#LongCovid wird oft belächelt und angezweifelt, kommt in der Diskussion kaum vor. Ich fürchte, dass viele noch sehr überrascht sein werden von dem, was dank der hohen Inzidenz der letzten Wochen auf uns zukommen wird.
Wir vergessen das 4te G - grauslich chronisch krank.
1/10
Bezüglich Studien zur Häufigkeit ist viel Luft nach oben. Das waren vorwiegend Fragebögen, die unspezifische Symptome erhoben haben, oft ohne Kontrollgruppe.
Es hat sich aktuell ein Wert von ca. 10% der Betroffenen eingependelt, die 6 Monate später noch Probleme haben.
2/10
Das entspricht spannenderweise in etwa dem, was man auch von anderen viralen Erkrankungen kennt (bmj.com/content/333/75…) - ganz ohne #LongLockdown.
3/10
Eine pathopysiologische Zuordnung gelingt bei den aktuellen Studien nicht, wobei diese (medrxiv.org/content/10.110…) einen Symptomcluster beschreibt, der an Dysautonomie denken lässt.
Aus meiner klinischen Erfahrung kann ich sagen, dass es viele gibt, die dank Home Office und/oder Aufgabe jeglicher Freizeit- und Sozialaktivität die Arbeit gerade so bewältigen können.
Ist das genesen? Hat das eine mittel- bis langfristige Perspektive?
7/10
Fehlendes #Pacing kann bei vorhandener Post Exertional Malaise zu #MECFS führen.
Hier sind ca. 25% haus- oder bettgebunden, ca. 70% nicht arbeitsfähig (mdpi.com/1648-9144/57/5…).
Die Probleme mit dem Pacing betreffen Kinder und Jugendliche mit #LongCovidKids genauso, auch wenn hier klarerweise wesentlich besser Daten zur Häufigkeit her müssen.
#Servicetweet für #LongCovid, weil das ja in näherer Zukunft viele betreffen wird und bezüglich ausreichender medizinischer Versorgung nicht vorgesorgt wurde. 1/9
Natürlich ist eine internistische/lungenfachärztliche Abklärung bei anhaltenden Symptomen wesentlich. Machen Sie auch einen NASA Lean Test (batemanhornecenter.org/wp-content/upl…). Dieser Test kann auch zu Hause gemacht werden! Viele Betroffene haben Probleme mit der Kreislaufregulation. 2/9
Wenn der Puls im Stehen um mehr als 30 Schläge ansteigt und/oder der Blutdruck um mehr als 20mmHg abfällt und Sie begleitend Symptome wie Schwindel, Übelkeit, Schwarzwerden vor den Augen haben, besprechen Sie das mit Ihrem/Ihrer Hausärzt*in. Es könnte ein #POTS vorliegen. 3/9
In Wien findet gerade (virtuell) der große Kongress der @EANeurology statt - wieder mal unter völliger Ausblendung von #MECFS, obwohl die @WHO das in der #Neurologie codiert. Warum? 1/11
1) Die Neurologie hat viele Methoden, die verlässlich zur Klinik passende Ergebnisse bringen (MRT, NLG, Ultraschall, EEG, neurologischer Status, etc). Wenn das unauffällig ist, liegt der Schluss nahe, dass alles in Ordnung ist. 2/11
2) Neurologie und Psychiatrie waren ein Doppelfach. Viele Kolleg*innen halten sich daher für ausreichend psychiatrisch qualifiziert und diagnostizieren gerne, wenn 1) unauffällig ist, eine psychosomatische Erkrankung. Auch aus Humanismus, man betrachtet ja die Seele mit. 3/11
Wird wohl gerade vielen Kolleg*innen so gehen. Wo sind Leitlinien? Wo sind Behandlungsempfehlungen? Wo ist generell ein Zur-Kenntnis-Nehmen des Problems?