Die Inzidenzen steigen in den meisten unserer Nachbarländer seit Anfang/Mitte Oktober. (1/N)
ourworldindata.org/explorers/coro…
Die Todesfälle ziehen nach, sind aber (wie erwartet) nicht so hoch wie im letzten Jahr. Konkret: Im letzten Jahr war die Hospitalisierungsquote im Winter rund 2 %, jetzt ist sie rund 0.8 %.
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Die Inzidenz ist nach wie vor ein nützlicher Indikator für die Belastung der KH in den kommenden Wochen, wenn man die Hospitalisierungsquote kennt. Und die lässt sich recht gut aus den Daten abschätzen. (2/N)
Diese Länder (oben) hatten abgesehen von NL keine starke Welle im Sommer. - Zwei unserer Nachbarländer, Frankreich und Schweiz, hatten jedoch eine starke Welle im Sommer (die Reporting-Effekte in der Schweiz sind nicht schön, aber leicht wegzudenken)
ourworldindata.org/explorers/coro… (3/N)
(1) Diese Wellen zeigen, dass die Saisonalität des Virus nicht stark genug ist, um Wellen im Sommer zu vermeiden.
(2) Sie zeigen auch, dass Wellen nicht "groß" genug waren, um eine relevante Gruppenimmunität aufzubauen.
(4/N)
Warum steigen dann die Fallzahlen in Frankreich nur so wenig? - Eine naheliegende Erklärung ist, dass Frankreich seit seiner Augustwelle relative starke Einschränkungen hat und diese anscheinend bisher nicht gelockert hat.
(5/N)
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Die Schweiz hatte die Maßnahmen auch etwas verstärkt, aber auf niedrigerem Niveau. Deutschland und Schweiz haben jetzt - laut diesem Indikator - etwas die gleichen Schutzmaßnahmen.
(6/N)
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Mit den lockeren Maßnahmen in Deutschland und Schweiz, ist zu erwarten, dass die Fallzahlen hier gleichartig steigen, während sie in Frankreich mit den strikteren Maßnahmen langsamer steigen.
(7/N)
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Die Immunisierung spielt natürlich auch eine Rolle, sowohl für die Fallzahlen als auch für die Anzahl schwerer Verläufe.
Sie ist in den ersten beiden Ländern recht ähnlich, in Frankreich etwas höher.
(8/N)
ourworldindata.org/explorers/coro…
Können wir den Anstieg der Fallzahlen ignorieren? - Wenn er so weiter geht, wird er sich in einigen Wochen in den KH sehr deutlich bemerkbar machen. In manchen Regionen schon sehr bald.
(9/N)
Man sieht aber auch, dass eine etwas höhere Impfquote und vermehrte Vorsicht die Welle dämpfen können.
Wir haben das Werkzeug dafür.
Ob wir das als Gesellschaft nutzen wollen, oder ob wir abwarten, bis das Personal der KH noch lauter alarmiert - darüber sollten wir reden.
Jetzt.
Es geht mir nicht darum, irgendwie Panik zu machen. Viele Menschen konnten sich durch eine Impfung gut gegen einen schweren Verlauf schützen. Manche erleiden aber einen Impfdurchbruch oder konnten/wollten sich bisher nicht schützen.
(11/N)
Relativ gesehen sind es nicht sehr viele, aber die Gesamtzahl ist hoch. Das können wir nicht ignorieren. Damit müssen wir umgehen. Und es gibt praktisch keine einfach Lösung.
(12/N)
Um positiv abzuschließen:
Wir sind Dank Impfstoff, Tests und Wissen wesentlich besser aufgestellt als im Jahr 2020.
Zur Frage, ob wir nun besser dastehen oder nicht:
(-) Delta ist ansteckender, etwa R = 5 statt R=3 für die Ursprungsvariante. Von 5 auf 3 runter braucht es 40 % Reduktion.
(+) Impfschutz gegen Ansteckung ist gut, lässt aber mit der Zeit nach; nach 5 Monaten ca 70 % (etwa Faktor 3). Ca 70 % der Menschen sind mit einem Schutz von ca 70 % gegen Ansteckung geschützt --> Faktor 50 %.
Also besser als oben.
(+) Wir haben im Prinzip die Option zu boostern. Damit erhöht sich der Schutz gegen Übertragung wieder deutlich, wahrscheinlich auf über 90 %.
Das hilft.
(+) Der Impfschutz *gegen schweren Verlauf* lässt weniger stark nach als der Schutz gegen Ansteckung. Auch das ist ein Plus für die KH Belegung - und für jede einzelne geschützte Person.
Unterm Strich: Wir können den Vorteil durch das Impfen nutzen, (i) um die Fallzahlen niedrig zu halten und/oder um mehr Freiheiten zu haben.
Wir stehen also besser da.

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16 Sep
Anfangs war der Impffortschritt in allen Europäischen Ländern sehr ähnlich. Bei manchen Ländern hat er sich früher verlangsamt, bei anderen später.
ourworldindata.org/explorers/coro…
Jetzt ist der Unterschied zwischen den Ländern recht groß: Die meisten Länder liegen zwischen 40 und 85 % Erstimpfungen (auf die gesamte Population aller Altersgruppen gerechnet).
Es zeigt sich: In den drei Länder mit der höchsten Erstimpfungsquote fallen die Inzidenzen der "Sommerwelle":
ourworldindata.org/explorers/coro…
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13 Sep
Anscheinend sind in Dänemark 96 % aller 50+ jährigen geimpft. Ohne Impfflicht. Wären wir in Deutschland soweit, dann wäre hier (lokal) die Pandemie wahrscheinlich auch halbwegs "vorbei".
"Vorbei" in Anführungsstrichen:
weil das Virus nicht verschwunden ist,
weil ein moderates Level an Vorsichtsmaßnahmen all denen hilft, die (noch) nicht geimpft werden konnten,
wegen all der langfristigen Auswirkungen der Pandemie (Gesundheit, Gesellschaft, Bildung, Wirtschaft...)
...und weil in vielen Ländern noch Impfstoff fehlt (mit all seinen Konsequenzen). Bevor nicht alle genug Zugang zu Impfstoff haben, ist die "akute Phase" der Pandemie sicher nicht vorbei.
Fairness und Vernunft gebieten Unterstützung und Rücksicht gegenüber diesen Ländern.
Read 5 tweets
5 Sep
Frau #Baerbock hatte angeblich keine Zeit, der Bild ein Interview zu geben.
Müssen Politiker:innen der Bild Interviews geben?
Und müssen Wissenschaftler:innen der Bild Interviews geben?
Ich habe Bild bisher keine Interviews gegeben. Und bin auch nicht in deren TV Kanal aufgetreten. Warum? Ich hatte immer den Eindruck, dass in dem Interview oder Artikel nicht das stehen würde, was ich inhaltlich versuche zu erklären.
Spreche ich mit guten Wissenschaftsjournalist:innen anderer Zeitungen, dann bekomme ich erstens die wörtlichen Zitate und den Kontext nach dem Gespräch und vor der Veröffentlichung vorgelegt. Das reduziert Missverständnisse.
Read 8 tweets
26 Jul
Wir haben dank Impfung, Vorsichtsmaßnahmen und Saisonalität eine niedrige Inzidenz in Deutschland erreicht. Das sollten wir jetzt nicht leichtfertig verspielen.
Jetzt hat die Delta-Variante in Deutschland klar die Oberhand und macht die Eindämmung etwas schwieriger. Aber wir haben so viele recht einfache Möglichkeiten und Vorsichtsmaßnahmen, die uns wenig einschränken. - Hier kann jeder einen kleinen Beitrag leisten, denn:
Niedrige Inzidenzen sind der beste Schutz für Schulen und für vulnerable Personen.
Bei hoher Inzidenz kann man versuchen, "die Schulen" und "die vulnerablen Personen" zu schützen. Der beste Schutz ist aber eine niedrige Inzidenz, denn jedes Sicherheitskonzept hat Lücken.
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9 Jun
Inzidenzen können auch im Sommer steigen.
Das zeigt England trotz seines recht hohen Impflevels.

(Interaktive Graphik: ourworldindata.org/explorers/coro…)
Es bleibt also ein Balanceakt:
Öffnen so viel wie möglich - aber nicht zu viel: Es gibt noch zu viele Menschen, die das Impfangebot noch nicht wahrnehmen konnten und nicht gegen einen schweren Verlauf geschützt sind.
Wo ist die Grenze der Öffnungen? Das werden wir in den kommenden Wochen austarieren müssen. Es hängt vom Impffortschritt ab, von VOCs wie #DeltaVariant und vom Engagement der einzelnen.
Read 8 tweets
19 May
Ist es möglich, dass manche Journalisten den negativen Szenarien mehr Aufmerksamkeit schenken als den positiven?
Sehr geehrter Herr @OlafGersemann,
es freut mich, dass Sie sich für meine Forschung interessieren.
Der Satz (13.März) den Sie nennen, bezieht sich auf unsere Studie arxiv.org/pdf/2103.06228…. Und in der Studie zeigen wir zwei extreme Szenarien:
(1) Es wird schneller gelockert, als der Impffortschritt es erlaubt. Dann könnten(!) die Intensivstationen noch über Wochen gefüllt sein.
(2) Es wird langsamer gelockert, als der Impffortschritt es erlauben würde. Dann sinken die Inzidenzen.
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