Unter dem Thread von @doc_ecmo zum Thema #NoCovid und SARS-CoV-2-Eradikation hat sich eine ganz interessante Diskussion entwickelt zu einem eigentlich gar nicht Twitter-tauglichen Thema.
Versuchen wir es trotzdem: Kann man alle COVID-Tote verhindern?
Das ist insofern wichtig, da dieses „Jeder COVID-Toter ist einer zu viel“ seit Anfang der Pandemie durch die Medien und Köpfe geistert. Aber so einfach ist es nicht.
COVID-19 hat eine ganz starke Abhängigkeit der Mortalität
@doc_ecmo 3/ vom Alter. Diese Altersabhängigkeit bleibt auch mit der Impfung bestehen, die Diskussion über das höhere Erkrankungsrisiko eines 70-jährigen Geimpften gegenüber einem umgeimpften Fußballspieler des FC Bayern München kennen wir nun ja alle.
Parallel ist es mittlerweile …
@doc_ecmo 4/ allgemein akzeptiert, dass SARS-CoV-2 bleiben wird und damit auch COVID-19 und eine Eradikation nicht (mehr) realistisch ist. Ergo wird uns COVID-19 ab jetzt immer begleiten.
Aus so einer Krankenhaus-Arzt-Sicht, und aus der schreibe ich, muss man sich vor Augen halten, …
@doc_ecmo 5/ … welche Patienten wir mit COVID-19 im Krankenhaus sehen. Ich glaube, die Übersichten, die @braindoc303 regelmäßig postet, geben einen ganz guten - und vermutlich repräsentativen - Überblick:
@doc_ecmo@braindoc303 6/ Schaut man sich die verstorbenen Patienten an, so fällt auf, dass es zu einem kleineren Teil jüngere (aus Krankenhaus-Sicht) Patienten mit Vorerkrankungen, häufig Übergewicht und ohne Impfung waren und zu einem größeren Teil hochaltrige, multimorbide Menschen am Ende …
Diese beiden Gruppen kann man aber nicht in einen Topf werfen.
Einfach ist Gruppe 1, da kann man sagen, mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wären die Patienten mit Impfung nicht verstorben.
Viel schwieriger ist es mit Gruppe 2. Das Thema liegt mir am Herzen
@doc_ecmo@braindoc303 8/ einfach weil Tod und Sterben - gerade im November und Dezember - einen ganz wichtigen und großen Teil meiner Arbeit ausmacht. Es wird gerade viel gestorben (und bei uns auf Station nicht an COVID-19), das ist jeden Herbst so.
Knapp die Hälfte der Menschen die in Deutschland stirbt, tut das im Krankenhaus. Die meisten Pflegeheimbewohner werden am Ende ihres Lebens stationär in einem Krankenhaus behandelt.
@doc_ecmo@braindoc303 10/ Jedes Leben geht irgendwann zu Ende und das merkt man. Und auch die moderne Medizin kann das (Gott sei dank) nicht ändern. D.h. aber auch, dass sich das Ziel von Medizin ab einem gewissen - interviduell unterschiedlichen - Punkt ändert, von Kuration hin zu Palliation. Und die
@doc_ecmo@braindoc303 11/ kann ganz unterschiedlich aussehen, das ist dann eben ein Stück end of life care. Man kann Statistiken darüber erheben, wie lange die mittlere Überlebenszeit eines hochaltrigen Menschen mit schwerem Schlaganfall und nun Bettlägerigkeit ist. Man kann es auch lassen, sie ist…
@doc_ecmo@braindoc303 12/ … nicht so lang. Ähnliches gilt für Menschen mit Demenzerkrankungen. Die Faustregel ist, wenn man nicht mehr mobilisierbar ist, wenn man nicht mehr schlucken kann, dann wird es über kurz oder lang ums Sterben gehen.
Ein großer Teil der Menschen, die so krank sind, …
@doc_ecmo@braindoc303 13/ … an Infektionskrankheiten. Lungenentzündungen und die Sepsis sind dabei eine Hauptursache, im Winter oft auch Magen-Darm-Infekte wie Noro- oder Rotaviren. Lungenentzündungen gibt es als virale und als bakterielle Pneumonien. Und virale superinfizieren sich häufig noch …
@doc_ecmo@braindoc303 14/ … bakteriell. Influenza- und COVID-Pneumonien machen dabei einen relevanten Anteil der Lungenentzündungen aus. Da helfen dann aus bekannten Gründen auch Zweit- und Drittimpfungen nur noch bedingt.
Die Frage ist: Ist es schlimm?
@doc_ecmo@braindoc303 15/ Und ich sage aus meiner Perspektive: Wenn es klar ist, dass die letze Lebensphase unumkehrbar begonnen hat, bzw. die Sterbephase, ist es für die Patienten (und ihre Angehörigen in der Regel nicht besonders wichtig, was die genaue Todesursache ist.
@doc_ecmo@braindoc303 16/ Von daher: Die Aussage „jeder COVID-Tote ist einer zu viel“ führt eigentlich in die Irre.
Ich würde sagen: Jeder unnötige COVID-Tote ist einer zu viel.
Und was das genau ist, darüber dürft ihr euch jetzt streiten. Gute Nacht!
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Dieser Artikel aus der @berlinerzeitung ist in meine Timeline gespült worden und so sehr ich die grundsätzlichen Überlegungen zu Freiheitsrechten und Angemessenheit von Maßnahmen nachvollziehen möchte, zum Thema Impfung geht einiges durcheinander und kann so nicht stehen bleiben.
@berlinerzeitung 2/ Leider scheint der Artikel (mittlerweile) hinter einer Paywall verschwunden? Auf dem Handy kann ich ihn aber noch öffnen…
1. Die Annahme, dass die jetzt noch Ungeimpften sich wahrscheinlich nicht oder nur mit klassischen Totimpfstoffen impfen lassen würden, trifft ggfs. auf
@berlinerzeitung 3/ wohlsituierte Homöopathie-Fans und dergleichen zu, vermutlich aber nicht auf die Gruppe, die bislang eine zu optimistische Risikokalkulation hatte uns sicher nicht auf die Gruppe der sozial wenig Privilegierten, z.B. Menschen mit Migrationshintergrund, psychisch Kranke, …
Zweitens so viel mediale Präsenz wie die Initiatoren des Briefes haben kaum andere Protagonisten in der #COVID19 Pandemie bekommen.
Drittens so viel politischen Einfluss wie diese Gruppe hat vermutlich keine andere
@RND_de@BrinkmannLab@DirkBrockmann@HallekMichael@prof_m_baumann@mayer_iras 3/ Gruppierung / Meinungsblase in Deutschland erhalten. Die Forderungen sind ganz überwiegend - so wie es das träge politische System dann zuließ - umgesetzt worden, der Fokus auf Kinder und Schulen, die Lockdowns 2020 und 2021, das unkritische Übernehmen der Modellierungen die
Der Artikel bei Zeit Online zeit.de/wissen/2021-11… in dem der „Notschutzschalter-Lockdown“ als eine Option vorgeschlagen wird, hat für viel wütende Reaktionen und Abwehr gesorgt, auch bei mir.
Aber was steht in dem Papier, das hier zitiert wird überhaupt drin?
@BallouxFrancois 1/ In der Studie geht es um die Frage, ob eigentlich die Riechschleimhaut und dann der Riechnerv durch SARS-CoV-2 infiziert wird oder „nur“ spezielle Stütz-Zellen im Riechepithel (en.wikipedia.org/wiki/Sustentac…). Hintergrund ist der Grundsatzstreit, ob SARS-CoV-2 neurotrop ist (also das
Oh ja. Wir könnten die Schulen schließen und einen Hammer-Wellenbrecher-Lockdown machen.
Mal im Ernst, wir könnten statt hart differenziert reagieren. Denn das ist das, was schlaue Menschen machen. Das andere ist das, was Populisten machen.
2/ @Karl_Lauterbach Man könnte darauf verzichten alle 12-18 Srunden irgendwas neues zu fordern. Man könnte sich auf die sinnvollen und evidenzbasierten Maßnahmen konzentrieren und Booster-Impfungen für die Risikogruppen durchsetzen, man könnte statt schnell 2G auf Teufel
@Karl_Lauterbach 3/ komm raus durchzusetzen , sich eingestehen, dass man nach den Zulassungsstudien der Impfstoffe zu viel versprochen hat und dass die Transmission von SARS-COV-2 nur 2-3 Monate reduziert ist, das also 2G insbesondere in vulnerablen Bereichen Quatsch ist.
Same procedure at nearly every day: Nein, man altert nicht im Zeitraffer und das steht in der Arbeit auch so nicht drin. Auch nicht, wenn man die Ergebnisse stark verkürzt, @Karl_Lauterbach, sondern ⬇️
@Karl_Lauterbach 1/ Es ist eine Arbeit, die sich mehrere Punkte zu nutze macht, mit denen man nach Aussage der Autoren das biologische Alter von Menschen bestimmen kann, vor allem die Länge der Telomere, also den Enden von Chromosomen (de.wikipedia.org/wiki/Telomer).
@Karl_Lauterbach 2/ Verkürzt gesagt, gibt es Arbeiten, die postulieren, dass sich die Telomere mit zunehmendem biologischen Alterungsprozess verkürzen. Was die Autoren dieser Arbeit nun gemacht haben, ist dass sie die Länge der Telomere eine Gruppe von #COVID19-Patienten mit einer Kontrollgruppe