Die Kollegin, Leiterin von @correctiv_fakt, meint hier offensichtlich u.a. meine Berichterstattung. Ich bin sicher, dass es sich nicht um eine Einzelmeinung handelt, und deswegen möchte ich mich dazu äußern, verbunden mit der Bitte um Fairness in der Diskussion.
Aus ihren Äußerungen - und auch aus denen von einigen anderen Kollegen - lese/höre ich heraus, dass ich als Reporter aufpassen müsse, wem ich mit meinen Veröffentlichungen in die Karten spiele, wessen Agenda dadurch unterstützt wird.
Ich habe das immer wieder bei meinen Texten zur Flüchtlingskrise gehört, auch in Sachen FIFA-Korruption, nun sehr oft bei Corona. Bei der Corona-Demo am Mittwoch in München etwa wurde - angeblich - einer meiner Texte zur umstrittenen bayerischen Covid-Zahlen-Ausweisung zitiert.
Ein Freund riet mir angesichts dessen, lieber nicht mehr derartige Texte zu veröffentlichen, um nicht mit diesen Leuten "in einen Topf" gesteckt zu werden. Ich halte derartige Vorhaltungen für falsch.
Als Journalist bin ich verpflichtet, das zu tun, was in dicken Lettern im SPIEGEL-Foyer steht: "Sagen, was ist." Wenn ich auf einen Missstand stoße, kann ich nicht Zeit dafür aufbringen, zu überlegen, wem mit einer Berichterstattung u.U. geholfen sein könnte.
Der Report über das Elend im bosnischen Flüchtlingslager? Könnte Linksaktivisten helfen. Ein Text über Migranten, die sich als Flüchtlinge ausgeben? Könnte der AfD gefallen. Und aktuell: Falsche Zahlen zur Corona-Pandemie? Puh, die Querdenker werden es feiern.
Ich kann mit derlei Abwägungen nichts anfangen. Ich muss einfach meinen Job machen. Da ist eine Landesregierung, die Zahlen falsch wiedergibt? Drauf da. Ein Gesundheitsminister, der Zahlen von öffentlichem Interesse zurückhält? Story!
An diesem Grundsetting gibt es aus meiner Sicht nichts zu rütteln. Die Kollegin verweist s.u. auf Lage auf ITS etc.. Darum geht es hier nicht. Wer etwas zur Lage auf ITS wissen will, sollte sich - sorgsam recherchierte - Texte dazu durchlesen.
Hier geht es um Politiker, die schwere Grundrechtseingriffe durchsetzen - und zwar u.a. mit vogelwilden Zahlen tun. Das ist ein Unding - Punkt. Was wäre im aktuellen Fall die Alternative? Nicht berichten, weil evt. jemand falsche Schlüsse zieht?
Berichten, aber mit Disclaimer, in dem alle Horror-Zahlen zu Covid genannt werden? Bitte nicht. Journalismus muss v.a. knallharte, ungefilterte Recherche sein und auf keinen Fall betreutes Denken. ENDE
(Viel zu lang, sorry. Wollte eigentlich nur "Sagen, was ist!" schreiben)
PS: Es wird sicher Leute mit anderen Meinungen geben - sehr gerne äußern. Diskutieren & Streiten ist mein Hobby.
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#Biontech-Chef Sahin schlägt nun die 3. Impfung schon nach 3 Monaten vor. Etwa im März soll neuer Impfstoff kommen, angepasst auf #Omikron. Wären ergo u.U. 4 Impfungen in weniger als einem Jahr zwecks Schutz gegen #Covid.
Ganz ehrlich: Wie soll daraus eine #Impfpflicht folgen?
Dass man angesichts der nachlassenden Wirkung eine Booster-Kampagne in Gang setzt, das verstehe ich. Auffrischung wegen möglicher Varianten - ok. Aber aus dieser unsicheren Datenlage heraus eine allgemeine Impfpflicht zu verabschieden, das wird schwer umsetzbar sein.
Plus: Natürlich ist jede Impfung mit Risiken verbunden. & gerade angesichts der Notwendigkeit von (viel) mehr Dosen als anfangs gedacht, gehe ich davon aus, dass es am Ende die Entscheidung eines jeden Einzelnen bleibt und nicht die des Staates, wie oft zur Impfung gegriffen wird
Thread: Neues zur Inzidenz in #Bayern, über dessen Schwächen @welt schrieb: Im Landtag kam es zu "teils polemischer Debatte" (@AZ_Augsburg). @_MartinHagen übte Kritik an Zahlen & forderte Aufklärung, @MarkusBlume und @klausholetschek warfen FDP vor, AfD-Positionen zu vertreten.
Auch die Freien Wähler ("Sie (FDP, d. Red.) bieten der AfD Paradebühne") und die Grünen schlugen sich auf die Seite der CSU, die SPD („Falschaussagen schaden der Impfkampagne und damit uns allen") blieb bei ihrer kritischen Haltung und erwartet weiter die Vorlage von Zahlen
Eine @welt-Anfrage zu konkreten (!) Daten seit Beginn der Ausweisung von Geimpften- und Ungeimpften-Inzidenz beantwortete das Landesamt für Gesundheit am Dienstagnachmittag so:
Aktuelle, auf den ersten Blick sehr ausdrucksstarke Grafiken zur Klinik-/ITS-Belegung in #Wien des medizinischen Krisenstabs der Stadt, gerade von @mariodujakovic bekommen.
Zusatzinfo dazu.
Stadt Wien sagt, die 100k würden sich auf die Anzahl der Bürger in der entsprechenden Altersgruppe beziehen, nicht auf die 1,9 Mio. Gesamtbevölkerung.
Ein Grund, warum mich Angaben in D wie angebliche bayerische 7-Tage-Inzidenz (aktuell 100 bei Geimpften, 1600 bei Ungeimpften) stutzig machen, ist der Top-Datenbestand in UK. Hier in KW 44-47 diese Zahlen: 51,67 % aller #Covid-Fälle geimpft, bei über 60-Jährigen 93,38 %.
Bei Prozentangaben habe ich die Fälle mit unbekanntem Impfstatus herausgenommen und nur vollständig Geimpfte gezählt. Hier der Link zum aktuellen Report: assets.publishing.service.gov.uk/government/upl…
Möglicherweise gibt es eine schlüssige Erklärung für diesen krassen Unterschied (Impfstoffe? Zeitpunkt der Impfungen?). Ich bin gerne bereit, falsche Annahmen/Vermutungen zu korrigieren. Skepsis, über die ich jüngst in WELT schrieb, gilt natürlich auch ggü. mir selbst.
LGL bezeichnet Vorwurf, Inzidenz-Werte nicht korrekt genannt zu haben, als "absolut abwegig" und liefert Begründung s.u. für Vorgehen. Mir fehlen blanke Daten: Wie lauten die konkreten Zahlen ungeimpft/geimpft? Diese Fakten wird es ja geben. Warum werden sie nicht genannt? @welt
Darüber hinaus: Wie oft wurden Geimpfte getestet, wie oft Ungeimpfte? Und welche Rolle spielen jene Testanzahl-Unterschiede bei der Ausweisung der Inzidenzen? Außerdem: Wir reden hier über Zahlen aus einer KW. Wie sieht es in anderen KW aus?
Hier noch einmal die Pressemitteilung des Landesamts für Gesundheit. Gesundheitsminister @klausholetschek und @Markus_Soeder verwiesen heute über ihre Sprecher an das LGL, wollen sich nicht äußern.
Gestern bestätigte mir HH, dass Fälle mit "Impfstatus unbekannt" als Ungeimpfte in Statistik eingehen. Nachfrage nach Details wird ignoriert. Es geht nicht um Verharmlosung von Corona, sondern darum, dass auf Basis solcher Daten (grundrechtseinschränkende) Politik gemacht wird.
Es sind weiter viele Fragen offen. Zu Bayern: Nannte #Söder auch in #MPK die Inzidenzwerte, bei denen nun klar ist, wie sie zustande kommen? Warum spielt Testanzahl bei diesen Berechnungen keine Rolle? Und ganz wichtig: Wann liefert @DIVI_eV endlich Zahlen?
Die Bürger müssen viele bedeutende Entscheidungen treffen, zu Impfungen, zu Kontaktbeschränkung, zu Reisen etc.. Ich finde, dass - endlich - eine valide Datenbasis zur Verfügung stehen muss, damit diese Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen gefällt werden können.