Sep
An Einen, der sich nicht vor die Tür wagt

Du sagst, Du fühlst Dich eingeengt, unterdrückt und eingesperrt, Du könnest nirgends hin, nicht wirklich leben und Deine Kinder wären wie in einem Kerker.
Du sagst, Du seist nur ungeimpft, kein Impfgegner - Du sähest nur den Nutzen(1/10)
nicht für Dich und für die meisten anderen. Du sagst, Du seist auch kein Coronaleugner und doch - die Krankheit spielt keine Rolle, wenn Du den Nutzen der Impfung abwägst oder den Test verweigerst, weil Dich die Quarantäne Deine Existenz kosten könne. Könnte eine Krankheit (2/10)
oder gar der Tod das nicht? Wäre da nicht der Nutzen? Aber Du sagst ja auch, Du übertriebest die Risiken nicht, Du würdest sie nur benennen - und stellst ihnen dann doch nichts mehr entgegen.
Du umgibst Dich im Netz mit einer Blase aus Menschen, die Dir zustimmen, ja Dich (3/10)
Read 10 tweets
10 Sep
Liebes Publikum,
heute möchte ich mit Ihnen ein possierliches Tierchen betrachten, von dem Sie sicher alle schon einmal gehört haben: Den gemeinen Impfgegner. (1/9)
Der gemeine Impfgegner besiedelt bevorzugt seltsame Nischen des Internet, Walldorfschulen und Esoterikbuchhandlungen, kann aber auch regelmäßig auf Elternabenden, in Volkshochschulgruppen oder in Landtagen angetroffen werden. (2/9)
Unter Fachleuten noch umstritten ist die Frage, ob es sich bei dem sogenannten "Impfskeptiker" um eine eigene Art, eine Unterart oder nur eine Farbmorphe des Impfgegners handelt. Ebenso heiss diskutiert sind Sichtungen eines angeblichen Vorkommens in der Stiko. (3/9)
Read 9 tweets
8 Sep
Quarkdenker behaupten ja immer gerne mal, dass Geimpfte und Ungeimpfte Coronafälle unterschieldich definiert wären.
Stimmt das? Nö, aber schauen wir mal, okay?

Die RKI-Definition für zu meldenden Coronafall findet sich hier: (1/5)

rki.de/DE/Content/Inf…
Es braucht also:
* Klinische Diganose (Symptome) + epidemiologische Bestätigung (Kontakt)
* Positive PCR oder Virusisolat oder Antigennachweis im Labor, unabhängig von Symptomatik
Der Impfstatus spielt hier keinerlei Rolle.
Unabhängig davon definiert und erfasst das RKI aber(2/5)
auch impfdurchbrüche und hier ist die Definition ein Coronafall (wie oben festgestellt) bei geimpften MIT Symptomatik (rki.de/SharedDocs/FAQ…)
Geimpfte werden also nicht nur bei einem so definierten Impfdurchbruch gezählt, sondern dann zweimal: Als Coronafall UND als (3/5)
Read 5 tweets
7 Sep
Ich halte es für wichtig, dass wir bei unseren Sorgen zu Corona in diesem Winter realistisch sind.
Angenommen Covid-19 sei etwa 5-10x so schlimm wie die Grippe und die Impfung schützt mich zu 80-90% vor schweren Verläufen - dann kann ich eine Coronainfektion als Geimpfter (1/n)
rein individuell als ähnlich gefährlich sehen, wie eine Grippeinfektion als Ungeimpfter.
Das heisst sicher nicht, dass ich die Infektion will und Hygiene, zu Hause bleiben bei Symptomen, Abstand zu Hustenden und ggf. auch Maske tragen in bestimmten Situationen, wie im (2/n)
asiatischen Raum nicht unüblich, ist alles sinnvoll, aber mehr ist zum individueller Schutz irgendwann nicht mehr angemessen - wir investieren sonst irgendwann mehr in die Vermeidung eines bestimmten Risikos, als wir das bei anderen machen und dann sind unsere Kosten durch (3/n)
Read 20 tweets
3 Sep
Hallo @janboehm, zu dem #Wikipedia-Beitrag...
Der genannte Manipulationsaccount Cogito2 war nur von 22.7. bis 21.11.2005 aktiv und die Manipulationen bei der Jungen Freiheit wurden alle schnell revertiert und hatten keinen Bestand. Die anderen rechten Trolle, deren Namen (1/n)
ich hier nicht reproduzieren will, waren schnell gesperrt.
Olav Guttings Beschönung seines Artikels hatte ~8h Bestand, sein Account ist seitdem gesperrt.
Ach, und was die Agentur angeht: Es ist nachvollziehbar, dass ihr den Artikel zu @VoltDeutschland manipuliert habt, die (2/n)
Edits waren vom 28.8. 17:45 (de.wikipedia.org/w/index.php?ti…) und vom 29.8. 20:39 (de.wikipedia.org/w/index.php?ti…). Und ja, das hatte ein paar Tage Bestand, weil es recht geschickt zwischen belegte Informationen gewebt wurde. Inwieweit da wirklich manipuliert im Sinne von Fehlinformationen(3/n)
Read 11 tweets
19 Aug
Weil ja überall "alle werden in ein paar Monaten an den Impfstoffen sterben"-Behauptungen rumgehen, mal kurz zu zwei Kernpunkten aus diesen Posts:
* Ja, es sind bei frühen Tests zu mRNA-Impfstoffen Versuchstiere an Überreaktionen des Immunsystems gestorben, aber die (1/11)
immer wieder gehörte Behauptung, dass 100% aller Mäuse bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 gestorben sein, ist falsch. Insbesondere wird hier gerne ein paper von 2012 zitiert, bei dem es um nicht-RNA-basierte Impfstoffe gegen das ursprüngliche SARS ging und (2/11)
bei dem Mäuse nach der Impfung UND Infektion schwer krank wurden und dann teilweise euthansiert (Man lässt ein Versuchstier nicht unnötig lange leiden!).
Dazu werden auch gerne immer wieder ältere Arbeiten zu mRNA-Vakzinen (3/11)
reuters.com/article/uk-fac…
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