Die „culture wars“ sind ein elementarer Bestandteil der rhetorischen Strategie der Religiösen Rechten. Durch „kulturelle“ Themen, also den Kampf gegen Dinge, die angeblich die Existenz eines „christlichen Amerikas“ bedrohen, kann man Menschen beispielsweise leichter davon…
…überzeugen, an der Wahlurne auch gegen ihre eigenen finanziellen Interessen zu stimmen. Ich beschreibe das Phänomen detailliert im Kapitel „Ströme von Blut - der Kulturkampf“ in #AmerikasGotteskrieger. Hier eine kurze Zusammenfassung über die aktuellen Themen:
Anti-Trans-Rhetorik und -Gesetzgebung. Die Kampagne gegen trans Menschen hat weitestgehend die offene Verteufelung von homosexuellen Menschen ersetzt - nicht, weil sich etwas an den Ansichten geändert hätte, sondern weil die Religiöse Rechte sich bewusst ist, dass…
…die Öffentlichkeit Dinge wie die „Ehe für alle“ in der Mehrheit nicht mehr als kontrovers ansieht. Damit lässt sich also nicht mehr so einfach punkten. Bei der anti-trans-Rhetorik finden sich altbekannte Muster aus dem rechten Playbook:
Eine bestimmte Gruppe von Menschen dämonisieren, in dem man behauptet, sie sei hinter „euren Kindern her“ - völlig ohne jedwede Beweisgrundlage. Das Narrativ geht etwas so: Sexualstraftäter würden sich, als Frauen „verkleidet“, in die Umkleiden von Mädchen schleichen.
Das ist abstruser Unsinn - in etwas weniger offen krassen Form findet sich dieselbe Transfeindlichkeit in Gesetzen, die beispielsweise trans Jugendlichen verbietet, in dem ihrer Gender Identität entsprechenden Team mitzuspielen.
Hier wird Transfeindlichkeit von Menschen, die sich vorher nie für „Mädchen- und Frauensport“ interessiert haben, hinter angeblicher Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit von Mädchen versteckt - ein geschickter Schachzug. Deswegen sind die „Argumente“ Quatsch: newsweek.com/transgender-at…
Ein neues „Schreckgespenst“ in den rechten „culture wars“ ist,Trommelwirbel, Critical Race Theory. Auch hier gilt das Prinzip: behaupte, bestimmte Institutionen wollten eure Kinder indoktrinieren und nutze das als Gelegenheit,die Rechte der Institutionen legislativ zu beschneiden
Critical Race Theory ist eine Theorie aus der Rechtswissenschaft, die nur vereinzelt an Unis und dort auch frühestens ab dem Master Level gelehrt wird. Sie argumentiert, dass in den USA Rassismus institutionell und in Gesetzen verankert ist, weil beides in einem Kontext der…
White Supremacy entstand. Die Religiöse Rechte nutzt CRT als Kampfbegriff für Anti-Rassismus insgesamt, besetzt den Begriff mit Angst und zettelt so eine Pseudo Diskussion an - wo jedoch keinerlei Interesse an einer inhaltlichen Auseinandersetzung vorhanden ist.
In keiner Schule der USA wird CRT gelehrt. Punkt. Stattdessen wird alles CRT genannt, was strukturellen oder systemischer oder überhaupt Rassismus aufzeigt. Und das ist eine ganz bewusste Strategie: newyorker.com/news/annals-of…
Christopher Rufo ist der rechte Aktivist, der die CRT-Panik geschaffen hat. Seine Strategie legt er ganz offen auf Twitter vor: CRT mit Angst besetzen als Begriff für alles, vor dem die Basis Angst hat. Es als „irre“ brandmarken.

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28 Oct
Eine wichtige Organisation, die einen erheblichen Teil zur Verbreitung des Mythos beiträgt, Amerika sei als explizit christliches Land von Christen gegründet worden, sind David Bartons "WallBuilders". Barton ist ein Pseudo-"Historiker", dessen Arbeit auch von konservativen....
...und evangelikalen Historikern zerrissen wurde als geschichtsrevisionistisch und schlichtweg falsch. Barton ist selbst kein ausgebildeter Historiker, sondern hat lediglich einen BA in Religious Studies der evangelikalen Oral Roberts University.
Barton behauptet, die USA seien ein christlich gegründetes Land, for Verfassung sei von der Bibel und Gott inspiriert und die Gründerväter hätten gewusst, wie wichtig es sei, das Christentum fest in der Verfassung zu verankern. Das ist alles nicht wahr.
Read 4 tweets
27 Oct
Die Religiöse Rechte ist besonders durch ihr Netzwerk von Organisationen, Think Tanks und Instituten so erfolgreich, die sie in den letzten Jahrzehnten aufgebaut hat. Dabei war die Zielsetzung von Anfang an klar: zur Not auch außerhalb des demokratischen Rahmens zu operieren.
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Bestimmte Organisationen werden gerade in Presseberichten gern als "konservative Think Tanks" verharmlost, z.B. die Heritage Foundation, der American Legislative Exchange Council, und der Council for National Policy. Sie klingen harmlos - doch untergraben aktiv die Demokratie
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23 Oct
Im letzten Thread für diese Woche möchte ich auf eine Frage eingehen, die hoffentlich bald mithilfe meines PhD-Projekts beantwortet werden kann: Sind die Nordhalmahera-Sprachen mit Sprachen auf Neuguinea verwandt? Und verbunden damit: Wo kommen die Menschen auf Halmahera her? 🐦 Karte von Halmahera (links) & dem Neuguinea (rechts), mit de
🐦 Ich hatte schon erzählt, dass die NH-Sprachen auch als „Papua-Sprachen“ bezeichnet werden. Das ist ein Sammelbegriff für alle Sprachen auf und um Neuguinea, die nicht austronesisch sind.
🐦 Es ist *keine* Sprachfamilie, d.h. es gibt weder Lautkorrespondenzen noch Kognate noch systematische Übereinstimmungen in der Grammatik.
Read 24 tweets
23 Oct
Die indoeuropäische Sprachfamilie ist die am besten erforschte Sprachfamilie überhaupt. Bei meinem PhD-Projekt zu den Nordhalmahera-Sprachen bin ich ganz am Anfang und mit einigen Problemen konfrontiert, über die ich euch jetzt erzählen möchte 🦎 Karte von Halmahera, die Nordhalmahera-Sprachen sind in ihre
🦎 Falls ihr nichts über historische Linguistik wisst, dass lest euch bitte vorher diesen Thread von mir durch. Ansonsten werden ihr Probleme haben das folgende zu verstehen.
🦎 Die NH-Sprachen sind als Sprachfamilie mittlerweile unumstritten anerkannt. Schon 1915 stellte van der Veen fest, dass sich sie Sprachen deutlich von den benachbarten austronesischen Sprachen unterscheiden.
Read 42 tweets
22 Oct
Ihr alle kennt das Konzept von verwandten Sprachen und wisst, dass z.B. Deutsch und Niederländisch verwandt sind. Ihr kennt auch Stammbäume, z.B. für eure eigene Familie. Woher wissen wir, welche Sprachen verwandt sind und in einen Stammbaum gehören? 🌳
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🌳 Der extrem komplexe Stammbaum im vorherigen Tweet (der eigentlich mehr aussieht wie ein umgedrehter Stammbusch) ist ein möglicher Stammbaum für die indoeuropäische (oder indogermanische, kurz IE) Sprachfamilie. Wie werden uns den gleich im Detail anschauen.
🌳 (Hinweis: Ich schmeiße gleich viel mit Sprachnamen um mich, falls ihr eine davon nicht kennt, dann fragt bitte (oder googlet))
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