Thread by @marthadear

aufgepasst, ich twittere hier gleich mal ein bisschen über das podium "gendersterne über deutschland?" – zu geschlechtergerechter sprache, u.a. mit der expertin prof.in ulrike lembke: rewi.hu-berlin.de/de/lf/ls/lbk/v… #Gendersterne #4GenderStudies
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lembke hat gerade eine expertise zu geschlechtergerechter sprache veröffentlicht. anlass dafür: die stadt @hannover hat vor ein paar jahren beschlossen, geschlechtergerechte schreibweisen in der verwaltung etc. zu verwenden. #Gendersterne #4GenderStudies

die fragestellung für lembke war nun zu klären, ob der genderstern amtliches handeln in diesem rahmen unwirksam macht (weil das einer der vorwürfe der beschlussgegner_innen war).

lembke stellt fest: sprachliche gleichbehandlung ist geltendes recht und muss gemacht werden (siehe artikel 3 des grundgesetzes). leider hat das bundesverfassungsgericht diese umsetzung mit dem sparkassen-urteil torpediert (ihr erinnert euch an den kampf von marlies krämer).

fazit: aus der verfassung folgt eine pflicht des staates die ansprache geschlechtergerecht zu gestalten (also für männer, frauen, trans, inter, non-binäre personen) - hier auch mal der link zum gutachten: hannover.de/Service/Presse… #4GenderStudies #Gendersterne

moderatorin andrea geier hält sehr treffend fest: das problem ist nicht, dass geschlechtergerecht geschrieben wird, sondern dass es meistens NICHT gemacht wird. es gibt geltendes recht und damit einen auftrag für die rechtssprache. #Gendersterne #4GenderStudies

nun ist gabriele diewald mit der linguistischen perspektive aufs thema dran. sie sagt, inzwischen ist anerkannt, dass geschlechtergerechte sprache ein gesellschaftliches thema ist und kein akademisches nischenhobby. #4GenderStudies

"wir streiten also nicht mehr über das ob, sondern wir streiten über das wie und das wo," sagt diewald über die derzeitige verwendung geschlechtergerechter sprache. #4GenderStudies #gendersterne

das generische maskulinum wird dargestellt als wäre es eine grammatische kategorie, aber dem ist nicht so. es ist eine gebrauchsgewohnheit, betont diewald. #4GenderStudies #gendersterne

spannender punkt von lembke: rechtssprache zielt im zivilrecht sehr oft auf personenbezeichnungen ab, die eigentlich rollen sind (z.b. der mieter, der vermieter, der käufer, der verkäufer). das strafgesetz guckt dagegen eher auf die handlung (ausnahme: der mörder) #4GenderStudies

lembke betont, ihr ansatz sei nicht, lediglich zu fragen, ob gendersterne in ein paar mehr formulare reinkommen, sondern verwaltungssprache allgemein endlich zu modernisieren. #4GenderStudies #Gendersterne

lembke: an deutschen fakultäten gibt es bisher nur 16% juraprofessorinnen, statistisch müssten wir längst bei 30% sein. die starken, ablehnenden emotionen gegenüber geschlechtergerechter sprache stammen auch aus den strukturen des fachs selber.

das haben nun alle diskutantinnen betont: wir alle haben bereits unterschiedliche sprachkompetenzen. wir reden anders, je nach kontext (code switching), es gibt allein deshalb schon nicht DIE EINE sprache wir kennen bereits einen viel größeren instrumentenkasten. #4GenderStudies

diewald: das bedürfnis nach sprachlicher richtigkeit und einigkeit (und damit sicherheit) ist sehr groß. sprache wird dann als fester gegenstand wahrgenommen, den man nicht verändern darf. das widerspricht aber dem wesen von sprachen direkt. #Sprachwandel #4GenderStudies

diewald: es gibt mittlerweile verständlichkeitsforschung und bei der nominalnennung mit sternchen gibt es keine verständnisprobleme. bei artikeln etc. wird es schwieriger, sie empfiehlt daher in diesen fällen geschlechterneutrale formulierungen. #4GenderStudies

lembke schlägt vor, auf handlungen umzustellen, statt weiter auf rollen zu setzen (also z.b. in einem formular "unterschreiben sie hier" statt "unterschrift antragsteller"). das könne verwaltungssprache auch insgesamt verständlicher machen. #Gendersterne #4GenderStudies

moderatorin geier hält fest: es geht nicht darum nur EINE form für alles zu nehmen (so wie es das maskulinum mit dem "mitgemeint" verkaufen will), sondern in der sprache konkret zu sein und genau zu schauen, wer eigentlich adressiert werden soll. #4GenderStudies

lembke hält fest: der rechtschreibrat begleitet den sprachwandel, beobachtet diesen + gibt empfehlungen ab. er kann allerdings keine juristischen vorgaben machen, was korrekte schreibweise etc. ist (die dann z.b. in der schule geprüft werden, das machen dagegen kultusministerien)

zum letzten tweet: bin nicht sicher, ob ich den punkt korrekt zusammengefasst habe (it's been a long day), also googelt da lieber selber nochmal zu 🤓

lembke: "der gesetzgeber hat sich eigentlich schon vor 30 jahren dazu verpflichtet, auf das generische maskulinum zu verzichten – er hat nur keinen bock darauf." so true, lol 🙈 #4GenderStudies

finde super, dass lembke auch noch einmal den punkt der #barrierefreiheit anspricht und dass verschiedene diskriminierungsformen nicht gegen einander ausgespielt werden sollen. auch ihre expertise enthält die empfehlung zum sternchen (wie z.b. der @DBSV dbsv.org/gendern.html)

das war ein wunderbar konstruktives podium. danke fürs mitlesen. hoffe ich habe das auch verständlich wiedergeben können 😅 ich empfehle euch natürlich auch nochmal die expertise von ulrike lembke hier nachzulesen: hannover.de/Aus-Stadt-Regi… #4GenderStudies #Gendersterne

@threadreaderapp unroll pls <3