Welche Strategie wählt Deutschland diesen Winter?
(A) Über viele Wochen am Limit der Intensivstationen bleiben, oder (B) die Belastung dort verringern und dafür entsprechend stärkere Maßnahmen umsetzen? (1/N)
Beides sind realistische Szenarien, denn das Impfen und Boostern wird einige Zeit dauern, bis es seine Wirkung entfaltet. Bis dahin bleibt nichts anderen übrig als sich der Herausforderung zu stellen, dass die Inzidenz hoch ist und weiter steigt. (2/N)
Die Situation zu ignorieren führt dazu, dass die Intensivstationen über Wochen wieder zu voll sind.
Und "ein wenig nachbessern" reicht nicht, um die Welle zumindest flach zu bekommen. (3/N)
Der R-Wert muss von 1.2 oder 1.3 mindestens auf 1 oder weniger gesenkt werden. Dazu braucht es ingesamt 20-30 % weniger Ansteckungen. Aber das Gegenteil passiert gerade zumindest in meinem Umkreis: Es gibt mehr und mehr Treffen und Veranstaltungen. (4/N)
Ich fände es wahnsinnig frustrierend, wenn wir diesen Winter wieder, wie letzten Winter, wochenlang volle oder überfüllte Intensivstationen haben. Das ist nicht notwendig. Und es ist ein massive Belasung für all jene, die im Gesundheitssystem arbeiten... . (5/N)
...und für alle, die aus irgendeinem Grund medizinische Behandlung brauchen.
Nichts tun ist auch eine Entscheidung für eine Strategie. Und zwar für "Strategie A".
Und bevor das alles zu pessimistisch scheint: Nein, wir brauchen wahrscheinlich nicht wieder so massive Maßnahmen wie im letzten Winter. Wir haben ja einen guten Impfstoff und vor allem dadurch eine wesentlich bessere Immunisierung als letztes Jahr.
Aber deutliche Maßnahmen braucht es, wenn man die Hospitalisierung mindestens auf dem aktuellen Niveau stabilisieren will. Und noch etwas mehr, wenn man sie reduzieren will.
Reicht das Impfen und Boostern? Mittelfristig ist es sicherlich ausreichend: In Israel haben 50 % der Bevölkerung eine dritte Impfung bekommen. Das hat dort ausgereicht, um deren August-Welle zu stoppen.
(i/N)
Aber 50 % Boostern braucht, wenn man je Woche 5-7 % erreicht, ganze 7-10 Wochen. Das gelingt also nicht von heute auf morgen.
(i/N)

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30 Oct
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