Thread by @Wir_klaeren_auf

@Gesundheitswesen_in_der_Krise

Ich bin schon wieder krankgeschrieben, weil auf menschlicher Ebene in meinen Augen so viel schief läuft wie schon lange nicht mehr. Es ist eine große Belastung zu sehen, wie sich die Menschen spalten oder sich spalten lassen.

Wie Menschen sich privilegiert fühlen,weil sie geimpft oder genesen sind (Ich spreche hier aus Erfahrung.Ich bin auch genesen.Ich arbeite in einem Testzentrum im Krankenhaus und davor in verschiedenen Abteilungen ich habe ständig mit Menschen zu tun) und sie mehr Rechte haben.

Ich habe den Eindruck, dass es vielen Menschen egal ist, wie es anderen geht, Hauptsache der Familie und einem selbst geht es gut und jeder trägt selbst die Verantwortung und das ist für Außenstehende völlig akzeptabel.

Wenn Eltern sich dazu entschieden haben, lieber an Krebs zu sterben, als eine Chemo zu machen. Als Pflegekraft kann man solche Entscheidungen sehr gut nachvollziehen. Wenn man sich mehr auf die Menschen einlässt, auf ihre Psyche und ihren Hintergrund, dann ist es leichter,

sie zu verstehen, wenn man so einfühlsam ist. Aber wissen Sie, für mich ist es am schwierigsten zu sehen, wie wir uns wegen unseres Impfstatus gegenseitig angreifen - sowohl emotional als auch körperlich.

Krankenschwestern und -pfleger kümmern sich auch um Straftäter, Krankenschwestern und -pfleger kümmern sich um Hochansteckende und riskieren ihr eigenes Leben, nur um anderen zu helfen. Sie kümmern sich um Menschen in Not, um Menschen, die beeinträchtigt sind, um Menschen,

die sich abmühen, um Menschen, die sterben, um Menschen, die am skeptischsten sind, weil wir Menschen als menschliche Wesen sehen, ohne sie zu verurteilen und ohne sie nach ihrer Herkunft zu beurteilen.
Wir sind für jeden da, der unsere Hilfe braucht.

Und damit meine ich alle Betreuer/Pflegekräfte. Alle, die geimpft, nicht geimpft, genesen oder einfach nur gesund sind.

Diese Leute reißen sich jeden Tag den Arsch auf, sind unterbesetzt und machen oft Überstunden, um diesen Menschen zu helfen, und wir sollten alle froh sein, dass wir sie haben.

Denn stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn dies nicht mehr gewährleistet ist, wenn die Menschen, die jahrelang für Ihre Gesundheit gearbeitet haben, einfach nicht mehr arbeiten dürfen.

Dann ist 1. das Gesundheitssystem (sowieso schon) am Arsch und 2. bekommen die Pflegekräfte, die jetzt schon Überstunden machen, noch mehr Überstunden oder es werden sich mehr Pfleger krankschreiben lassen, weil sie einfach nicht mehr können,

es müssen Betten abgebaut werden, weil es zu wenig Pfleger gibt und man deshalb auch weniger Menschen helfen/betreuen kann.
Da denke ich mir, sind wir an dem Punkt angelangt, wo es uns egal ist?

Es geht nicht nur um die Pflegekräfte oder das medizinische Personal im Allgemeinen, sondern auch um Sie. Wer hilft Ihnen in solchen Situationen?

Oder stellen Sie sich vor, Sie kommen ins Krankenhaus und niemand kann sich um Sie kümmern, weil es zu wenig Pflegepersonal gibt oder Sie wollen Ihre Verwandtschaft in einem Seniorenheim unterbringen aber es geht nicht, weil zu wenig Personal vorhanden ist.

Denken Sie darüber nach! Wollen wir, dass es wirklich so weit kommt?

Ich möchte unter anderem auch darauf hinweisen, dass wir diese Probleme in der Pflege bereits unabhängig von der Pandemie hatten. Vor der Pandemie hat man dem Pflegepersonal schon nicht Gehör geschenkt, und jetzt hört man Ihnen noch weniger zu.

Wer es geschafft hat, bis hierher zu lesen, ein großes Dankeschön. Ein Dankeschön dafür, dass ihr euch bis zum Ende durch mein tiefstes Inneres gelesen habt. Das bedeutet mir wirklich sehr viel. Ich hoffe, ihr bleibt alle gesund und munter! Grüße L.

@threadreaderapp please unroll