Mir hat ein CDU-Ministerpräsident mal gesagt, vor Wahlen würde er sich rechtsradikal geben, um die Stimmen der Rechten mitzunehmen, und dann bis zur nächsten Wahl seine pragmatische Politik der Mitte durchziehen. Gerade die rechtsextremen Wähler seien nicht allzu helle, ...
...wären mit ein paar Sprüchen leicht abzuholen und würden sich nach der Wahl ohnehin nicht für echte Politik interessieren. Ich war mir nicht sicher, ob ihn das jetzt sympatischer und unsympathischer macht und ob das vielleicht eine "Doppellüge" war,..
...also er, wie er vorgab, wirklich ein Mann der Mitte war, der gelegentlich den Rechtradikalen mimte, oder tatsächlich ein Rechtsradikaler, der privat vorgab, keiner zu sein und so seine derben Äußerungen etwa zu Asylsuchenden zu verleugnen.
Ich denke, die Wahrheit lag irgendwo in der Mitte, dass er schon rechtsextremer war und handelte, als er mir gegenüber weiß machen wollte, aber nicht ganz so weit rechts, wie einige seiner Wahlkampfsprüche nahelegten.
Was ich vor allem daraus mitgenommen habe ist, dass sich im Wahlkampf zu verstellen und dem Wähler etwas vorzuspielen kein Klischee ist, sondern etwas, was echte Politiker bewusst tun. War nicht so überraschend, aber interessant, das aus erster Hand zu hören.
Es gibt aber Unterschiede, Klaus Wowereit etwa fand ich recht authentisch, er war auch beim privaten Biergespräch nicht viel anders als öffentlich im AGH. Andere Berliner Spitzenpolitiker dagegen haben im privaten Gespräch Hintergründe offenbart, die zum Teil erschütternd waren.
Es ging dabei um Misstrauen und Angst vor Verrat und Intrige, eine täglich präsente Angst, und was ich da so mitbekommen habe, machte auf mich den Eindruck eines klassischen "toxic workplace", eines "feindseeligen Arbeitsumfeld". en.wikipedia.org/wiki/Toxic_wor…careercontessa.com/advice/toxic-w…
Diese Erfahrungen haben bei mir auch dazu beigetragen, keine weiterführende politische Karriere mehr anzustreben. Ich hatte einfach keinen Nerv, mich in einem so toxischen Arbeitsumfeld nach oben zu arbeiten und so viel Zeit und Energie für so wenig Effekt aufzuwenden.
Ein toxisches Arbeitsumfeld ist ein unproduktives Arbeitsumfeld, weil ein großer Teil der Energie darauf verwendet wird, Intrigen abzuwehren oder Intrigen zu spinnen, und Misstrauen erschwert oder verunmöglicht jeden Fortschritt.
Hohe Beamte aus dem Bundesinnenministerium berichteten mir, wie der Großteil ihrer Arbeit darin besteht, alle Vorhaben auf ihr Skandalisierungspotential zu untersuchen, und jedes Vorhaben, egal wie sinnvoll, hat keine Chance, wenn es "skandalisierbar" scheint.
Ich weiß nicht, ob Politik per Definition ein toxisches oder feindseeliges Arbeitsumfeld sein muss, und es gibt natürlich Mittel, dem zu begegnen, aber ich fürchte, dass durch Parteiengesetz und Wahlen an sich eine kompetitive Brutalität in den Job kommt, die nicht jedermanns...
...Sache ist. Ich halte es für wahrscheinlich, dass Politik viele Akteure psychisch deformiert und krank macht oder zumindest ihre Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigt. Die Frage ist auch, aus welchem Holz jemand geschnitzt sein muss, um in einer solchen toxischen..
...Umgebung bestehen zu können, und welche Auswahl an politischem Spitzenpersonal dadurch getroffen wird. Es ist sicher nicht alles Schwarz oder Weiß, oder alles Schwarz in diesem Fall, und es gibt Menschlichkeit in der Politik, aber sie scheint mir nicht das dominierende...
...Wesen von Politik zu sein. Worüber es sich daher lohnen könnte, nachzudenken, ist, wie das Arbeitsumfeld von Politikern gesünder, menschlicher und produktiver gestaltet werden kann als derzeit, weil daraus aus eine produktivere und menschlichere Politik resultieren dürfte.
Ich bin mir zwar nicht sicher, ob das realistisch, erreichbar oder gar eine dumme Idee ist, aber als hochinteressierter Leser von Untersuchungsberichten über Zwischenfälle in der Luftfahrt ist "Crew Ressource Management" oft der entscheidende Faktor, ...
...ob alle sterben oder nicht. Salopp gesagt, ob alle effektiv miteinander reden und sich die Arbeit gut aufteilen. Das will man in Regierung und Verwaltung auch haben, aber in einem feindseeligen Umfeld ist das nicht machbar.
Ich denke, wir können "toxisches Arbeitsumfeld" der Liste der Gründe hinzufügen, die dazu führt, dass wir die Kandidaten haben, die wir haben.
Armin Laschet ist kein #RheinlandTrump, sondern ein drittklassiger Politiker, für den schon das
Ministerpräsidentenamt eine Liga zu hoch ist, und dass er dann erst recht nicht Kanzler kann, verwundert nicht.
Dass Laschet zum Unionkandidaten gekührt würde, hatte ich nicht erwartet. Meine These wäre, dass die innerparteilichen Unterstützer ihn gewählt haben, weil er harmloser und leichter lenkbar ist als Söder und sie lieber ein paar Prozent weniger in Kauf zu nehmen bereit ...
...waren als zu riskieren, bei einer Regierung Söder außen vor zu sein. Ist aber pure Spekulation, Insiderinformationen habe ich da nicht. Dass es so viele Prozente sein würden, hatten sie wohl nicht erwartet.
Trump hatte zwar auch die Angewohnheit, dumme Oberflächlichkeiten oder Gerüchte, die er aufgeschnappt hat, ungeprüft zu verbreiten, wenn sie ihm interessant erschienen, aber er war dabei zumindest konsequent und hatte politischen Instinkt.
Laschet dagegen erscheint mir wie jemand, der völlig irritiert und irritierend durch die Gegend geistert und nicht mal selbst genau weiß, wer er ist oder sein will, und dem von jemandem eingeredet worden sein muss, ein guter Politiker zu sein.
Seine Versuche, sich als Merkel und Mann der Mitte auszugeben, sind wohl nicht nur für mich wenig überzeugend, glaubt man den Wahlumfragen. Gut ist das alles nicht für Deutschland, aber nach gefühlt hundert Jahren Ruhe und Stillstand unter Merkel braucht es halt...
...wieder Veränderung und Unruhe, und die Leute müssen alle zehn bis zwanzig Jahre daran erinnert werden, wie scheiße die Wirtschaft unter einem SPD-Kanzler läuft, wobei das Ganze so zu laufen scheint: Wählte die Bevölkerung links, wurden Investitionen im Land früher ...
...oft zurückgefahren und Leute entlassen. Nennt sich dann "verschlechtertes Investitionsklima". Nach meinem Eindruck verbirgt sich darin auch die Intention, Einfluss auf die nächste Wahl zu nehmen, aber Beweise dafür hab ich nicht, und ganz so einfach ist die Welt auch nicht.
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Ein paar Gedanken zum Thema "Wohnungskonzerne" enteignen: Die öffentliche Hand kann sich das Geld problemlos zu niedrigen Zinssätzen leihen, und die Mieten dürften höher sein als die Zinsen.
Dazu kommt dann die Tilgung, wobei das letztlich genau dasselbe ist wie Geld auf die hohe Kante zu legen, und dann kommen die Kosten für Instandhaltung, Bewirtschaftung und Abschreibung, die von außen schwer zu kalkulieren sind.
Ich sehe zwei Hauptrisiken: Zum einen, dass sich die Zinssituation ändert, zum anderen, dass die Wohnungen leerstehen oder die Mieten gesenkt werden müssen, weil Leute abwandern oder so viele bessere Wohnungen neu gebaut werden, dass die Bestände für Mieter unattraktiv werden.
Generell wird das Potential von motorisierten Zweirädern als Verkehrsträger in Deutschland von der Politik komplett unterschätzt. Sie sparen Verkehrsfläche, Energie und Rohstoffe, selbst mit Verbrennungsmotor, und wer vom Auto aufs Motorrad umsteigt, tut mehr für die Umwelt…
…als jemand, der auf ein Elektroauto umsteigt. Mit dem elektrifizierten Motorrad dagegen kommen nicht mal Busse und Bahnen mit, was Nachhaltigkeit und Energieverbrauch angeht, und innerhalb der Stadt ist es die beste und billigste Individualverkehrsoption, billiger als der ÖPNV.
Ja, es ist keine Option für jeden und für jedes Wetter, und es ist gefährlicher als jede andere Option. Rund 60% der Motorradunfälle sind fremdverschuldet, meist von Autofahrern, aber im Gegensatz zum Radverkehr, wo zunehmend Verkehrsflächen für Radfahrer geschaffen werden, …
Das hier zeigt mal wieder, wie lebensfremd die Leute im Berliner Senat sind. Bezeichnend auch, dass hier ein nicht existierendes Problem gelöst werden soll, natürlich auch wieder, ohne Mittel dafür aufzuwenden. bz-berlin.de/berlin/aus-fue…
Gut, als Motorradfahrer bin ich hier alles andere als neutral, aber Motorräder und Motorroller sind auch Energie- und Verkehrsfläche sparende und günstige Mobilitätsoptionen für viele Menschen, die man eigentlich in einer Großstadt fördern sollte.
Vermutlich ist das alles wieder ein Sturm im Wasserglas und wird von der BZ gerade jetzt aufgebracht, um vor der Wahl noch etwas Stimmung gegen #rrg zu machen, und wisst ihr was? Es funktioniert bei mir. Ich bin verärgert, dass der Senat das überhaupt ernsthaft debattiert hat.
Habe heute mit einem Bürgeramt in Prag interagiert. Spontan einen Termin bekommen, war dann zu früh da, bin trotzdem sofort drangekommen. Für einen Berliner immer wieder eine schockierende Erfahrung, dass Interaktion mit der Verwaltung anderswo funktioniert.
So sieht es seit Jahren bei der berlinweiten Online-Terminvereinbarung aus: Anmeldung nur max. 2 Monate im Voraus, alle Termine ausgebucht. Ab und zu gibt es wohl freie Termine, aber das alles ist echt kafkaesk.
Es ist in der Tat einfacher, einen Termin für eine Generalaudienz beim Papst zu bekommen als einen Termin beim Berliner Bürgeramt - wirklich.
Weiß nicht, wer hier dümmer ist: Die KI, die Menschen (korrekt) als Primaten identifiziert oder Leute, die “Primaten” mit “Affen” gleichsetzen und glauben, die “KI” würde wegen der Hautfarbe Schwarze mit Affen verwechseln. spiegel.de/netzwelt/faceb…nytimes.com/2021/09/03/tec…
Verwechselung wegen Hautfarbe ist zwar möglich, aber im Gegensatz zu Menschen “interessiert” ein neuronales Netz die Hautfarbe nicht allzu sehr, es sei denn, man trainiert es darauf. Allgemein sind es vor allem Kontraste und Muster, an denen sich trainierte Netze orientieren.
Im HSV-Farbraum haben Schwarze und Weisse zudem praktisch die gleiche (rote) Hautfarbe (H 0-17) aufgrund der Blutgefäße, die Helligkeit V spielt keine Rolle, und Farbsättigung von Haut liegt bei 15-170, abhängig von der Beleuchtung und individueller Hautbeschaffenheit.
#ZukunftSteam 2 Kultusministerinnen, 1 “Familienpolitikerin”, 1 “Musikmanager”, 1 “Terrorexperte”, 1 unbekannter Anwalt mit “Jung” im Namen, letzte 4 ohne Regierungserfahrung, dazu Totalausfall Dorothea Bär und der Lobbyist Friedrich Merz. spiegel.de/politik/deutsc…
Armin Laschet und die CDU könnte einem fast leid tun, wenn es sich bei #ZukunftSteam nicht primär um eine Photo-Op handeln würde, die Diversität vorgaukeln soll. Kompetent erscheint niemand aus der Truppe, aber das ist auch nicht die Anforderung.
Die Hauptanforderung nicht nur an CDU-Politiker ist, Lobbyinteressen aufzunehmen, umzusetzen und dabei die Bevölkerung so zu verwirren, dass sie trotzdem gewählt werden. Dieses bewährte Spiel, bei dem man vor Wahlen eine Fassade präsentiert und nach der Wahl macht, was man will.