Thread by @pablodiabolo

🇺🇸 Der Effekt von individuell bestrafter, aber in großen Gruppen gesellschaftlich akzeptierter Gewalt ist, dass die Schwelle weiter sinkt. Davor haben viele ExpertInnen nach dem faschistischen Putschversuch am Kapitol vom 6. Jänner 2020 gewarnt.

Aber die republikanische Partei hat sich mit wenigen Ausnahmen hinter Trumps Putschisten gestellt und damit legitimiert, was passiert ist. Das bildet sich in Umfragen in steigender Akzeptanz von Gewalt gg AnhängerInnen der anderen Partei ab - bei Reps ausgeprägter als bei Dems.

Nicht alle, die in einer Umfrage sagen, Gewalt wäre legitim, greifen selber zur Waffe. Aber die Gruppe jener, die potenziell auch das tun, wächst. Ein Drittel der AmerikanerInnen findet Gewalt gegen die Regierung legitim, das sind über 10% mehr als vor 5 Jahren.

61% der RepublikanerInnen leben in einem Haushalt mit mind einer Schusswaffe.

Ein Jahr nach dem faschistischen Putschversuch, dessen Ziel das gewaltsame Verhindern der Präsidentschaft Joe Bidens war, ist die republikanische Partei fest in der Hand von Donald Trump.

Wer sich gegen ihn stellt, dem droht Amtsverlust bei der nächsten Wahl.

Die Biden-Präsidentschaft gestaltet sich wegen der knappen Mehrheitsverhältnisse schwierig: eine Agenda, die etwa durch Kinderbetreuung wirklich Millionen Menschen eine Verbesserung ihrer Lebenssituation

brächte und Bidens Wahlchancen verbessern würde, wie das bei Obamacare der Fall war, ist außer Reichweite.

Die DemokratInnen sind einig, dass sie Trump nicht wieder im Weißen Haus zurück wollen - aber die beiden Flügel werfen der Programmatik des jeweils anderen Flügels vor,

Trump zu stärken. Heraus kommen Kompromisse, die niemanden begeistern und kaum für BürgerInnen spürbare positive Politik ermöglichen.

Und dann sind da noch Medien, die den Putschversuch verharmlosen, die dem Großteil der Protestierenden gute Absichten zugestehen und die da ganz

viele ganz normale Leute vor dem Kapitol gesehen haben wollen. Wir kennen das auch von den Covid-Protesten, wo der Trugschluss, „normal“ aussehende Leute wären nicht gewaltbereit, von rechts bis liberal ventiliert wird.

Der größte Erfolg des Putschversuchs ist, dass die Wahrheit getötet worden ist: 3 Viertel der RepublikanerInnen, das sind über 30% der Gesamtbevölkerung, das sind an die 100 Mio US-AmerikanerInnen, glauben,
Linksradikale hätten den Putschversuch eskaliert, um Trump zu schaden.

Das sind kaum mehr für die Wahrheit und die Demokratie zu gewinnende Menschen, die in einem Universum aus Falschinformationen und Hetze leben. Das Abdriften einer noch größeren Gruppe verhindert man nur mit harter Abgrenzung zu Lüge und Hetze. Wer dem mit Toleranz und Verständnis

begegnet, macht die Türen in die falsche Richtung auf.

Es geht beim Bewahren der US-Demokratie also darum, den Großteil von 20-30% politisch nicht deklarierte BürgerInnen daran zu hindern, in die kaum mehr zu verlassende Desinformationsblase abrutschen zu lassen.

Denn wenn Trump 2024 wieder gewählt wird - und an seiner Kandidatur besteht kein Zweifel - dann kippen die Institutionen endgültig.

Dann stehen nicht von heute auf morgen Milizen vor Oppositions-Haustüren.

Aber linke und liberale LehrerInnen werden sukzessive aus den Schulen gedrängt, demokratisch gesinnte StaatsdienerInnen werden aus dem Geheimdienst in die Verkehrspolizei versetzt, die Wahlgesetze werden endgültig so gestaltet, dass Trump Präsident auf Lebenszeit ist.

Wer das verhindern will, muss das aussprechen, in den 🇺🇸, in 🇩🇪 und 🇦🇹. Die Demokratie ist nix, was gottgegeben od ein automatischer Zivilisationsstatus wäre. Sie muss jeden Tag verteidigt werden. Anfangen tut man, indem man die Wahrheit verteidigt. Dazu kann jede/r was beitragen

„Es ist eine Sauerei, dass solche Analysen nicht in Printmedien stehen.“

Ja eh. Aber es ist egal, den Thread haben 120.000 Leute in 24 Stunden gesehen.