In einem #Dune von Aldous Huxley (falscher Autor!)[1] wäre das Halluzinogen Illusion und Herrschaftsimstrument, bei Frank Herbert ist es, Fluch und Segen zugleich, Voraussetzung für die Prinz-und-Prinzessin-Story. Ein "Öl", Intrige sind der Antrieb. Der Film _Kin-Dza-Dza!_
verfährt anders.
#Oekoscifi
Auch hier bilden, wie in _Dune_ (von Herbert!), Wüste und Sand den U-Topos, den Un- oder Nicht-Ort. Der Held und sein Sancho Panza in _Kin-Dza-Dza!_ ist aber einer aus dem Noch-Sowjetischen Betrieb. Gesellschaft selber ist das Halluzinogen. Herrschaftsintrumente sind unberedbar,
darum Film. Herberts Überzeugungen fussten offenbar auf "konkretristischen" und kulturellen Annahmen. Kosmos, also Welt, denn die Welt im Inter der Planeten von _Dune_ ist eine Hypertrophie, eine Übertreibung und Himtertreibung des irdisch Bekannten, die

Auch hier wird
Konflikte aus Krieg und Rohstoffgeschäft, die Geist erweiternde Droge "Spice" ist das Öl der interplanetaren Gesellschaft, die Herbertschen Entdeckungen, die er in seiner Geschichte ausbreitet sind zuerst psycholinguistisch und geopolitisch.
Nicht so in #KinDzaDza. Das Ende der SU ist absehbar, die USA sollten sich beim Niederrüsten des pseudokommunistuischen Blocks kommenden Russlands selbst überverschulden, ein aufgeklärter Mann wird plötzlich in die Wüste verlegt, nicht gebeamt, als Schock der Erkenntis per
Knopfdruck, nicht als Widerstand gegen das gesichtslose Establishment oder genauer gegen den Kapitalismus der Unabänderlichkeit wie in _Per Anhalter..._, sondern im Vorstellen (was Theater so macht) von Geworfen-sein, aber nicht wie bei Heidegger, sondern das in die
Verhältnisse-gestellt, ihre geschichtliche Genese nicht überblickend, das Absurde erfahrend, aber in Distanz. Die größte und allein monologisierende, nicht mit SFX aufgeplusterte Szene der 2021er Neuverfilmung vom Wüstenplaneten ist die Selbsterkenntnis des Flux, mit
dem System laufen zu müssen, es nicht laborierend, fixierend wissenschaftlich verstehen, sondern "erfahrend" mitmachen und so leben zu sollen. "Flow-permanence" und Tierinstinkt, die Aussöhnung von Animalismus und Humanismus lautet das beu Herbert. Technik ist natürlich, machen
wir sie besser. Herberts Text war nicht nur im Valley beliebt. Dort war keine Wüste. Der Ökoscifi-Aspekt, auf dem ich reite, geht hier eine Überschneidung ein. Zieht man alles ab bei Dune, bleiben dann Gedanken übrig und Träume, die "Achtsamtkeit" der Anpassung,
wie sie in Psychiatrien gegen die Anpassung_störung_ trainiert wird? Die psychische Disposition muss auf die Topics der "Ökologischen Revolution" gebracht werden. Die Modernsierung der Huxleyschen Dystopie selbst-illusionierter Massen-Einzelner, das ist Dune. Deshalb kann man
der Saga etwas abgewinnen, der Neuverfilmung nur einige Elemente. Schwere Raumschiffe und Flugkörper sind im Absurden Theater von _Kin-Dza-Dza!_ die Alp-Traumwelt, aus der der Held und Sancho Panza erwachen, die sich aber dort, in der Alptraumwelt der
irren* Sowjetunion unter scheinbar kapitalistischen Vorzeichen, getroffen haben und sich nun wieder erkennen.
* Das ist nicht ableistisch, sondern ein alter Ausdruck für <unaufhebbar widersprüchlich>.
Der Alptraum, Film, ist das Theater der Erkenntnis, und nur Film, nicht die Immersion, kann, weil er zwischen visuellem Text und Virtual Reality liegt, das zeigen. Zeigt er, ist das Zeigen, die Diegese, als solche erkennbar. Die SU wird, korrupte Polizei, Blütenplanetesoterik,
körperliche Strafexzerzitien, vorgeführt. Wüste ist kein Abbau und kein Bergwerk, keine equity. Wüste ist die verlorene Ebene für zwei ohnmächtig sich durch-schlagende Oliver und Stans. Die Pikareske
kann so anbieten, das messianische Heldentum abzulegen, das mit Herberts Neu-Ver-Filmung, ein Star Wars-Märchen, das auch Ödnis und Misere und die vergessene Utopie kann, perfektes Disney ableiert. _Kin-Dza-Dza!_ kann, die Filme gegengelesen, der Anti-Dune sein. Genossen werden
lesbar wie die "Patsaken", eine materiell und formell niedrig stehende Gesellschaftsgruppe, Prols der Drecksarbeit, Handlanger von Handlangern. Und was auffällt ist, wie diese Klassengesellschaft aus Sicht des Sowjet-Film-Setting nur post-dystopisch mit den Quasi-Fetischen
der revolutionär industriellen Ökologie der Jetztzeit, d.h. nur sehr indirekt und bezugslos, kontaktlos, pauschal-thematisiert in Verbindung gebracht werden kann.
Post-dystopisch meint, dass mehr noch der aufklärerische Aspekt der Nicht- oder Nicht-mehr-Utopie keine "Rolle" mehr spielt. Dass die von der SU besetzten Gebiete und ihr Territorium eben Wüste geworden sind, politisch und stofflich. Keine Aktivität würde im Phlegma
der Stagnation von dem Erkenntnis-Schock der sich wiedererkennenden Genossen, die zurück auf der Erde sich erinnern an diese Misere in der Geschichte des Films ausgehen. Das kann nur noch im Außerfilmischen geschehen. _Kin-Dza-Dza!_ fordert außerfilmische
Denke am Ende heraus, das _Dune_ Sequel erwartet von uns einen Fortsetzismus im Popcorn-Kino.
Wir sehen, wie Items der "industriellen Ökologie der Jetztzeit" (s.o.), Energieträger, die dazugehörigen absurden irren Geräte, mit einem coolen Pathos vorgetragen werden, der vom Überwältigungssound eines Hans Zimmer allein im Dolby Atmos noch
übertoffen wird. Vor _Dune_ lief ein Spot von Audi. Der neue elektrische Wagen fährt durch die Wüste auf eine Stadt hinter der langen Kurve zu. Der Energieverbraucher wirkt hier mit _Dune_ 2021 und _Kin-Dza-Dza!_ wie ein dümmlich tumbes Ding, das "sich"
bewegt. Die fliegenden Eier in _Kin-Dza-Dza!_ und in _Dune_ 2021 poltern mühsam durch die Luft. Aus den Speakern bei _Dune_ Industrial, bei _Kin-Dza-Dza!_ quietscht es.
Die relevanten Zukunftsansagen dieser Fiktiven (oder Fiktivismen), hier als Substantiv, um sie von "Fiktion" zu unterscheiden, kann man so unterscheiden: Dune wirft ein Märchen auf das Modell einer Jetztzeit zurück, das politische Rekation und Regress einberechnet, Kin-Dza-Dza!
erörtert den Wunsch, zurückzukehren in eine Sowjetunion, die bestehen könnte, deren Erkenntnis im Traum nicht so ist, wobei der Traum/Film die Codierung der kritischen Aussage über die Wirklichkeit der Misere ist. Die ökoscifimäßige Komponente, die ungenaue Überschneidung von
_ökologischem Riss der Ökonomie und ihrer Aufhebung_, genau das meint Ökoscifi, ist nur eine Lesart der weit offenen Deutungsmöglichkeiten der Filme bzw. Texte. Ökoscifi wäre nichts weiter, als diese Perspektive auszuformulieren.
Zurück zu Kin-Dza-Dza!, dem Blüten- und Blumen-Planeten Plük und Anleihen beim Surrealismus. Tarkowskis Verfilmung von _Solaris_ schwelgt, so die voreilige Vermutung, in Wasserläufen, Pflanzenranken, die arabeske Erde des natürlichen gegebenen
Reichtums, der aber - natura naturans/natura naturata <sich machende/gemachte Natur> - unerklärbar bleibt, woran der Protagonist und Antiheld zerbricht. Fehlt ihm die Kategorie des Absurden? Was wäre dieses Instrument und dieser Bezugsterminus des Absurden?
Sie wird eingesetzt, das Absurde ist die "Waffe der Kritik" unter Preisgabe der Kritik. Dunes Held und Heldin sind zu schön. Herberts Aussöhnung von Technik und Natur, von Kapital und Ökologie ist zu verheißend - das ist der Green Deal in Dune. Im Absurden gibt es keine
Aussöhnung. Von der den feindlichen Nauturkräften angepassten Ethnie in der Peripherie zu lernen, bedeutet, die gute Ausbeutung der Ressourcen zu erlernen, wenn einmal die schlechten Exploitateure besiegt sind. Die eigene Zukunft eines Tages ("[...] one
day to make our own decisions about our own future", _Dune_ gegen Ende der letzten Romanfolge) in die Hand zu nehmen, die Wüste zum Garten machen. Dieses Verlangen, die in _Dune_ psychologisierte Notwendigkeit, ist in _Solaris_ lange aufgegeben worden, bei
Herbert nietzscheanisch stoisch schon mit dem Verlangen als Gefängnis überschrieben ("longings imprison you"), und in _Kin-Dza-Dza!_ mit dem Besuch der Anderswelt der Planeten (SciFi ist Traum, nicht Entwurf) nur in der Realwelt möglich.
Das Ende von _Kin-Dza-Dza!_ greift damit _Aelita_ auf. Dort kehrt der Ingenieur vom Mars zurück, wo er die Revolution gegen die Feudale Herrschaft anführte, und kehrt aus einem Traum zurück, wie die Filmmontage grammatsich ausführt, der dann Entwurf nur für die
Wirklichkeit (der frühen SU) sein kann. _Kin-Dza-Dza!_ und _Aelita_ kritisieren den Zukunfts-SF im Modus des SF. Immer in die Jetztzeit zurückkehrend. Produktion (Abbau) und Risiko werden in _Dune_ gewichtig, wenn der Abbau und die Crew des Baggers durch einen
Sandwurm bedroht sind. Arbeitsschutz! Aber, die Würmer auszurotten, würde das Spice zerstören. Ökologie! Die inhärente Interdependenz der naturellen Wesen, das Ökosystem, ist wiederum allein Schlussfolgerung des Prinzen und Auserwählten, des Herbertschen Messias.
Die Parallelen sind offensichtlich. Die szientistische Sackgasse in _Solaris_ wird für Tarkowski zu einem "Zurück zu Freud", der Innenweltdebatte. Die humanistische Frage der Sozialisierung wird in _Dune_ eine Entwicklungsgeschichte eines Volkes, eine De-
kolonialisierungsgeschichte. _Kin-Dza-Dza!_ steckt politisch fest aber bietet solidarische Brüderlichkeit an, eine Politik des Alltags, für die Produktion unsichtbar und nur in der Warenform auftritt.
Getauscht werden "wertvolle" Dinge. Wie erzeugt und woher sie kommen, ist verschüttet. Keine der drei Geschichten ist in der Lage, sich der Produktionsweise und der _Produktion der Ökologie_ auch nur anzunähern. Factory Crawlers, Bagger, sind da, Wert von Wasser und Ressource
der hypermodernen Kosmoswelt in _Dune_, die Wertdinge in _Kin-Dza-Dza!_ zwar als zweckloser Waren-Fetisch und Geldverschnitt dargestellt (Streichhölzer), bleiben dem Äquivalenten-Tausch verhaftet. Aber alle stoßen auf eine unvollständige Naturfrage.
Matze Schmidt
[1] Den Autor zu vertauschen macht soviel Sinn, wie Dinge zu vertauschen, um sie verfremdet erkennbar zu machen. Die Streichhölzer, die im Film _Kin-Dza-Dza!_ Tauschwert sind, weil sie wertvoller Naturstoff seien, offenbaren die Warenform jedes Dings.

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