Thread by @winkelsdorf

Ich bin zu dem tödlichen Zwischenfall bei #AlecBaldwin mal etwas tiefer eingestiegen in die Aussagen von Joel Souza. Ein Thread: 1/x

https://twitter.com/winkelsdorf/status/1452687520047718404

Souza beschreibt sehr eindrucksvoll ZWEI Schallereignisse, die er als eine Art "Peitschenschlag" beschreibt, gefolgt von einem "lauten Knall".

Diese Wahrnehmungen beschreiben keinen normalen Schuss. 2/x

Ein normaler Schuss lässt sich abbilden durch

a. den Mündungsknall und
b. den Geschossknall

Erster entsteht bei der schlagartigen Freisetzung der heissen Gase an der Laufmündung und die Verdrängung von Luft. 3/x

Der Geschossknall entsteht, vereinfacht beschrieben, durch das Durchbrechen des Projektils durch die Schallmauer.

bei ca 20° C auf Meereshöhe liegt die bei ungefähr 333 m/s. Bei ca 100 Meter Entfernung würde man da einen Unterschied hören können. 4/x

Aufgrund der extremen Nähe, praktisch sogar Nulldistanz zu #AlecBaldwin bei der Schussabgabe wäre ein Geschossknall aber nicht wahrnehmbar, schon gar nicht frontal in Schussrichtung.

Es muss also für die zwei Schallereignisse eine andere Erklärung geben. 5/x

Tatsächlich ist eine Erklärung DENKBAR, die ausgesprochen selten ist und extrem schwer reproduzierbar. So schwer, dass dies Munitionsherstellern in Laborversuchen so gut wie nicht gelang, dennoch sind einzelne Fälle dokumentiert:

Secondary Explosion Effect (SEE) 6/x

Dabei kommen eine Vielzahl von (Risiko-) Faktoren beim Laden von Patronen zusammen, die in ihrem Zusammenwirken dann ein völlig anderes Abbrandverhalten des Pulvers begünstigen können.

Dabei kann der Gasdruck im Patronenlager bis zu 400 % über den üblichen Druck ansteigen. 7/x

Mögliche Effekte dabei sind die völlige Zerstörung von Patronenlager und damit Waffe bis hin zu erheblicher Splitterwirkung, durch die auch der Schütze selbst verletzt werden kann. Bei ausreichender Stabilität der Waffe auch die Zerstörung von Hülse, Geschoss und Zündhütchen 8/x

Mit zu den Risikofaktoren dabei gehören langsam brennende Treibladungspulver, ein gegenüber der Pulvermenge relativ grosses Hülsenvolumen und teilweise auch Temperatureinwirkungen von aussen.

Risikofaktoren, die zumindest teilweise in der Wüste von New Mexico vorhanden waren: 9/

Langsam brennende Pulver sind jedenfalls bei Filmaufnahmen ausdrücklich gewollt, um das Mündungsfeuer filmen zu können und auch die Temperatureinwirkungen auf eine offen liegende Waffe darf keinesfalls unterschätzt werden.

Diese Faktoren KÖNNEN einen Unfall begünstig haben.10/x

Frage wäre allerdings, wie sich die bei einem SEE die Druckverhältnisse abbilden würden bei einer Platzpatrone und einer Filmwaffe und mit welchen Zerstörungen dabei zu rechnen sein würde.

Dazu existiert aber bislang nichtmal eine Versuchsreihe. 11/x

Jedenfalls lässt sich feststellen, dass Joel Souza den akustischen Effekt eines SEE so beschreibt, wie man diesen erwarten könnte und damit einen wichtigen Hinweis auf die Unfallursache geliefert haben KANN. 12/x

Es sollte also nach wie vor berücksichtigt werden, dass es sich um einen tragischen, nicht vorhersehbaren Unfall gehandelt haben kann.

Gerade deswegen sollte man weiterhin Schuldzuweisungen unterlassen und die weiteren Untersuchungen abwarten. 13/13