Dass CDU und CSU einzeln in solche Runden eingeladen werden, während die Union gleichzeitig mit einem gemeinsamen Wahlergebnis angezeigt werden, ist für mich eine Konstellation, die sowohl die CDU als auch die CSU unverhältnismäßig bevorteilt.
Scholz sehr demütig in seiner ersten Wortmeldung. Scheint an mancher Stelle noch nach den richtigen Worten zu suchen.
Laschet hingegen weiß direkt wer Schuld an dem miserablen Ergebnis ist. Angela Merkel, weil sie nicht mehr angetreten ist und die CDU keinen Amtsbonus hatte.
Laschet erklärt, warum das CDU/CSU-Dogma, dass nur derjenige mit dem höchsten Wahlergebnis den Auftrag für eine Regierungsbildung infrage kommt.
Söder erklärt, dass Laschet eine Klatsche bekommen hätte, weil die Wähler:innen Rot-Rot-Grün nicht favorisiert hätten.
Söder gibt Laschet ein vergiftetes Lob mit auf dem Weg. Preist seine Standhaftigkeit, erwähnt aber noch einmal explizit seinen Lacher während der Flutkatastrophe.
Die SPD mag mit Olaf Scholz blutleer sein, aber die Union ist wirklich alles andere als seriös und staatstragend.
Annalena Baerbock weiterhin sehr offen im Umgang mit den Fehlern während der Bundestagswahl - wie bereits schon im Laufe des Abends. Angesichts der massiven Verluste im Vergleich zwischen den Hochrechnungen und den Umfragen im Sommer ist das durchaus angemessen.
Christian Lindner als erster und bisher einziger, der sowohl seriös und glaubwürdig über die politischen Inhalte seiner Partei redet. Schlägt vor, dass es sinnvoll wäre, dass zuerst FDP und Grüne miteinander reden, um sich anschließend den Senior-Partner auszusuchen.
Baerbock offen dafür. Es sieht bisher sehr danach aus, dass die nächste Koalition Grün-Gelb-Irgendwas wird.
Henning-Walsow laviert bzgl. Der Fehler innerhalb der Linkspartei herum. Man hätte sich inhaltlich nicht ordentlich positioniert. Naja. Ich würde sagen, eher im Gegenteil.
Die Linkspartei ist die größte Verliererin dieses Abends. Ich persönlich kenne mindestens ein Dutzend Menschen, die die Linke wegen Wagenknecht nicht gewählt haben. Diese Frau ist toxisch für ihre Partei.
Alice Weidel ist sehr zufrieden mit ihrem Ergebnis. Was sie durchaus sein kann. Die AfD ist tatsächlich keine Eintagsfliege und hat ihre Position bekräftigt. Hat auch Recht mit den Sondereffekten bzgl. Freie Wähler und Die Basis. Bedeutet: Deutschland hat ein veritables Problem.
Hahaha, Scholz empfindet die aktuelle Koalition bereits wie eine Dreiparteien-Koalition. Von der Seite ruft Söder: „Ist sie auch“. Siehe mein Tweet 1. Da könnte man zukünftig in der Berichterstattungslogik mal drüber nachdenken.
Laschet möchte die Frage nach der Lage der CDU und seiner politischen Zukunft natürlich nicht beantworten. Der Verweis auf die eintrudelnden Ergebnisse ist zwar richtig, aber, nun ja, klingt auch durchaus verzweifelt und aussichtslos. Klare Absage an die Große Koalition.
Laschet erklärt, er sei jemand, der immer ans Gelingen und nicht ans Nicht-Gelingen denkt. Angesichts des vergangenen CDU-Wahlkampfs, der sich in der Verhinderung von Linksruck, Genderstern und Kohleausstieg erschöpfte, hinreichend unglaubwürdig.
Lindner ist durchaus tageslichttauglich. Macht gemeinsam mit Baerbock die beste Figur. Ist aber noch ziemlich angefasst in seiner Erinnerung an die Koalitionsverhandlungen im Jahr 2017. Schiebt die Schuldkarte der CDU und den Grünen zu. Baerbock muss dabei schmunzeln.
Baerbock verweist wiederholt auf Robert Habeck. Diese Wunde scheint tief.
Söder erinnert an den jovialen Onkel, der sonst immer mit guter Laune jede Familienfeier aufgemischt hat, nun aber aufgrund von Nierensteinen alle Anwesenden an seinen Schmerzen teilhaben lässt.
Dazwischen die ARD wieder mit irgendeinem technischen Defekt und einem zu früh platzierten Einspieler. Leute, Leute, Leute.
Henning-Wellsow (sorry für den Fehler weiter oben) muss nun den existenziellen Absturz der Linken erklären. Verweist auf die armen Leute. Aha?!
Die Anmoderation an Alice Weidel ist ziemlich brutal, aber durchaus richtig. Alice Weidel erzählt, dass es in ihrer Partei weder „völkisch“ noch „national“ gebe. Das klingt ungefähr so wie wenn sich das linke Twix vom rechten Twix distanzieren würde.
Inhaltlich klingt sie in ihrer Warnung vor den Grünen wie eine CDU-Wahlkämpferin. Das sagt wohl einiges aus. Sowohl über die AfD als auch über die CDU.
Lindner will keine Koalitionsverhandlung im Fernsehen, Baerbock verweist auf die Schuldenbremse in der Verfassung.
Laschet findet Baerbocks inhatliche Position sehr hilfreich. Da geht wohl jemandem, der ein halbes Jahr die Grünen als Linksradikale diffamiert hat spontan auf, dass man zwischendurch freundlich sein muss, wenn man mit diesen Linksradikalen regieren will.
Söder der vor einigen Jahren den Verbrennungsmotor bis 2020 verbieten wollte, findet die Idee den Verbrennungsmotor bis 2030 zu verbieten falsch. Verweist auf die IAA und auf ein Verbot des Verbrennungsmotor bis 2035.
Henning-Wellsow über die NATO. Schafft es NATO zu hinterfragen und Joe Biden zu loben. Nation Building sei gescheitert, militärische Konflikte ebenfalls. Soviel richtiges und soviel falsches in derselben Wortmeldung. Laschets Gesicht sieht aus wie der große Zapfenstreich.
Scholz sieht aus als hätte er drei Tage nicht geschlafen hat - macht in Sachen Lebhaftigkeit aber denselben Eindruck wie immer. Laschet möchte andere Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen als zuvor. Wie genau sagt er nicht. Verfällt immer in seine Rolle als Erklär-Bär.
Ich ertappe mich dabei, wie ich diese Leute, die ich in den vergangenen Wochen so häufig auf meinen Bildschirmen gesehen habe, lieb gewinne. Könnte mir gut vorstellen mit allen (bis auf Weidel) in den Urlaub zu fahren und in der Sauna ein lustiges Trinkspiel zu spielen.
Träume vor mich hin und höre wie Lindner schon wieder auf die Koalitionsverhandlungen 2017 verweist. Bringt noch einmal ins Spiel, dass FDP und Grüne als erste miteinander sprechen. Baerbock klingt wie jemand, die Lindner bereits in der Kurzwahlliste hat.
Söder will regieren, will regieren. Sagt er wirklich so.
Henning-Wellsow schiebt das Versagen der Linken in Mecklenburg-Vorpommern auf die Stärke von Manuela Schwesig. Äußert Fundamentalkritik, platziert halbherzig die Vermögenssteuer. Man möchte nicht mit ihr tauschen.
Interessante Frage eigentlich, ob Armin Laschet Fraktionschef im Bundestag werden wird, wenn er nicht ins Kanzleramt einzieht. Das werden die Erst- und Zweitstimmen in NRW entscheiden, die Wahrscheinlichkeit ist durchaus hoch, dass er keinen Sitz im Bundestag erlangt.
So, das wars. Wer eine geschichtsträchtige Elefantenrunde wie seinerzeit mit Helmut Kohl oder mit Gerhard Schröder erwartet hat, wurde enttäuscht. So wie ich. Habe ein bisschen gehofft, dass irgendwer wenigstens sein Glas umschmeißt oder versehentlich „scheiße“ sagt.
So, Euch allen eine gute Nacht. Und an die Journalist:innen: Trinkt nicht so viel! An die Politiker:innen: Prost!
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Habe gerade 10 Minuten mit der Einrichtung der Technik verbracht, weil mein Fernseher kein ProSieben kann… Nun ja. Ausnahmsweise etwas wofür Andreas Scheuer nicht verantwortlich ist.
Die Eingangsbeiträge der Kandidat:innen ist gut und souverän. Alle machen ihre Punkte klar. Olaf Scholz plädiert für mehr Respekt, Armin Laschet für klassischen Konservatismus mit innerer und äußerer Sicherheit. Baerbock fordert generell bessere Politik in Zeiten der Pandemie.
Erste Frage betrifft soziale Gerechtigkeit. Mit Einspielern, die in das Thema einführen. Ich mag ja diese Befindlichkeits-MAZen nicht. Aber in diesem Fall ergibt das Sinn und fügt sich gut in das Sendekonzept ein. Also eine Frau mit zwei Jobs, um über die Runden zu kommen.
Armin Laschet, der in anderen Koalitionsfragen deutliche Antworten verlangt, laviert bei Frage 1 bereits herum. Man wird unweigerlich an die "drei/vier Worte"-Antwort erinnert.
Annalena Baerbock ähnlich konkret. Diese Kommunikationsberater, die Politiker:innen die Worte "Ja" und "Nein" abtrainieren, gehören bei Wasser und Brot in den Kerker gesperrt.
Immerhin eine deutliche Ansage von Baerbock, was die Gleichsetzung von Linken und AfD angeht.
Hahahaha, wollte gerade schreiben, dass sich wohl der Schlund der Erde öffnet, falls mal Politiker eine konkrete Antwort geben. Da scheppert es im Studio - nachdem im ersten Triell eine Drohne gegen die Studiowand geflogen ist. Messebauer sind auch nicht mehr, was sie mal waren.
Weil Armin Laschet mal wieder keine Ahnung von nichts hat und Lügen verbreitet, sind nun alle damit beschäftigt ihm zu erklären, dass Willy Brandt die Versöhnung mit Polen vorangetrieben und Helmut Schmidt die linksextreme RAF bekämpft hat. Beide SPD. Beide nach 1945.
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Und was die SPD vor 1945 betrifft: Es war die SPD, die 1933 als letzte Partei gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis gestimmt hat und deren Mitglieder später bei der „Aktion Gewitter“ von der Gestapo verhaftet und ins KZ Buchenwald deportiert wurden.
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Man muss den politischen Wettbewerber nicht unbedingt mit Samthandschuhen anfassen. Erst recht nicht im Wahlkampf. Aber eine derart geschichtsvergessene Verlogenheit von einem Bundeskanzlerkandidaten ist nichts weniger als dramatisch.
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Eine globale Pandemie. 4,5 Millionen Menschen sterben. Es gibt einen Impfstoff. Aber nur in den reichen Ländern. Kostenlos. Freiwillig. Dennoch protestieren die Menschen gegen die Impfung. Und gegen Tests. Und gegen Masken. Und gegen Einschränkungen im öffentlichen Raum.
Regelmäßige Demonstrationen. Nazis mischen sich darunter. KZ-Vergleiche und Judensterne gehören zum Programm. Auflagenstarke Zeitungen schreiben sich an diese Leute heran, um sie als Leser zu gewinnen. Die Polizei versagt regelmäßig, zeigt teilweise Nähe zu diesen Leuten.
Als die ersten Nachrichten über diese neue Krankheit ausgestrahlt werden, kaufen die Menschen im Supermarkt Nudeln, Mehl und Klopapier leer. Aus den Krankenhäusern werden Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel gestohlen.