Finde die Herablassung schon faszinierend, mit der man sich kollektiv darüber lustig macht, dass man so unwissenschaftlich denken und Dinge glauben kann, die nicht nachweisbar sind - in einem Land, in dem rund 60% einer christlichen Religionsgemeinschaft angehören. 🤷🏻♀️
Ich selbst bin auch ein extrem rationaler, von Fakten geleiteter Mensch.
Aber ich möchte in einer Welt leben, in der es Menschen freisteht, auch an Dinge zu glauben, die ICH als komplett abwegig ansehe. DARUM geht es mir.
Nicht um den Inhalt, sondern die Argumentation.
~
"Das ist nicht belegbar" wird hier häufig als Pendant zu "er ist halt nicht die hellste Kerze" verwendet.
Seit wann können es sich so viele leisten, so herablassend zu sein?
Keine Christen und Kirchgänger im Freundeskreis? Noch nie jemanden getroffen, der an Homöopathie ~
..glaubt? Noch nie gehört, wie jemand aus tiefster Überzeugung von der großen Liebe und "dem Richtigen" spricht?
Ich schon. Fand ich alles immer komplett abwegig, habe nie verstanden, wie man daran glauben kann. Nie.
Maße ich mir deswegen an, solche Menschen von oben herab ~
..als dumm zu bezeichnen? Oder zu belächeln oder zu verurteilen?
Ihr könnt seine Entscheidung doch scheiße finden, keine Frage. Ihr könnt sie ablehnen. Aber Fakt ist, er verstößt gegen kein Gesetz, hat sich soweit ich es beurteilen kann, an alle Regeln gehalten und hat ~
..vermutlich mehr Solidarisches getan als die meisten Geimpften. Und selbst wenn nicht:
Verurteilt seine Regelverstöße (falls ihr selbst immer alles richtig macht) und lehnt seine Haltung ab.
Aber ihn zu belächeln, zu verurteilen, weil ihr die BEGRÜNDUNG seiner Entscheidung ~
..nicht versteht, weil sie euch "emotional statt rational" scheint?
Mein Bild eines freiheitlichen, toleranten Staates sieht anders aus.
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Ich möchte mal kurz einen ehrlichen, vermittelnden Versuch wagen in Sachen Verständnis zwischen Geimpften und Ungeimpften und dem Begriff "Langzeitschäden/-folgen/-studien".
Ein (langer) Thread: ~
Ich weiß, in letzter Zeit habe ich häufiger Ungeimpfte "verteidigt" als Geimpfte. Das liegt nicht daran, dass ich gerade Richtung Querdenker tendiere, was ich für so absurd halte, dass ich nicht mal näher drauf eingehen will. Ich halte die Impfung für extrem sinnvoll, aber ich ~
bin grundsätzlich gegen Zwänge, wo man sie vermeiden kann und für Eigenverantwortung. Zudem ist mein größtes Problem in dieser Sache derzeit, dass mir in alle Richtungen Differenzierung fehlt. Ich halte Pauschalisierungen für grundfalsch und in diesem Fall gefährlich.
Ich habe im Verlauf des letzten Jahre die Erkenntnis gewonnen, dass ich mich extrem und fast ausschließlich innerhalb meiner Blase bewege und Input bekomme, der mich in meinen Haltungen überwiegend bestärkt.
Das war früher nicht der Fall und ich mag es aus unterschiedlichen ~
Gründen nicht. Eigentlich ist mein Prinzip ein anderes und ich habe seit einigen Wochen wieder angefangen, das umzusetzen.
Wenn ich von einer Haltung überzeugt bin, besorge ich mir Input (meist Bücher oder Blogs oder sonstiges), die diese Haltung zu entkräften suchen und ~
dagegen sind. Wenn ich DIESE Argumente wiederum (für mich) widerlegen kann oder sie nicht für schlüssig halte, umso besser - dann kann ich mich in meiner Haltung bestärkt fühlen. Wenn mir manche Argumente schlüssig vorkommen, gehe ich dem inhaltlich, tiefergehend, detaillierter ~
Aber ich finde es einfach unangebracht, wenn es beim Thema Femdom in welcher Art auch immer um systematischen Missbrauch geht, Erpressung, Manipulation und Übergriffe und die ersten Reaktionen sind "gehören zwei dazu" und "Eigenverantwortung". ~
Sorry aber wenn es umgekehrt ist und es um Übergriffe und Manipulation weiblicher Subs geht, gibt es zuverlässig einen Aufschrei. Das ist gleich in zwei Richtungen falsch:
Es suggeriert 1., dass Männer KEINE Opfer sein können und sich IMMER in gewissem Maß selbst in die ~
Situation gebracht haben, diese also selbst (mit) zu verschulden haben.
Das ist falsch.
Und es suggeriert 2., dass Frauen NIE Eigenverantwortung übernehmen (können), IMMER zu 100% Opfer sind und NIE eigenes Verschulden haben.
Spannende Entwicklung übrigens: Ich habe wieder im Fitnessstudio angemeldet und Jorah hat sich ebenfalls angemeldet. Manchmal gehen wir komplett unabhängig voneinander, manchmal fahren wir gemeinsam, aber dort macht jeder komplett sein Ding (bin sicher, dort würde niemand ~
auch nur merken, dass wir uns kennen".
Zudem habe ich meine Ernährung wieder umgestellt und auch davon war Jorah komplett begeistert - tut mir sehr gut, wenn sich jemand von meinem Enthusiasmus mitreißen lässt. Ich plane gern, setze auch gern selbst um, aber es macht nochmal ~
mehr Spaß, wenn ein anderer mitmacht. Das Ganze hat sich jetzt innerhalb kurzer Zeit zu einer Art Hobby für uns beide entwickelt. Jorah kommt mit zum Einkaufen, wir machen Proteinshakes, essen super gesunden und haben beide das Ziel, den "Corona-Körper" wieder ein wenig auf ~
Ich bin für impfen, ich bin für Solidarität, ich bin für Regeln, um die Pandemie
einzudämmen. Aber ich bin auch dafür, in der Argumentation konsequent zu sein.
"Vermeidbarkeit" ist ein Stichwort, das ich immer häufiger höre, und mit dem jetzt argumentiert wird, wenn es darum geht, Lohnausfälle zu rechtfertigen.
Leute.
Wir leben in einem Sozialsystem. Das ~
ist so lange schön, wie man selbst davon profitiert und wird dann scheiße, wenn man der ist, der solidarisch sein muss mit denen, deren Entscheidungen man nicht gut heißt.
Das Problem ist: Es ist keine Einbahnstraße - das Eine ohne das Andere kann und darf es nicht geben.
Gestern Abend ging es darum, dass er sich häufig überlegt, wie er Dinge bei mir formuliert, um mich nicht zu verschrecken. Weil ich am Anfang so oft betont habe, dass mir sowas schnell zu eng wird und ich dann das Bedürfnis bekomme, in die andere Richtung zu laufen.
~
Ich hab ihm gesagt, dass ich das revidiere. Dass ich nicht weglaufen werde, wenn er bestimmte Dinge sagt. Dass ich ihm verspreche, ich würde ihn vorwarnen, wenn ich das Bedürfnis bekomme. Und dass ich nicht mehr will, dass er sich in meiner Gegenwart ständig überlegt, wie er ~
..Dinge formuliert.
Heute standen wir im Baumarkt und in einem Nebensatz sagt er:
"Wir brauchen noch doppelseitiges Klebeband für Zuhause."
Ich schaue ihn an, weil er das so noch nie gesagt hat. Er, verunsichert:
"Oh Gott, siehst du. Das passiert, wenn ich nicht mehr drüber ~