Dieses Argument ist einfach nicht totzukriegen: "Wenn wir das Klima retten wollen, dürfen einfach nicht so viele Menschen auf dem Planeten leben! Man muss also erstmals etwas gegen das Bevölkerungswachstum in Afrika tun!" Das ist in so vielfacher Hinsicht falsch! (Thread)
Hier klingt natürlich ein ziemlich offensichtlicher Rassismus durch: WIR gegen DIE! WIR sind nicht Schuld, sollen DIE sich doch ändern! Und DIE sollen nicht mehr werden als WIR, sonst verlieren WIR vielleicht an Macht!
Abgesehen davon passt die These nicht zu den Fakten:
Übermäßiges Bevölkerungswachstum war Ende des 20. Jahrhunderts tatsächlich ein Grund zur Sorge. Aber seither hat sich viel getan: Das Wachstum hat sich stabilisiert, es wird bis zum Ende des Jahrhunderts zum Stillstand kommen.
Die Weltbevölkerung wächst zwar noch, aber nicht mehr aufgrund eines Geburtenüberschusses, sondern nur noch wegen steigender Lebenserwartung. Das ist die gute Sorte Bevölkerungswachstum, die wir uns alle wünschen!
Ja, es gibt einzelne Länder, in denen die Zahl der Kinder noch immer sehr hoch ist, aber auch dort sinkt sie. Das ist kein Problem für die Menschheit. Wir wissen auch, was man dagegen tun kann: Bildung für Frauen!
Was die These vom "klimafeindlichen Bevölkerungswachstum in Entwicklungsländern" ganz besonders skurril macht: Der Klima-Impakt Afrikas ist winzig, verglichen mit anderen Weltgegenden. Nein, Afrika ist nicht das Problem.
Was das Klima bedroht, sind nicht zusätzliche Menschen in Gegenden, wo der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß am geringsten ist, sondern das Konsumverhalten in den reichsten Ländern und das (völlig verständliche) Streben von Milliarden Menschen in die globale Mittelschicht (z.B. in China)
Und vor allem haben wir es hier wieder mal mit einem beliebten Denkfehler zu tun, auf den man in der Klimadebatte immer wieder stößt: "Wir müssen reduzieren, um qualitativ weitermachen zu können wie bisher!" Man könnte es "downscaling fallacy" nennen, oder Schrumpfungsfehler:
Wir erhöhen den CO2-Gehalt der Atmosphäre. Das geht nicht. Würden wir jeden 2. Menschen auf der Erde morgen töten, würde wir den CO2-Ausstoß ca. um 50% reduzieren. Aber selbst das wäre keine Lösung für das Klima: Wir brauchen keine Reduktion um 50%, sondern Reduktion auf null!
Das heißt: Eine geringere Zahl von Menschen würde die Katastrophe nur verzögern, sie käme trotzdem, ohne fundamentalen Wandel. Wir müssen es schaffen, einen nachhaltigen Lebensstil zu entwickeln. Und wenn wir das schaffen, ist es nicht entscheidend, wie viele Leute so leben.
Genau das ist unsere Aufgabe in wirtschaftlich hochentwickelten Ländern: Vorzuzeigen, wie so ein nachhaltiger und gleichzeitig attraktiver Lebensstil aussehen kann. Andere Länder können das dann übernehmen. Sie müssen nicht vorher die selben Fehler machen wie Europa und die USA.
Man nenn das "Leapfrogging": Es gibt z.B. Länder, die nie ein Telefon-Festnetz hatten. Sie übersprangen diese Stufe und führten gleich Mobilfunk ein. Dasselbe wird es auch bei nachhaltigen Technologien geben: Statt einer Kohlekraft-Phase gleich PV und Wind.
Ja, die gewaltige Zahl an Menschen ist eine Herausforderung beim Entwickeln eines nachhaltigen Lebensstils. Aber viele Menschen heißt auch: Viele gute Ideen. Die Bevölkerungszahl ist nicht das Problem. Und nicht vergessen: Menschen sind toll! futurezone.at/meinung/mensch…
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Können wir bitte aufhören, Impfgegner wie kleine Kinder zu behandeln, die man nicht mit klaren Worten verschrecken darf? Wenn ich falsch liege, will ich auch, dass man mir das klar sagt und den Grund erklärt. Nicht dass jemand meinen Irrtum sanft und wertschätzend gelten lässt.🧵
"Schuldzuweisungen sind falsch! So spaltet man die Gesellschaft!"
Klar, wertschätzende Diskussion ist wichtig. Aber einem Raser auf der Autobahn sage ich auch nicht: "Ich respektiere dein Bedürfnis nach Geschwindigkeitsrausch! Aber vielleicht willst du's mal langsamer probieren?"
Ich stimme natürlich zu: Man überzeugt niemanden, wenn man ihn hart attackiert. Wenn ich mit "du Idiot!" starte, wird keine Diskussion möglich. Aber wenn klare Fakten auf dem Tisch liegen, muss man sie auch klar sagen. Man kann sich die Wirklichkeit nicht zurechtstreicheln.
Das Problem mit Klima-Verhandlungen: Wenn man sich nicht einigt, tritt automatisch jene Variante in Kraft, die am schädlichsten ist: Nichtstun und weiter wie bisher.
Das könnte man aber ändern, durch unkonventionelle Spielregeln. (Thread mit realitätsferner Träumerei)
Wichtig bei Verhandlungen ist immer die Default-Lösung, die eintritt, wenn man sich nicht einigt. Wenn ich beim Wohnungskauf den Preis nach unten verhandeln will und wir einigen uns nicht, dann bleibt alles wie es ist: Ich bekomme nicht eine halbe Wohnung, sondern gar keine.
Und das ist natürlich fatal, wenn das Wohl aller davon abhängt, dass die Dinge eben nicht bleiben, wie sie sind. Logisch betrachtet gibt es 2 Möglichkeiten das zu beheben: 1. man ändert die Default-Lösung, 2. man stellt sicher, dass es zu einer Einigung kommt.
Die Situation ist ernst: Wissenschaftsfeindlichkeit droht unsere Demokratie kaputtzumachen. Kickl, Parteichef der österreichischen Rechtspartei FPÖ, spricht sich jetzt für #Ivermectin aus. Das ist keine Frage von Ideologie mehr, das ist gefährlicher Unsinn. (Thread)
Kickl ist bekanntermaßen gegen die Impfung. Stattdessen soll man es mit Medikamenten probieren, sagt er. Gut, niemand ist gegen Medikamente. Aber es gibt eben keine medikamentöse Alternative zur Impfung. Kickl sieht das anders, er ist für #Ivermectin.
Ich kann kaum in Worte fassen, wie unsinnig und falsch das ist. Aber ok, sehen wir es uns noch einmal an:
Habe mir (wie offenbar die halbe Welt) "Squid Game" angesehen. Bin nicht ganz glücklich. Das hätte ein grandioser Mix aus Gesellschaftskritik und Spieltheorie werden können. Leider sind, finde ich, einige gute Ideen völlig versickert. (Thread, SPOILER)
Wenn "Squid Game" mit "Hunger Games" oder "Battle Royale" verglichen wird, passiert meiner Meinung nach genau der entscheidende Fehler, den auch die Figuren der Serie passiert und vielen von ihnen das Leben kostet: Es geht nicht darum, die anderen zu töten. Es geht ums Überleben.
Es ist eben KEIN Wettkampf alle gegen alle, bei dem am Ende nur einer überleben kann. Die Regeln sind klar: ALLE, die am Ende noch da sind, gehen mit einem Preis heim. Klar: Je weniger Überlebende, umso mehr Geld pro Person. Aber trotzdem will man doch in erster Linie überleben.
"Mit diesem Blödsinn will ich gar nichts zu tun haben" höre ich oft, wenn es um Esoterik, Aberglauben und Verschwörungstheorien geht. Das kann ich gut nachvollziehen, aber ich glaube, es ist trotzdem für alle sinnvoll, sich mit solchen Themen zu beschäftigen. (Thread)
Ich denke darüber gerade nach, während ich im Zug sitze und von der #ferngespraechcon nach hause fahre. So viele tolle Leute dort! Und so viele interessante (und verrückte) Themen! Grüße nochmal an alle!
Wenn es in Vorträgen wie dort um medizinische Fragen geht (etwa um die Impfdebatte), oder um Persönlichkeiten, die mit faktisch falschen Thesen eine sektenartige Anhängerschaft um sich scharen, dann stellt man fest: Vieles wiederholt sich immer wieder in ähnlicher Form.
Habe mir jetzt die #Pathologiekonferenz angesehen um die Frage zu beantworten: Warum wird das nicht sofort von anderen Wissenschaftlern widerlegt? Nun, weil es nichts zu widerlegen gibt. Es ist alles viel zu konfus und unkonkret. (Thread)
Full disclaimer: Ich habe von Pathologie keine Ahnung. Ich versuche gar nicht erst, die vielen Bilder zu beurteilen, das mögen andere tun. Aber ich kann beurteilen, ob die Argumentation wissenschaftlichen Standards genügt. Und da stößt man auf ein befremdliches Bild.
Die entscheidenden Angaben fehlen, sowohl im Video als auch im verlinkten PDF: Was sind das für Proben, warum wurden sie ausgewählt? Zu welchem Zweck? Wofür sollen sie repräsentativ sein? Wer hat sie ausgewertet und wozu?