In der FAZ gastkommentiert der Dokumentarfilmer David Bernet gegen Wikipedia-kompatible Lizenzen für öffentlich-rechtliche Inhalte (zeitung.faz.net/faz/medien/202…).
Ein kurzer #Fernsehrat-Thread, warum und wo Bernet hier falsch liegt. (Spoiler: fast überall.) 1/13
Frei lizenzierte, öffentlich-rechtliche Inhalte sind keine bloße Nettigkeit, kein Geschenk an die Wikipedia & deren Leser:innen (also uns alle). Denn öffentlich-rechtliche Medien erreichen so neue Zielgruppen und erfüllen so ihren Auftrag im digitalen Zeitalter. 2/13
Wie gut das funktioniert, belegen die über 1 Million Abrufe/Monat, die kurze Clips der ZDF Doku-Reihe Terra X inzwischen via Wikipeda erzielen. Gut für Wikipedia. Gut für die Zuschauer:innen. Gut für die Reichweite von Terra X. 3/13
Putzig die Formulierung, Wikipedia feiere dass “die Terra-X-Clips ansehnliche Nutzerzahlen auf der Wikipedia-Seite [generieren]”. Kaum wer schaut wegen ZDF-Clips in die Wikipedia. Vielmehr werden diese Clips nur dort gesehen.
Wenn hier jemand feiert, dann das @ZDF. 4/13
Aber "ruinieren" freie Lizenzen, wie Bernet schreibt, Filmschaffende? Nein. Weshalb sich eine Filmschaffende wie Sandra Trostel (@FilmGizmo), "für voll finanzierte und dafür frei lizenzierte Dokumentarfilme im öffentlich-rechtlichen Kontext einsetzt” netzpolitik.org/2021/neues-aus… 5/13
Trostel: “Digitale Technologien ermöglichen eine Vervielfältigung fast ohne Kosten, dagegen stehen die Auswertungsmechanismen und Finanzierungsmodelle der Medienindustrie, die auf künstliche Verknappung und Limitierung setzen. Vor allem beim ÖRR ist das unverständlich.” 6/13
In der @AG_DOK, deren Ko-Vorsitzender Bernet ist, herrscht auch keineswegs Einigkeit, was freie Lizenzen betrifft. Die Initiative “Docs for Democracy” kämpft schon länger in der AG DOK für “möglichst freie Lizenzen”: docs-for-democracy.de 7/13
Auch der Vorwurf, an “Runden Tischen” zum Thema sei “keine Vertretung der deutschen Produzentenlandschaft” dabei gewesen, ist lustig, weil z.B. u.a. AG DOK selbst eingeladen und vor Ort war. Schöne, frei lizenzierte Bilder von den runden Tischen: commons.wikimedia.org/wiki/Category:… 8/13
Eher peinlich sind Unterstellungen & Falschbehauptungen, Wikimedia betreffend. So suche Wikimedia “seit Langem nach einem stabilen Geschäftsmodell zur Eigenfinanzierung.” Wenn etwas stabil (und (Corona-)krisenfest) ist, dann Wikimedias Spendenmodell. 9/13
Großspenden von über 1.000 USD machten dabei 2021 gerade einmal 12% des Gesamtspendenaufkommens von knapp 155 Millionne USD aus. Der Rest stammt von 7,7 Millionen Kleinspender:innen. Alles das steht übrigens transparent im Netz: meta.wikimedia.org/wiki/Fundraisi… 10/13
Bleibt der Punkt mit der neuen Enterprise-Schnittstelle von Wikimedia. Die hat zwar mit dem Thema nur ganz am Rande zu tun, aber es wirft die Frage auf, ob @Wikimedia sich mit diesem Projekt einen Gefallen getan hat. Denn des Geldes wegen braucht es das nicht. 11/13
Fazit: öffentlich-rechtliche Inhalte Wikipedia-kompatibel zu lizenzieren steigert deren Reichweite & ist, angemessene Vergütung vorausgesetzt, eine Win-Win-Win-Situation für Kreative, Öffentlich-Rechtliche & Allgemeinheit. Zeit, das endlich auf breiter Front zu ermöglichen. 12/13
Aus aktuellem Anlass: die Frage, ob Patentrechte während einer Pandemie ausgesetzt werden sollten, hat nichts damit zu tun, ob man für oder gegen Marktwirtschaft bzw. die Pharma-Industrie ist. Selbst die Folgen für Innovationsdynamik können sogar positiv sein.
Ein Thread. 1/17
Innovationsfördernden Aspekten von Patenten wie Investitionsschutz und Offenlegungspflicht stehen auch innovationshemmende gegenüber. Die drei wichtigsten sind (1) Erschwerung rekombinatorischer (Folge-)Innovation, (2) strategisches Patentieren und (3) Patent-Trolle. 2/17
Ad Rekombination: Innovationen bauen aufeinander auf. Klärung von Rechten sowie Kosten für Lizenzierung (sofern überhaupt lizenziert wird) können Innovation stark erschweren, Heller&Eisenberg sprechen hier von Anticommons-Problemen: science.org/doi/abs/10.112… 3/17
Es gibt keine völlig unabhängige Medien. Was es aber durchaus gibt, sind unterschiedliche Typen von Abhängigkeiten. Gleiche Formen der Abhängigkeit bedeuten aber noch lange nicht gleiche Qualität. Am Ende zählt, wie Medien mit ihren jeweiligen Abhängigkeiten umgehen.
#1 Primär via Werbung finanzierte, private Medien (z.B. Gratiszeitungen). Abhängigkeit besteht vor allem von großen Werbekunden, in Ö damit auch von Bundes- und Landesregierung(en). Private Eigentümer beeinflussen durch Personalauswahl die politische Ausrichtung.
WU-Kollege Ulrich Berger (@VARulle) fordert „mehr Wirtschaftsbildung“ und stellt die Frage: „Sie glauben also nicht, dass MAN in der Realität Gewinnmaximierung betreibt?“(
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit: Nein.
Ein BWL-Thread.
Wie ich meiner BWL-Einführungsvorlesung betone, arbeiten Unternehmen in der Praxis mit verschiedenen Zieldimensionen. „Gewinnmaximierung“ fällt dabei in die Kategorie „unbegrenzte“ Ziele.
Problem unbegrenzter Ziele: es ist unmöglich zu wissen, ob sie erreicht werden.
Mehr noch, selbst im Nachhinein bleibt unklar, ob der Gewinn maximiert wurde. Auch im Rückblick hätten einzelne Entscheidungen vlt. zu noch höherem Gewinn führen können. Ganz abgesehen davon, dass kurzfristige Gewinnsteigerung langfristig von Nachteil sein kann und umgekehrt.
Wie gut @janboehm & sein Team vom ZDF Magazin Royale im Vergleich zu den Kollegen der @heuteshow sind, lässt sich seit dem Wechsel von @ZDFneo ins @ZDF Hauptprogramm dort jeden Freitag unmittelbar beobachten.
Ein vergleichender Thread in fünf Punkten.
#1 Good Copy vs. Bad Copy: beide, Heute Show und #ZDFmagazin Royal sind tw. Kopien von US-Vorbildern. Die Heute Show ist eine wöchentliche Variante der @TheDailyShow. Das ZDF Magazin Royal entspricht in seiner aktuellen form John Olivers @LastWeekTonight.
Problem bei der @heuteshow ist ein fundamentaler Kopierfehler: sowohl unter @jonstewart als auch @Trevornoah hat(te) @TheDailyShow klare, progressive Haltung. Plumper Sexismus und politisches Nullgrupplertum, wie er in der @heuteshow üblich ist, gibt es dort kaum.
#1 Weil Schüler:innen den Umgang mit einer Online-Enzyklopädie lernen, auf die sie nach der Schule keinen Zugriff mehr haben.
Wichtig wäre deshalb, den reflektierten Umgang mit Wikipedia & Co zu lernen.
#2 Weil es die in der Aussendung versprochenen, „vor allem objektiven“ Inhalte nicht gibt. In der schulischen Auseinandersetzung mit Wikipedia würde genau das erlernt, weil sich an Hand der Wikipedia zeigen lässt, wie Wissen diskursiv hergestellt wird.
Österreich (das Land) ist Mitten im dritten Lockdown wegen #Covid19.
Österreich (die Zeitung) veröffentlicht eine ganzseitige "entgeltliche Einschaltung" voller Desinformation von Corona-Leugnern.
Die Anzeige liefert ein Worst-of des Corona-Leugnens: Masken seien "nutzlos und gesundheits-schädlich", v.a für Schulkinder, PCR-Tests seien nicht "validiert" etc.
@Oe24at schreibt drüber: "Inhaltliche Verantwortung liegt beim ACU-Austria"
Beim Inserat in @Oe24at wurde der Inhalt ganz offensichtlich geprüft - und versucht die "Verantwortung" für den Inhalt abzuwälzen.
Genau denselben Ansatz hat offenbar auch der @KURIERat verfolgt: