Die Situation ist ernst: Wissenschaftsfeindlichkeit droht unsere Demokratie kaputtzumachen. Kickl, Parteichef der österreichischen Rechtspartei FPÖ, spricht sich jetzt für #Ivermectin aus. Das ist keine Frage von Ideologie mehr, das ist gefährlicher Unsinn. (Thread)
Kickl ist bekanntermaßen gegen die Impfung. Stattdessen soll man es mit Medikamenten probieren, sagt er. Gut, niemand ist gegen Medikamente. Aber es gibt eben keine medikamentöse Alternative zur Impfung. Kickl sieht das anders, er ist für #Ivermectin.
Ich kann kaum in Worte fassen, wie unsinnig und falsch das ist. Aber ok, sehen wir es uns noch einmal an:
Ivermectin wird oft als Pferdeentwurmungsmittel verspottet. Ja, das ist es, aber das ist noch kein Grund, dagegen zu sein. Würde uns ein Pferdeentwurmungsmittel vor COVID-19 schützen, dann immer mal her damit! Das Problem ist, dass Ivermectin halt nicht wirkt.
Ja, es gab Tests, bei denen Ivermectin in Zellkulturen Coronaviren töten konnte. Allerdings bei extrem hoher Konzentration, die man im Körper nicht erreichen kann - das wäre giftig. Entscheidend ist: Nützt Ivermectin im Patienten? Auch dazu wurden Studien durchgeführt.
Eine große Studie (von Ahmed Elgazzar) ist wohl hauptverantwortlich für den #Ivermectin-Hype: Sie zeigte überwältigend gute Wirkung. Allerdings wies die Studie viele offensichtliche Fehler auf - von Plagiaten bis zu offensichtlich falschen Zahlen. Sie wurde daher zurückgezogen.
Ohne diese Elgazzar-Studie sieht die Datenlage für Ivermectin aber ziemlich schlecht aus. Im Gegensatz zu den Impfugen, bei denen es Studien mit zehntausenden Leuten gab, die eine sehr gute Wirkung zeigen, fehlen vergleichbare Daten bei Ivermectin völlig!
Und das ist der wirklich verrückte Aspekt dieser Geschichte: Menschen, die sich nicht impfen lassen, weil sie "keine Versuchskaninchen" sein wollen, propagieren Ivermectin, bei dem es keine Belege für Wirksamkeit gibt - von Untersuchungen über Nebenwirkungen ganz zu schweigen.
Man hat Angst vor einer Impfung, die Milliarden Leute bekommen haben - eine der bestuntersuchten medizinischen Interventionen, die es gibt. Und stattdessen nimmt man nicht zugelassene, kaum untersuchte Ivermectin-Entwurmungspaste, auf einen vagen Glauben hin.
Ist es sinnvoll, Ivermectin zu untersuchen? Ja, klar. Aber Ivermectin ist hier und heute definitiv kein sinnvolles Mittel gegen COVID-19. Es ist nicht zugelassen, Gesundheitsbehörden warnen ausdrücklich davor. Mit gutem Grund.
Wenn nun ein Politiker wie Kickl das alles ignoriert und sich für Ivermectin statt der Impfung ausspricht, dann ist das wissenschaftlich gesehen Unsinn. Das widerspricht den Fakten. Es ist wie die Empfehlung, Verkehrsunfälle mit Zauberkristallen zu verhindern.
Wir müssen uns damit abfinden, dass wir unterschiedliche ideologische Ansichten haben. Wenn ein Politiker andere Sichtweisen über Freiheit und Zwang, über Individualismus und Gemeinschaft hat als ich, muss ich damit leben. Aber nicht, wenn er wissenschaftlich Falsches sagt!
Gegen Impfen und für Ivermectin zu sein heißt, dass man nicht verstanden hat, was Wissenschaft ist, dass man nicht in der Lage ist, sich von sachkundigen Leuten beraten zu lassen, und dass man nicht einmal merkt, wenn sich das eigene Gedankengebäude logisch selbst widerspricht.
Ich glaube, es ist wichtig, hier zu unterscheiden: Anderer Meinung sein ist ok. Fakten nicht akzeptieren ist nicht ok. Egal ob man ideologisch auf Kickls Seite ist oder nicht: Hier muss man laut aufschreien. Sonst funktioniert die Demokratie nicht mehr.
Wir brauchen Wissenschaft als Basis für Demokratie. Es ist wie im Fußball: Das gegnerische Team ist anderer Meinung, in welches Tor der Ball gehört. Aber wenn die Gegner plötzlich der Meinung sind, ein Tor erzielt man, indem man den Ball aufisst, kann man nicht mehr spielen.
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Habe mir (wie offenbar die halbe Welt) "Squid Game" angesehen. Bin nicht ganz glücklich. Das hätte ein grandioser Mix aus Gesellschaftskritik und Spieltheorie werden können. Leider sind, finde ich, einige gute Ideen völlig versickert. (Thread, SPOILER)
Wenn "Squid Game" mit "Hunger Games" oder "Battle Royale" verglichen wird, passiert meiner Meinung nach genau der entscheidende Fehler, den auch die Figuren der Serie passiert und vielen von ihnen das Leben kostet: Es geht nicht darum, die anderen zu töten. Es geht ums Überleben.
Es ist eben KEIN Wettkampf alle gegen alle, bei dem am Ende nur einer überleben kann. Die Regeln sind klar: ALLE, die am Ende noch da sind, gehen mit einem Preis heim. Klar: Je weniger Überlebende, umso mehr Geld pro Person. Aber trotzdem will man doch in erster Linie überleben.
"Mit diesem Blödsinn will ich gar nichts zu tun haben" höre ich oft, wenn es um Esoterik, Aberglauben und Verschwörungstheorien geht. Das kann ich gut nachvollziehen, aber ich glaube, es ist trotzdem für alle sinnvoll, sich mit solchen Themen zu beschäftigen. (Thread)
Ich denke darüber gerade nach, während ich im Zug sitze und von der #ferngespraechcon nach hause fahre. So viele tolle Leute dort! Und so viele interessante (und verrückte) Themen! Grüße nochmal an alle!
Wenn es in Vorträgen wie dort um medizinische Fragen geht (etwa um die Impfdebatte), oder um Persönlichkeiten, die mit faktisch falschen Thesen eine sektenartige Anhängerschaft um sich scharen, dann stellt man fest: Vieles wiederholt sich immer wieder in ähnlicher Form.
Habe mir jetzt die #Pathologiekonferenz angesehen um die Frage zu beantworten: Warum wird das nicht sofort von anderen Wissenschaftlern widerlegt? Nun, weil es nichts zu widerlegen gibt. Es ist alles viel zu konfus und unkonkret. (Thread)
Full disclaimer: Ich habe von Pathologie keine Ahnung. Ich versuche gar nicht erst, die vielen Bilder zu beurteilen, das mögen andere tun. Aber ich kann beurteilen, ob die Argumentation wissenschaftlichen Standards genügt. Und da stößt man auf ein befremdliches Bild.
Die entscheidenden Angaben fehlen, sowohl im Video als auch im verlinkten PDF: Was sind das für Proben, warum wurden sie ausgewählt? Zu welchem Zweck? Wofür sollen sie repräsentativ sein? Wer hat sie ausgewertet und wozu?
Gedankenexperiment: Was wäre, wenn es eine Szene von gewaltbereiten Wissenschafts-Extremisten gäbe? Leute, die Homöopathen bedrohen, Wunderheiler-Praxen verwüsten, einen Astrologen erschießen? Selbstverständlich würde die wissenschaftliche Community dagegen auftreten (Thread).
Die Wissenschaft wäre natürlich trotzdem noch richtig. Aber es ist völlig egal, wie richtig eine Sache ist - wenn in ihrem Namen zu Hass und Gewalt aufgerufen wird, muss man dagegen etwas tun. Unis und wissenschaftliche Organisationen würden das gewiss machen.
Ich würde, wie viele andere, dann natürlich immer noch nicht an Astrologie glauben, aber ich würde viel Zeit und Energie darauf verwenden, diese radikalen Gruppen zu kritisieren und zu erklären, dass Wissenschaft etwas anderes ist als deren gewaltbereiter Radikalismus.
Wie soll man auf Fake News und Pseudowissenschaft reagieren? Muss man immer verständnisvoll und freundlich sein, oder darf man manchmal auch ein bisschen Wut rauslassen? Schwer zu sagen, aber ich glaube, wir brauchen beides. (Thread)
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Pseudowissenschaft, Esoterik und Verschwörungstheorien. Ich habe schon Post von Chemtrail-Gläubigen bekommen, saß in Fernsehdiskussionen mit Wunderheilern, meine Impfgegner-Hassmail-Sammlung wächst immer weiter.
Ich finde es spannend, mit solchen Leuten ins Gespräch zu kommen. Und oft ergab sich da ein freundlicher, interessanter Austausch. Es hat einen gewissen Reiz, einem Perpetuum-Mobile-Bastler über Wochen hinweg zu erklären, dass die Naturgesetze doch auch für ihn gelten.
Man muss es ganz hart sagen: Solche Filme kosten Menschenleben. Wer bei solchen Filmen mitmacht, macht sich schuldig. Das hier ist nicht bloß "Meinungsäußerung", sondern klarer Schwachsinn. Till Schweiger, Nina Proll &Co werden sich da nicht rausreden können. (Thread)
Zuerst Miriam Steins Argumentationislinie: Wäre die Impfung wirklich wirksam, bräuchte man keine Werbekampagne. Aber es gibt eine - WARUM?
Ja, eben weil Dullis wie du die Impfung völlig ohne Argumente schlechtreden! Himmel!
Es gab auch schon Kampagnen für Abstand halten auf Autobahnen und gegen häusliche Gewalt. Ist das auch toll, denn sonst würde man ja keine Kampagnen dagegen brauchen? Man kann doch als erwachsener Mensch nicht solche Logikfehler machen!