In der Debatte um Geschwindigkeitsbegrenzung wurde mir öfter die Legitimität meiner persönlichen Präferenz abgesprochen, und dass jede noch so kleine Einsparung jetzt wichtig sei. Hier daher ein paar weitere Potentiale, mindestens 1 Mio t. CO2 einsparen könnten:
- Joggen verbieten: 2 Mio t
- Fussballspielen verbieten: 2-3 Mio. t
- Pferde verbieten: 2 Mio. t
- Rinder verbieten: 20 Mio. t
- Fleisch verbieten: 25 Mio. t
- Hunde verbieten: 30 Mio. t
- Ein Braunkohlekraftwerk neutralisieren: 30 Mio t.
- Autos verbieten: 50 Mio. t
Das sind überwiegend grobe Schätzungen, aber die Größenordnungen sollten stimmen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob und wo Methanäquivalente mit drin sind. Und ja, es ist etwas anderes, nur „Beschränkungen“ einzuführen als etwas komplett zu verbieten, aber…
…die Hundehaltung etwa bietet fast so viel CO2-Einsparpotential wie der Autoverkehr. Es geht mir nicht um what-aboutismus, und ich fordere auch nicht diese Komplettverbote. Ich möchte viel mehr aufzeigen, dass man persöhnliche Präferenzen nicht einfach wegwischen kann.
Ich stelle mich auch nicht hin und sage: Außer Blinden-, Jagd- und Polizeihunden braucht niemand einen Hund. Oder ein Pferd. Oder Fleisch. Oder muss Fußball spielen oder joggen. Oder tausend andere Dinge tun oder kaufen.
All die Dinge gehören aber aus verschiedensten Gründen zur Realität, man kann nicht aus seiner persönlichen Sicht heraus sagen, dieses oder jenes ist nicht wichtig, und daher verbieten wir das jetzt, und was du willst, ist unerheblich und du solltest dich dafür schämen,…
…dass du so egoistisch bist und an das Klima denken, und jeder noch so kleine Beitrag zählt. So funktioniert die Welt aber nicht, und grundsätzlich kann man Verzicht durch Verbote oder Verteuerung bewirken, und ich habe grundsätzlich etwas gegen Verbote, während andere Leute…
…grundsätzlich mehr gegen Verteuerung haben. Wie viel von dem einen und dem anderen oder insgesamt bekommen, ist halt ein politischer Aushandlungsprozess, in dem dann letztendlich auch die Präferenzen der Wähler Einfluss haben, die stark von Emotionen geprägt sind.
Wir haben nun mal kein politisches System, in dem man einfach durchregieren kann, und vielleicht werden wir daran zu Grunde gehen, aber wir haben mit der industriellen Revolution etwas eingeleitet, das wir nicht einfach zurückdrehen können, selbst, wenn wir es alle wollten.
Es ist auch nicht klar, was wir in einer nachhaltigem Lebensweise erhalten oder behalten können; max. 1-2 Mrd. Menschen weltweit, die ein beschauliches Leben führen, ohne Wachstum, mit sehr langsamem Fortschritt. Ich glaube nicht, …
…dass zu diesem hin Zustand ein friedlicher, krisenarmer Weg existiert. Die Alternative ist, dass wir uns da rausarbeiten und einen Weg finden, wie wir unsere Wirtschaft und Landwirtschaft so umstellen, dass wir nachhaltig und produktiv wirtschaften können, aber es ist unklar,…
…in wie weit uns das gelingen wird. Ich fürchte, dass die Chancen, dass die Welt friedlich bleibt, wenn es ungemütlich wird, nicht sehr groß sind, egal, welchem Weg wir einschlagen. Ich möchte eigentlich nicht glauben, dass es keinen friedlichen Weg gibt, aber wenn ich mir…
…die Zerstrittenheit der Welt anschaue, wo wir noch im Überfluss leben im Vergleich zu dem, was uns erwartet - wie soll es gelingen, den Frieden zu bewahren und die bereits begonnene Rüstungsspirale zu durchbrechen?
Ich bin eigentlich ein Optimist, aber die Welt wird beherscht und gesteuert von Extraktionsystemen, und diejenigen Systeme, die am meisten Negentropie/Energie und Rohstoffe extrahieren, wachsen, und die zu wenig extrahieren, schrumpfen, eventuell bis zum Aussterben.
Das gilt für Zellen, Organismen, aber auch Staaten und Konzerne, und ohne Energie und Rohstoffe hungert die Wirtschaft, der Staat und am Ende die Menschen, und ich sehe insbesondere unter Staaten keine große Solidarität, was man an der Covid-Krise leider gut sehen konnte.
Die Frontex-Aufstockung und die Erhöhung der Rüstungshaushalte sind für mich erste Anzeichen, dass die Systeme, die die Welt steuern, sich bereits auf mehr Flüchtlinge und militärische Konflikte vorbereiten, weil es absehbar dazu kommen wird.
Wir werden also nicht nur unsere Wirtschaft, erkehr und Wohnen nachhaltig machen müssen, sondern auch unser Militär, das in Zukunft mehr zu tun bekommen könnte - viel mehr. Ich hoffe und wünschte es wäre anders, aber nur eine vereinte Welt mit einer starken Weltordnung könnte …
…eine friedliche Transformation ermöglichen, aber die Welt ist ja jetzt schon zerstritten, in verschiedene Blöcke, und überall auf der Welt gibt es verfeindete Staaten und Konfliktherde, viel mehr, als den meisten von und bewusst ist. Und schaut euch teilweise die Regime an.
Klar, man kann auch Verträge mit Irren oder Feinden schließen, und vielleicht ist das der Weg, aber derzeit sind die auch weniger das Problem. Dss Problem ist, dass wir zu knauserig waren bei Umbau unseres Energiesystems, und jetzt Notmaßnahmen brauchen, …
…aber es gäbe halt viele andere Register, die wir ziehen könnten und die mehr bringen würden, als den Verkehr zu verlangsamen. Aber da hat halt jeder seine eigene Sicht, aber den Leuten an Fussball, Hundebesitz oder die Autobahn zu gehen, ist halt nicht ohne.
Ein anderer Punkt ist, dass Leute umso mürrischer werden, je mehr man ihnen vorschreibt, verbietet oder wegnimmt. Man hat da in der Politik ein begrenztes Budget an Zumutungen, und das sollte man weise einsetzen. Das übersehen viele, denen ein Auto oder Motorrad nichts bedeutet.

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22 Sep
Die #pathologenkonferenz muss man sich leider komplett anschauen, um zusammenfassen zu können: "Wir haben keine Beweise, aber sehen da lauter Dinge, die wir nicht verstehen, und deshalb müssen wir sofort mit dem Impfen aufhören."
Am Anfang klingt alles noch halbwegs im Rahmen, man redet nur von "Verdacht", für den die Beweise fehlen, und den man untersuchen sollte, und man ist geneigt, dem zuzustimen, aber am Ende entlarvt sich das alles als politische Schwurbelpropaganda.
Ja, grundsätzlich ist nichts dagegen zu sagen, bei den neuen Impfstoffen besonders gut hinzuschauen, und vordergründig sieht vieles beunruhigend aus, aber das ist auch der Hauptzweck der Veranstaltung: Alarm zu schreien.
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20 Sep
Es wäre gut, wenn alle in der Klimadebatte begreifen würden, dass es fünf nach zwölf ist und wir *jetzt* handeln müssen, und zwar mit Maßnahmen, die *sofort* etwas bringen, und dazu gehören für mich:
- Autofreie Sonntage, z.B. alle 2-3 Wochen
- 1/3 der Kohlekraftwerke abschalten und Gaskraftwerke hochfahren
- Restlaufzeiten der deutschen Kernkraftwerke erhöhen
- 50% Sonderabschreibungen auf Emissionsvermeidungsinvestitionen
Eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen gehört für mich nicht dazu, denn sie bringt gerade einmal Einsparungen von max. 3 Mio. Tonnen, während ein einziges Kohlekraft wie Neurath 30(!) Mio. Tonnen CO2 pro Jahr in die Luft bläst.
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20 Sep
Ich finde es völligen Irrsin, dass nicht sofort alle Kohlekraftwerke abgeschaltet wurden, nachdem die neuen IPCC-Zahlen eingetroffen sind. Wir werden jeden Tag teuer bezahlen, mit Zins und Zinseszins. Klimaschädlicher als mit Kohle kann man keinen Strom erzeugen; ein Umstieg…
…auf Gas würde schlagartig die deutschen Treibhausgasemissen um 15% reduzieren. Kohleverbrennung macht rund 30% der deutschen Treibhausgasemissionen aus, und die gleiche Menge Strom aus Gas macht nur halb so viel Treibhausgase wie Strom aus Kohle.
Technisch und unter Aspekten der Versorgungssicherheit könnten wir Kohle sofort, also heute noch, aufhören zu verbrennen. Jedes Gramm CO2, das wir emittieren, werden wir teuer wieder rausholen müssen aus der Atmosphäre.
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12 Sep
Mir hat ein CDU-Ministerpräsident mal gesagt, vor Wahlen würde er sich rechtsradikal geben, um die Stimmen der Rechten mitzunehmen, und dann bis zur nächsten Wahl seine pragmatische Politik der Mitte durchziehen. Gerade die rechtsextremen Wähler seien nicht allzu helle, ...
...wären mit ein paar Sprüchen leicht abzuholen und würden sich nach der Wahl ohnehin nicht für echte Politik interessieren. Ich war mir nicht sicher, ob ihn das jetzt sympatischer und unsympathischer macht und ob das vielleicht eine "Doppellüge" war,..
...also er, wie er vorgab, wirklich ein Mann der Mitte war, der gelegentlich den Rechtradikalen mimte, oder tatsächlich ein Rechtsradikaler, der privat vorgab, keiner zu sein und so seine derben Äußerungen etwa zu Asylsuchenden zu verleugnen.
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11 Sep
Ein paar Gedanken zum Thema "Wohnungskonzerne" enteignen: Die öffentliche Hand kann sich das Geld problemlos zu niedrigen Zinssätzen leihen, und die Mieten dürften höher sein als die Zinsen.
Dazu kommt dann die Tilgung, wobei das letztlich genau dasselbe ist wie Geld auf die hohe Kante zu legen, und dann kommen die Kosten für Instandhaltung, Bewirtschaftung und Abschreibung, die von außen schwer zu kalkulieren sind.
Ich sehe zwei Hauptrisiken: Zum einen, dass sich die Zinssituation ändert, zum anderen, dass die Wohnungen leerstehen oder die Mieten gesenkt werden müssen, weil Leute abwandern oder so viele bessere Wohnungen neu gebaut werden, dass die Bestände für Mieter unattraktiv werden.
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11 Sep
Generell wird das Potential von motorisierten Zweirädern als Verkehrsträger in Deutschland von der Politik komplett unterschätzt. Sie sparen Verkehrsfläche, Energie und Rohstoffe, selbst mit Verbrennungsmotor, und wer vom Auto aufs Motorrad umsteigt, tut mehr für die Umwelt…
…als jemand, der auf ein Elektroauto umsteigt. Mit dem elektrifizierten Motorrad dagegen kommen nicht mal Busse und Bahnen mit, was Nachhaltigkeit und Energieverbrauch angeht, und innerhalb der Stadt ist es die beste und billigste Individualverkehrsoption, billiger als der ÖPNV.
Ja, es ist keine Option für jeden und für jedes Wetter, und es ist gefährlicher als jede andere Option. Rund 60% der Motorradunfälle sind fremdverschuldet, meist von Autofahrern, aber im Gegensatz zum Radverkehr, wo zunehmend Verkehrsflächen für Radfahrer geschaffen werden, …
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