Ich hätte gerne von der Politik eine Zielbeschreibung, wo wir eigentlich am Ende hinwollen, 2050 und danach, und ich finde den Begriff der CO2-Neutralität sehr problematisch. Menschenliches und tierisches Leben ist nicht CO2-neutral.
Die Zahl der Menschen in Deutschland lässt sich kaum steuern, die Zahl von Haus- und Nutztieren schon eher, aber beides ist politisch schwierig. Man kann halt mit Steuern und Abgaben die Haltung verteuern und Subventionen streichen, aber das entscheidet die EU.
Auf jeden Deutschen kommen also 2,1 Hühner, 1/3 Haustier, 1/3 Schwein und 1/7 eines Rindes, die hier gehalten werden. Wenn wir jetzt alle in kleinen Bauernhöfen leben würden, fände ich ein Rind, zwei Schweine und zwölf Hühner für eine sechsköpfige Familie jetzt nicht übertrieben.
Und 2 Haustiere. Diese Familie hätte dann allein aus der Tierhaltung mindestens 1t CO2 pro Kopf, nichts zum Heizen oder für Mobilität, Kleidung, Schule, Gesundheit oder Unterhaltung.
Und ganz ehrlich, wenn jemand schon zu einem bäuerlichen Leben auf dem Land zurückkehren sollte, kann man der sechsköpfigen Familie nicht auch noch ein Rind und 2 Schweine und Hühner und einen Hund und zwei Katzen verbieten.
Mein Punkt ist: Klimaneutralität ist für 83 Millionen in Deutschland nur dann erreichbar, wenn unsere Wirtschaft CO2 negativ ist, weil Leben an sich nun mal CO2-positiv ist - wenn man keine Pflanze ist.
Pflanzen haben nun mal eine endliche Kapazität und können nur das CO2 von soundsoviel Tieren absorbieren, und es gibt zu wenig Pflanzen in Deutschland, um das emittierte CO2 aller Menschen und Tiere zu absorbieren und dauerhaft im Boden zu binden. Und Methan habe ich ausgelassen.
Ich sage nicht, es ist nicht zu schaffen und wir müssen nichts tun, und wir sollten Einspar- und Reduktionspotentiale nutzen, aber diese sind begrenzt und werden nicht ausreichen.
Ja, gerade die vermögendere Hälfte der Bevölkerung könnte sich einschränken, aber wo soll sich denn die untere Hälfte oder gar das untere Einkommensdrittel einschränken? Oder die 16% Armutsgefährdeten?
Ich halte es für möglich, dass wir unsere Emissionen auf 3-4t pro Kopf runterbringen, die wir dann aber aus der Luft holen müssen, um „CO2 neutral“ zu werden. Und wenn wir die Technologie und Energie dafür haben, können wir die Apparate auch in der Wüste aufstellen.
Eigentlich fände ich die Vision einer grünen Sahara viel schöner, als eine voller Solarzellen und Direct Air Capture Anlagen, die CO2 direkt aus der Luft holen. Die Kosten dafür sind derzeit $250-$600 und sollen in 5-10 Jahren auf $150-$200 fallen.
Um das auf den Benzinpreis umzurechnen: 2,5kg CO2 pro Liter macht 1 t auf 400l a $150-$600, oder 38ct/l - $1,50/l Kosten, um das gesamte CO2 einzufangen. Ach ja, und die Maschinen brauchen weniger Platz als Wald. Siliziumtech ist ein kompakterer CO2-Extraktor zu sein als Bio.
Ja, schön ist anders, aber das sind nun mal die Realitäten; wir werden leider Maschinen brauchen, weil Wälder nicht ausreichen, egal, wie sehr sich jeder von uns einschränkt, aber die Kosten einer technischen Lösung sind niedriger, als ich dachte.
$1000-$4000 Dollar pro Jahr, um den gesamten CO2-Ausstoss eines Deutschen aus der Luft zu holen, $80-$350 im Monat. Das hatte manch einer schon größere Mieterhöhungen zu verkraften. Oder hab ich da was übersehen?

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29 Sep
Großbritannien kriegt seine Autos nicht betankt. Das kannten wir in diesem Jahr nur von den USA, als das Abrechnungssystem der Colonial-Pipeline gehackt wurde und die Ölversorger daher den Tankstellen den Hahn abgedreht haben.
Als Argumente für Kapitalismuskritik oder Heraufbeschwören von „Peak Kapitalismus“ eignet sich das nur bedingt, denn generell sind Märkte resilienter und effizienter als Pläne, aber ohne Plan geht es halt auch nicht, …
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27 Sep
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27 Sep
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26 Sep
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