Thread by @pavel23

Schwierig, sich ein realistisches Bild von dem tatsächlichen Nutzen von Ivermectin zu machen, und das Abtun als #Entwurmungsmittel ist dabei nicht hilfreich und für die Frage, ob es bei einer Covid-Infektion hilft, völlig unerheblich.

Was aber sagt die Wissenschaft? Nun, laut RKI ist der Evidenzgrad für einen Nutzen niedrig, aber nicht Null, und man wartet auf bessere Studien.

Nach dieser Metastudienseite c19ivermectin.com dagegen scheint es super zu wirken. Klickt man allerdings auf die dort erfassten Studien zu den Dutzenden anderer Mittel, scheinen so ziemlich alle dort aufgeführten Mittel einschließlich Vitaminen und Aspirin auch super...

...zu funktionieren, was mein Vertrauen in diese Metastudienauswertung doch deutlich erschüttert. Wenig hilfreich ist auch, dass es Datenfälschungsskandale und methodische Mängel im Zusammenhang mit mehreren vielzitierten Ivermectin-Studien gab.

Es gibt nicht wenige Mediziner, die auf Ivermectin schwören, aber das hatten wir bisher praktisch bei jedem "Wundermittel" gegen Covid. Was mich bei Ivermectin allerdings aufhorchen lässt ist, dass kein anderer Stoff im Labor eine derart beeindruckende Pharmakodynamik hat.

Es bindet vergleichweise stark an eine Reihe von Rezeptoren, die für die Vermehrung der Viren wichtig ist. Neben seiner Funktion als 3CL-Protease-Inhibitor bindet es auch gut an das menschliche TMPRSS2 Protein (ACE2) sowie an das Covid-Spike-Protein. frontiersin.org/articles/10.33…

Es hat also nicht nur das Potential, als Protease-Inhibitor den Zusammenbau neuer Viren zu stören, es lagert sich auch an Spikes und Rezeptoren an und kann das Andocken und Eindringen des Virus in die Zelle erschweren. John Campbell erläutert das hier.

Das Problem ist aber wie immer, dass nur zählt, wie das alles im Menschen wirkt und nicht nur in einer Zellkultur, und während manche Ärzte von beeindruckenden, rasch einsetzenden Behandlungserfolgen berichten, zeigt sich der akademische Mainstream von den Studien ...

bisher weitgehend unbeeindruckt. Der Konsens scheint zu sein, dass keine Vorteile gegenüber der "normalen" primär auf Linderung der Symptome abzielenden Behandlung nachgewiesen sind, die in Kliniken praktiziert wird.

Das grundsätzliche Problem mit im Labor aussichtsreichen Kandidaten ist meist, dass die Wirkung im Menschen nicht nur anders sein kann, sondern dass eine nennenswerte antivirale Wirkung erst bei so hohen Konzentrationen einsetzt, dass sie nicht verträglich sind und ...

...verträgliche Konzentration nicht ausreichend wirksam sind. Mein Eindruck ist aber, dass wenn es ein wirksames antivirales Mittel gegen Covid gibt, Ivermectin wie der beste Kandidat aussieht, aber was sagen diese Laborergebnisse eigentlich konkret? nature.com/articles/s4200…

Ivermectin scheint demnach ab einer Konzentration von 10 µM Wirkung zu zeigen bei 100µM die 3CL-Enzymaktivität zu 100% zu unterbinden. Nun, ich hoffe, ich habe da keinen Rechen- oder Denkfehler drin, aber 10µM Ivermectin müssten 8,65mg/l, 100µM also 86mg/l sein.

Was sind nun Dosen bzw. Konzentrationen im Blutplasma, die in den Wirkungsstudien erprobt wurden? Nun, hier wurden bis zu 200ng/ml bzw 0,2mg/l im Plasma gemessen. Man müsste also die 40-fache Dosis nehmen, um da hin zu kommen, wo es im Labor beginnt zu wirken, und über 400 mal...

...höher dosieren, um auf die Konzentration zu kommen, die im Labor 100% Enzymaktivität geblockt hat. Trotz der niedrigen Dosis zeigt sich in der klinischen Studie innerhalb der Ivermectin Gruppe eine geringfügig höhere Reduzierung der Viruslast bei "höherer" Dosierung, aber ...

...nicht im Vergleich zur Kontrollgruppe. Mit anderen Worten: Da könnte was sein, aber bei der Dosierung nichts wirklich messbares. Das NIH kommt in seinen Treatment-Guidelines auf Faktor 100, um den man Ivermectin höher dosieren müsste als FDA-zugelassen. covid19treatmentguidelines.nih.gov/therapies/anti…

Dieser Studie hier entnehme ich, dass Ivermectin bis zum zehnfachen des FDA-Limits als sicher gilt, aber es darüber anfängt, gefährlich zu werden. Ivermectin wirkt nämlich auf das GABA-System ein und hemmt Nervenzellen. Das ist, wo auch Schlangengifte ... pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12362927/

...und Botulin-Toxin ihre Wirkung entfalten. Laut diesem Datenblatt ist das Verschlucken ab 43mg/kg Körpergewicht eine akute Vergiftung, bei Tieren liegt die LD50, also die Dosis, wo die Hälfte stirbt, in dieser Gegend. In Studien werden 0,2 (FDA-Limit) bis 0,4 mg/kg verabrecht.

Die höchste Dosis, die ich in einer Studie gesehen habe, waren 1mg/kg, und 2mg/kg dürfte so das Maximum sein, das man gesunden Erwachsenen zumuten kann, bevor sich die Pupillen zu stark weiten und die Wirkung auf das Nervensystem gefährlich wird; kranken oder...

...älteren Patienten wird man diese Belastung guten Gewissens nicht zumuten wollen. Das ist immer noch weit entfernt von den 8-80mg/kg, die man nehmen müsste, um auf den in Zellkulturen verwenden Dosisbereich zu kommen und was ziemlich sicher tödlich sein dürfte.

Das schließt jetzt nicht aus, dass in der Kombination der Effekte und mit anderen Mitteln zusammen eine Wirkung bereits bei niedrigeren Dosen eintritt, und nicht wenige Studien legen einen solchen Effekt nahe, aber es gibt halt auch seriöse Studien, bei den sich sogar eine...

...Verschlechterung des Ausgangs in der Ivermectin-Gruppe ergeben hat. Wenn ich so eine Studienlage sehe, ist meine Interpretation, dass wahrscheinlich beide "Seiten" ein Stück der Wahrheit abbilden und wir einfach nicht wissen, unter welchen Bedingungen es hilft und unter...

... welchen es schadet. Ivermectin hat den Vor- und Nachteil, dass die Patente ausgelaufen sind und es spottbillig ist im Vergleich zu anderen antiviralen Mitteln wie etwa Remdesivir, das noch weniger taugen dürfte als Ivermectin, aber eine Marketingabteilung hinter sich hat.

Ansonsten ist Ivermectin verdammt cool, bahnbrechend wie Penicillin und ein Segen für viele Menschen und Tiere, die an fiesen Parasiten leiden, etwa die 20 Mio. Menschen, die an Flussblindheit leiden, wo Würmer in den Augen nisten. Den Nobelpreis dafür gab es sicher zu recht.

Würde ich mich mit Ivermectin behandeln lassen oder auf eine Behandlung mit Ivermectin pochen, wenn ich mit Covid infiziert wäre? Oder es gar vorbeugend nehmen? Nun, auch wenn Ivermectin in den zugelassenen Dosen relativ ungefährlich ist, greift es störend in die Abläufe...

...in jeder Zelle ein und ist wohl mutagen, also potentiell krebserregend. Wäre ich schwer infiziert, würde ich mich nicht weigern, im Rahmen einer Studie Versuchskaninchen zu sein, aber zur Prophylaxe hole mir nächste Woche die 3. Impfung, damit mir so etwas erspart bleibt.