Hier sind 7 Szenarios aus meinem Modell, die bei verschiedenen ITS-Belegungen eine "Notbremse" machen, d.h. den R-Wert landesweit innerhalb von 3 Wochen um ~25% absenken.
Ein Modellierungs-Thread 1/x
Zuerst der Hinweis für Modellagnostiker: Was nun folgt sind keine Vorhersagen, sondern wir vergleichen 7 verschiedene Modellrechnungen um zu verstehen, worin deren Unterschiede liegen - mit dem Ziel eine Einschätzung zu entwickeln, wie es weitergehen könnte.
2/x
Modellrechnungen basieren auf Spreadsheet mit >100.000 Zellen, in dem Ergebnisse von zig Studien eingearbeitet sind, Zahlen von off. Quellen, sowie viele Annahmen und Vereinfachungen. Ein Rückblick auf das Modell gibt es hier: 3/x
Also, los geht's:
Mir scheint eine Notbremse wird unser Land erst einlegen, wenn wir in den Kliniken/Notaufnahmen katastrophale Zustände bekommen. Bisher waren 6.000-ITS Patienten unser Maximum. Wie weit geht es diesmal?
4/x
Das Problem bei einer so kurzen Verdopplungszeit von nur 12 Tagen ist, dass nach dem Start des Bremsens so viel Zeit vergeht, bis man eine Wirkung in den Neuinfektionen sieht, dass nochmals fast eine Verdopplungszeit durchläuft.
5/x
Solange Hospitalisierungen und (mit etwas Verzögerung) die ITS-Belegungen ziemlich fest an die Neuinfektions-Inzidenz gekoppelt sind, bedeutet das: Die ITS-Belegung wird sich auch verdoppeln, bevor die Bremswirkung dann endlich eintritt. 6/x
Mit meinem Modell habe ich das für 7 Szenarien durchgerechnet und man kann in den Ergebnissen folgendes erkennen: 7/x
1. Die sich später ergebende maximale ITS-Patientenzahl dürfte etwa beim Doppelten der Anzahl von der Woche liegen, in der die Notbremse gestartet wird.
8/x
2. In keinem Szenario liegt das Maximum der ITS-Belegung unter 6.000. Dieser Mindestwert scheint schon jetzt unvermeidbar zu sein.
9/x
3. Es ist zeitlich knapp: Wenn wir bei 6.000 ITS-Patienten bremsen würden (d.h. sich ergebende Spitze >10.000 ITS-Patienten), müsste dieses Bremsen in der Woche des 22.11. starten.
10/x
So wie die politische Situation und die von ihre erzeugte breite Wahrnehmung der Pandemie im Augenblick ist ("vorbei!"), bleibt es fragwürdig, ob wir in nur 3 Wochen zu den nötigen klaren Maßnahmen kommen werden.
11/x
Jetzt wurde/wird aber erstmal vielerorts die Maskenpflicht in den Schulen abgeschafft. Bei Inzidenzen von Hunderten oder sogar über 1000 in den Altersgruppen der Schüler. Und 12 Tage Verdopplungszeit.
Das grenzt schon an Realitätsverweigerung.
Mein Optimismus schwindet.
12/x
PS: Annahmen/Berücksichtigte Punkte: Erst-Impfrate Jahresende 80%. 1%/Woche Wirkungsverlust der Impfungen über die Zeit. 10% Booster-Impfungen nach 6 Monaten. Ferieneffekte. Unterschiedliche, altersbasierte Krankenhaus-Raten von geimpften Durchbrüchen und von Ungeimpften.
13/x
PS: Bitte fragt mich nicht, WIE man ~25% R-Wert-Reduktion erreicht, also durch welche Maßnahmen. Ich bezweifle aber, dass z.B. "2G in allen Innenräumen" (Lockdown für Ungeimpfte) reicht.
14/x
PS: Beim Blick auf diese Inzidenzkurven bitte beachten, dass unser deutsches Testsystem/Konzept gar nicht in der Lage wäre Inzidenzen jenseits von 500 oder gar 800 zu messen. Stattfinden würden diese aber trotzdem, was wir dann nur noch an den Patienten/Sterbezahlen sehen würden.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Aus der Pandemie heraus gibt es 3 Wege: Kontaktbeschränkungen (will keiner), Medikamente (haben wir nicht) und Impfungen. Helfen uns dann vielleicht diese “Booster” durch den Winter?
Wer hat eine Vorstellung davon, was eine breite Booster-Impfkampagne bringen würde?
Thread 1/x
Ich hatte keine Vorstellung davon… Also habe ich in meinem Modell einige Rechnungen gemacht, um ein Verständnis dafür zu entwickeln, welche Wirkung Booster haben könnten. Können wir damit die Winterwelle noch stoppen, oder hilft das nur noch fürs nächste Jahr?
2/x
ACHTUNG: Was folgt sind spekulative/experimentelle Modellrechnungen, die nicht das Ziel haben exakte Infektionszahlen für den Tag X vorher zu sagen, sondern es geht darum zu verstehen, wie verschiedene Änderungen der Annahmen den Verlauf der Pandemie im Modell beeinflussen...
3/x
Um als Gesellschaft aus einer Pandemie herauszukommen haben wir drei mögliche Lösungswege.
Ein Frist-Principles-Thinking-Thread über diese drei Lösungswege, wo jeweils das Problem liegt, und was am Ende dabei herauskommen wird.
1/x
OK, nehmen wir an wir haben ein pandemisches, hochansteckendes Virus, das sich weltweit ausbreitet und einen nicht unerheblichen Teil der Infizierten sehr krank macht oder gar tötet. Dann wollen wir uns als Gesellschaft davor schützen.
Dazu gibt es 3 Lösungswege:
1. Lösungsweg: Freiwillige oder unfreiwillige Kontaktbeschränkungen: das wollen und können wir in vollem Umfang immer nur für kurze Zeitphasen durchhalten („Lockdowns“). Drastische Lockdowns können keine Dauerlösungen sein in einer mehrjährigen Pandemie.
2/x
Links: Wie wir denken, dass Impfungen schützen.
Rechts: Wie sie tatsächlich schützen.
Annahme: 84% Schutz gegen Ansteckung 2 Wochen nach der 2. Impfung, dann für 30 Wochen Verlust von 0,8% Impfwirkung pro Woche. 1/x
Mit diesen Annahmen zeichnet mein Modell die Durchbruchs-Infektionen vom RKI als Referenz-Zahlen ziemlich gut nach. 2/x
Ich gehe davon aus, dass die Studienergebnisse aus anderen Ländern nicht 1:1 auf Deutschland übertragbar sein, da jedes Land anders "nach Infektionen sucht" (wir sind da z.B. gar nicht gut), damit sind also die gefundenen Durchbrüche ungenau, was die Waning-Rate beeinflusst.
3/x
Modellrechnung: Ausblick auf die nächsten 4 Wochen
TL;DR: in meiner Modellrechnung hätten wir in KW ab 8.11. eine Welle in den Notaufnahmen/Kliniken durch Hospitalisierungen über Spitzenniveau der 3. Welle.
Auf Intensivstationen das gleiche 1-2 Wochen später.
Thread 1/x
Das ist jetzt echt Geschwindigkeit drin: von Inzidenz knapp 70 auf über 100 in nur einer Woche?! Meine Modell-Vorhersage vor 1 Wochen lag bei 92 für heute, vor 2 Wochen lag die Vorhersage für heute noch bei 79. Dynamik hat sich deutlich beschleunigt.
2/x
Eine derartige Beschleunigung der Wachstumsdynamik ist gar nicht gut. Wenn ich diese aktuelle Dynamik mit meinem Modell weiterrechne sind wir um den 15.11.2021 etwa bei Inzidenz 300 (=Ende Kalenderwoche 8.11.) mit noch weiter steigender Tendenz. 3/x
Gedankenspiel, Teil 2: Wenn wir die mRNA-Corona-Impfungen als 3-fach-Impfung verstehen, wie groß ist die Impflücke der 3. Impfung (zusammen mit der 1. Impfung)?
Eine Ergänzung (und Korrektur dank @tomschweegmann) zu meinem Thread (s.u.) von gestern
Die Grafik zeigt für eine theoretische 3-fach-Impfung wie viele Menschen in Deutschland nicht oder nicht vollständig geimpft sind, entweder fehlt schon die 1. Impfung oder später die 3. Impfung (6 Monate nach 2. Impfung).
2/x
Im Vergleich zu meiner Grafik von gestern hat sich der "Berg" der 3. Impfungen um 6 Wochen nach rechts geschoben (Korrektur verschiebt also nur den Vorgang, Aussage bleibt die gleiche).
3/x
Wird aus der Pandemie der Ungeimpften nun auch eine Pandemie der Geimpften?
In vergangenen Wochen habe ich oft gelesen, dass wir “Pandemie der Ungeimpften” haben. Und das stimmt ja auch, nur ~10% der Patienten waren Geimpfte. Das scheint aber nicht so zu bleiben.
Thread 1/x
Die folgenden Daten zu Geimpfte vs. Ungeimpfte basieren aus Szenario A aus dem vorherigen Thread:
Ab November scheinen sich auch in der Gruppe der Geimpften sehr hohe Inzidenzen und in der Folge dann auch hohe Patientenzahlen zu entwickeln, wenn mein Modell recht haben sollte: Ab Mitte November steigen demnach auch die Inzidenzen bei den Geimpften über 100 (blaue Linie)
3/x