Freud und Leid der schulischen Zusammenarbeit und ein paar Lücken im Schulgesetz, die allen schaden.
Ein Thread //
Ich bin ein großer Fan der Idee von schulischer Eigenverantwortlichkeit, da ich glaube, dass dies in einer diversen Stadt wie Berlin nur so fuktionieren kann. 1/x
Die weitere Idee der"demokratische Schule" ist Voraussetzung für eine gelingende Schulentwicklung, da diese nur dann funktioniert, wenn alle Pädagog*innen, Sch+ler*innen und Eltern gleichermaßen mit ihren Perspektiven und Lebenswirklichkeiten ergebnisoffen einbezogen werden. 2/x
Das aktuelle Schulgesetz ist dafür eine gute Basis, aber es ist hin zu Ende gedacht. Ein paar Punkte:
1.) Die schulische Selbstverwaltung, die operative Ebene und die Fachaufsicht müssen stärker voneinander getrennt werden. Es ist ein Rollenkonflikt, wenn Schulleitungen das 3/x
operative Geschäft führen, Dienstherr*in sind, gleichzeitig der eigenen Selbstverwaltung vorstehen und obendrein noch die eigene Fachaufsicht und Evaluation sind. Man würde auch keinen Bürgermeister zeitgleich zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses und zum obersten 4/x
Landesrichter machen, aber genau das ist an unseren Schulen tägliche Realität. Diese drei Ebenen müssen voneinander im Interesse aller getrennt werden. Ein demokratischer, offener Diskurs wird für Lehrkräfte schwierig, wenn der/die Gremienvorsitzende zeitgleich Dienstherr*in 5/x
ist und er wird für Eltern und Schüler*innen schwierig, weil es diesen schwer gemacht wird, zu erkennen, wo die Grenze zwischen operativem Interesse und der persönlichen Meinung der Schulleitung verläuft.
Hinzu kommt, dass es Schulleitungen gibt, die diesen Spagat mit viel 6/x
Arbeit hinbekommen, aber dass es eben auch Schulleitungen gibt, die nicht in der Lage sind, diese verschiedenen Rollen voneinander zu trennen und zu erkennen, dass es in diesen unterschiedliche Rechte, Pflichten und Handlungsrahmen gibt. Dass das mitunter auch dazu führt, 7/x
dass Schulleitungen glauben, Vorsitzende ihrer Elternvertretung zu sein, oder der Schulkonferenz Beschlüsse diktieren zu können, ist eine Konsequenz dessen.
Diskutierenswerte Lösungsansätze hierzu könnte es mehrere geben. 8/x
2. Es braucht eine Reform des Rechtsverhältnisses zwischen Schule und Schüler*innen. Das aktuelle Rechtsverhältnis ist zwar mehrfach überarbeitet, knüpft aber stark an an Zeiten des sog. "Sonderrechtsverhältnisses". In der Konsequenz bedeutet dies, dass Schüler*innen 9/x
gegenüber der Schule kaum Möglichkeiten haben, ihre Rechte jenseits des Dienstwegs zur Schulleitung, beispielsweise durch Einklagen ihrer Rechte vor dem Verwaltungsgericht, wahrzunehmen. In der Konsequenz bedeutet dies, dass Schulleitungen Weisungsgeber, Einspruchsstelle und 10/x
Letztentscheider*innen in einer Person sind. Diese Machtstellung ist für einen Rechtsstaat anachronistisch und benachteiligt die Schüler*innen, deren Rechte und letztlich auch die langfristige Schulentwicklung im häufig vorgeblichen und kurzfristigen operativen Interesse des 11/x
Tagesgeschäfts.
3. Diese Rechtstradition wirkt sich auch auf die Gremienarbeit aus. Das Schulgesetz regelt diese weitgehend, kennt aber weder Mittel zur Durchsetzung der Rechte der Gremienmitglieder jenseits des Dienstwegs zur Schulleitung (doof, wenn der Streitgegner die 12/x
Schulleitung selbst ist, wie es in Gremienfragen fast immer der Fall ist), noch haben Schulleitungen Konsequenzen zu befürchten, wenn es beispielsweise immer wieder "vergessen" wird, Eltern- und Schülervertreter*innen zu den Sitzungen der Gremien einzuladen, deren Mitglieder 13/x
sie sind (beispielsweise Fachkonferenzen). Hier braucht es klare Instrumente, damit Gremienmitglieder ihre Rechte tatsächlich durchsetzen können und es braucht Sanktionsinstrumente, für den Fall, dass Gremienbeteiligung immer wieder untergraben wird, beispielsweise einen 14/x
eigenen Ordnungswidrigkeitenkatalog und die Festlegung, dass Gremiensitzungen incl. ihrer Beratungen zu wiederholen sind, wenn nicht alle Mitglieder ordentlich geladen wurden.
4. Die Ladungsfristen, die 2004 abgeschafft wurden, müssen wieder eingeführt werden 15/x
(7-Tage-Regelung). Diese ist zwar an vielen Schulen noch die Übung, sie ist aber nicht mehr verbindlich.
5. Die innerschulische Fachaufsicht muss neu geregelt werden. Idealerweise wird diese durch ein Mitglied der Schulaufsicht wahrgenommen, welches außerhalb der 16/x
Weisungskette der Schulleitung steht. Die jetzige Definition von "Schulaufsicht" ist zu schwach und der Umstand, dass Schulleitungen faktisch ihre eigene Fachaufsicht sind, ist nicht haltbar.
6. Die Schulleitungen müssen personell und damit auch fachlich besser aufgestellt 17/x
werden. Es ist Wahnsinn, zu glauben, dass eine bzw. zwei Personen das operative Geschäft, die Gremienarbeit, die Schulentwicklung, die Fachaufsicht, die Verwaltung und und und gleichermaßen gut stemmen können - sowohl zeitlich, als auch fachlich. Und zusätzlich noch 18/x
Unterricht geben, weil "Schulleitung" nicht als Managementjob definiert ist, sondern als "Funktionsstelle".
Wir brauchen auf politischer Ebene nicht über Konzepte und pädagogische Herangehensweisen diskutieren, wenn nicht sichergestellt ist, dass die Verwaltung und auch die 19/x
Schulen die daraus resultierenden Festlegungen nicht verbindlich umsetzen. Der Rahmen muss sichergestellt werden. Ich halte diese Aufgabe für eine der Dringlichsten der kommenden Legislatur, da sie Voraussetzung für alles Weitere ist. Aktuell funktioniert das nicht ausreichend.//
Dieser Wahlkampf ist nebenbei bemerkt auch ein erstaunliches Versagen visueller Kommunikation insbesondere im Laschet-Team und das ist gefährlich. Ein paar Beispiele:
Armin Laschet, der mit Händen in der Manteltasche den Bürger in Not sprichwörtlich im Regen stehen lässt.
Armin Laschet, bei dem man sich fragt, wo er denn jetzt wieder mit den Gedanken ist, während sein Gesprächspartner ihn auf etwas aufmerksam machen möchte.
Die Regelung zum "Schulisch angeleiteten Lernen" für Kinder aus Risikogruppen der @SenBJF zeigt mal wieder, dass das Konzept von "Schulleitung" neu gedacht werden muss. Grundproblem:
Schulleitungen sind sowohl fachliche Letztentscheider in den Schulen, als auch Dienstherr, als
auch schulorganisatorisch verantwortlich, was immer wieder zu Rollenkonflikten führt. Ich nehme Bezug auf die aktuelle Weisungslage "Schulorganisation im SJ 2021/2022":
Festgelegt wird, dass Kinder mit der Gefahr eines schweren Verlaufs von der Präsenzpflicht befreit werden können. Sie erhalten dann Lernmaterial für zu Hause. Das Problem: die Entscheidung trifft in jedem Einzelfall die Schulleitung, so dass am Ende ein Risiko bleibt, dass
Weil Studien vorausgesagt haben, dass Extremwetterlagen und entsprechende Schäden an Mensch und Infrastruktur aufgrund des Klimawandels zunehmen werden, schränken unter Anderem Bayern und NRW den Zugang zu Soforthilfen nach
Katastrophenfällen bereits im Jahr 2019 ein.
Statt aber dann auch etwas gegen den Klimawandel zu tun, wurden im Nachgang Gesetze erlassen, die das Versammlungsrecht einschränken und die u.A. Klimaaktivist*innen in Ausübung ihres Demonstrationsrechts kriminalisieren.
Oder
deutlich:
Bei den Konservativen weiss man sehr wohl, was die Stunde klimapolitisch geschlagen hat. Statt aber Klimaschutz zu betreiben, verlegt man sich drauf, die Schäfchen der finanziell Starken ins Trockene zu bringen und alle anderen notfalls mittels Polizei im Zaum zu
Der Zynismus, mit dem Leute wie Friedrich Merz derzeit Lockerungen fordern, besteht darin, dass sie Longcovid und Krankenhausaufnahmen von Kindern marginalisieren, weil es angeblich nur wenige seien und man das Wohl aller Kinder sehen müsse. Mal ein paar Zahlen:
1/5
7-9% der an Covid19 erkrankten Kinder in Großbritannien weisen #LongCovid-Symptome auf. Das wären bei einer Durchseuchung der Schulen in Deutschland mehrere 10.000 Kinder. 1% der infizierten Kinder landet mit Atemnot in Krankenhäusern. 2/5
7-9% wären an einer Grundschule mit 500 Kindern 35-45 Kinder. Das sind zwei ganze Klassenstärken.
1% im Krankenhaus wären zwar "nur" 5, aber wer erklärt den betreffenden Kindern, ihren Eltern und deren Freunden, dass panische Atemnot, teilweise irreparable Organschäden und 3/5
Eine kleine Bestandsaufnahme, aber auch hier eine Perspektive. Ein Thread.
Mit das Schrecklichste am Umgang der @SenBJF mit dieser Coronakrise im Bildungssystem ist wirklich das Fehlen jeden Gespürs für brauchbare Kommunikation, für die Kollegien in den Schulen und für
die Interessen und Notwendigkeiten bei Eltern und Schüler*innen.
Weisungen werden vorab nicht mit den Praktiker*innen, mit Eltern und Schüler*innen besprochen, sie kommen grundsätzlich viel zu spät (die jüngste Rechtsverordnung mit Gültigkeit ab heute kam gestern Abend), es
gibt keine Erklärungen für Widersprüchlichkeiten, weder intern, noch in der öffentlichen Kommunikation (wozu hat die Sen eigentlich einen Socialmedia-Account, wenn sie diesen fast nur als Verkündungsorgan nutzt?) es gibt keine Offenheit für kritische Anmerkungen und Fragen und
Liebe @SenBJF, ich hab die letzten Stunden damit verbracht, mir Ihr Schreiben zu den Testungen ab kommender Woche (berlin.de/sen/bjf/corona…) durchzulesen und das mit der schulischen und familiären Realität abzugleichen...
Ich habe ein paar Fragen.... 1/x
Sie schreiben auf Seite 1, dass die Schüler*innen sich "im Klassenraum, oder [...] anderen Räumlichkeiten" testen sollen. Die schulischen Realitäten werden die SuS mangels Räumen zu 90% in die Klassenräume bringen. Ihre Senatorin, Frau Scheeres, erklärte Mitte Februar noch, dass
Testungen in Klassenräumen das Infektionsrisiko erhöhen (in Testzentren wird bewusst einzeln getestet...).