Heute ist Dienstag und das bedeutet, dass heute
Teil 3 der Info-Serie "Sexarbeit & Medien" rauskommt.
Thema ist die SWR-Doku "Raus aus der Prostitution".
Dazu gibt es hier schon einen längeren Thread, den ich am Ende verlinke.
Jetzt aber zur aufbereiteten Analyse. /1
Tokenismus = Feigenblattpolitik.
Von Tokens (engl.) = Spielsteine, Marionetten.
Ex-Kollegin Nadine wird in diesem Film zum Token der Anti-Sexarbeitsbewegung. Beispielhaft dafür: Sie wird zur Symbolfigur während Kritik an ges. Strukturen, die den Umstieg erschweren, ausbleibt./2
Wichtig: Meine Kritik richtet sich nicht an Nadine, sondern an die Autorin und an den SWR, dessen Redaktion zulässt, dass Stimmung gegen Sexarbeit durch Stereotype und Sexarbeitsfeindlichkeit schon länger ihren festen Platz in diesem Sender haben. Nadine gebührt Respekt./3
Es ist auch wichtig, wie eine Geschichte erzählt wird, oder? Schupp schildert eine Heldinnenreise, ihr selbst kommt eine zentrale Rolle als Retterin zu. Vereinbar mit ihrer Rolle als Journalistin ist das nicht: "Distanzierte Journalistin bin ich schon lange nicht mehr."/4
In Schupps Fragen und Kommentaren äußert sich ihre Voreingenommenheit und wiederholt sexarbeitsfeindliche Narrative, Stereotype und Stigma. Beispiele?"dreckige H*re", Krankheit, Trauma, menschenunwürdig, Zumutung für die Partner*innenschaft."/5
Nadines Partner spielt eine größere Rolle, einerseits symbolisiert er die bürgerliche Normalbeziehung, die Sexarbeit ihm zufolge verhindere, andererseits othert er alle liebenden Partner*innen von Sexarbeitenden als achtlos und careless./6
Die Bildsprache bedient sich Klischees, die häufig in der Berichterstattung über Sexarbeit zitiert werden. Ästhetisch herrschen Metaphern, wie "aus der Nacht in den Tag", "fest im Sattel sitzen", "wenn die Schatten nach ihr greifen" "Traumfrau, die einem Alptraum entfloh" vor./7
Es gibt Marker für Sexarbeitsfeindlichkeit, also Elemente von Stigmatisierung und Diskriminierung, die immer wieder vorkommen. Othering, Pathologisierung, Paternalisierung, Moralische Aufladung.
Die sind in dieser Doku alle vorhanden./8
Clever ist, dass Nadine diese Botschaften teilweise selbst äußert. Allerdings ist Schupps Fragetechnik sehr suggestiv.
Schupp hat Zitate ausgewählt, die gut zu ihrem Anti-Sexarbeits-Framing passen.
Und ihre Kommentare sprechen sowieso eine klare Sprache./9
Hier überschreitet eine Journalistin und eine Redaktion die Grenze zwischen Berichterstattung und politischer Beeinflussung. Beim Thema Sexarbeit ist das leider gängige Praxis. Medienschaffende sollten ihren Bias gegen Sexarbeit diskriminierungskritisch reflektieren +abbauen./10
Infoserie Sexarbeit & Medien, Folge 5:
Logikfehler & Unerfüllbare Erwartungen.
Außerdem geht's um die Frage der journalistischen Neutralität, den Begriff der Ko-Orientierung, 5 Jahre #ProstSchG sowie ein Positivbeispiel aus der aktuellen Berichterstattung.
Ein Thread.🧵
1/x
Logikfehler & Unerfüllbare Erwartungen stelle ich als Teil von #PLURV vor. Schaut mal in die Grafik, da steht, was PLURV umfasst und bedeutet. In Folge 4 ging es auch schon um Pseudo-Expertise.
Logikfehler ist ein Sammelbegriff für Scheinargumente.
!B 2/x
Dazu gehören
- Vereinfachungen
- Verzerrungen
- bewusst in-Kauf-genommene Mehrdeutigkeit
- Strohmann - Argument
- ad hominem Argument*
*ad hominem: auf die Person gerichtetes Scheinargument, das bewusst angreift.
Moin,
es ist Dienstag, und das bedeutet:
Folge 4 der Infoserie "Sexarbeit & Medien" kommt raus. Das Thema heute #plurv & Pseudo-Expert*innen zu Sexarbeit.
Thread.
/1
Pseudo-Expert*innen treten politisch oder medial als Sachverständige oder (unabhängige, haha) Expert*innen auf.
Sie beanspruchen Raum in Debatten, fallen dort aber durch einseitige und voreingenommene Meinungen auf, die nicht revidiert oder differenziert werden./2
PLURV verbreitet Desinformation, über COVID19 oder die Klimakrise. Und über Sexarbeit, z.B. in den Medien.
P = Pseudo-Expert*innen
L = Logikfehler
U = Unerfüllbare Erwartungen
R = Rosinenpickerei
V = Verschwörungserzählungen
Danke, @klimafakten!/3 klimafakten.de/meldung/p-l-u-…
Der Film "Raus aus der Prostitution" (SWR 2022) von Katja Schupp ist eine Heldenreise. Eher eine Heldinnenreise. Denn Protagonistin Nadines Umstieg von Prostituierter (Selbstbezeichnung) zu Einzelhandelskauffrau ist Autorin Schupp "helfend" beteiligt./1 g.co/kgs/vAzPLh
Disclaimer: Nadines Story könnte auch in der Umstiegsberatung bei @hydra_berlin stattgefunden haben. Ihre Erfahrungen beim Umstieg verdienen Anteilnahme & Respekt. So zeigt der Film viele Hürden, die auch die Sexarbeitsbewegung kritisiert. Leider geht's hier nicht um Kritik./2
Die versprochene Quintessenz:
Schupp und der SWR reproduzieren Sexarbeitsfeindlichkeit, Gemeinplätze und Stigma. Sowohl wie Schupp Fragen stellt, der Spannungsbogen, die "Expertinnen" als auch die Kommentare der Autorin zeugen klar von einer sexarbeitsfeindlichen Perspektive./3
Heute geht#ss in der Info-Serie #Sexarbeit in den Medien um Desinformation & Fehlinformation über Sexarbeitende.
Desinformation ist die gezielte und bewusste Verbreitung von Falschinfos, entweder direkte Lüge oder subtile Unterdrückung von Fakten.
Los geht's: Ein Thread./1
Fehlinformationen dagegen sind ungenaue oder völlig falsche Aussagen, die irreführen. Sie kommen als seriöse Information daher, dabei sind sie oft nicht gefaktchecked.
Hier verlinke ich einen Artikel zu Des-und Fehlinformation: /2 liberties.eu/de/stories/feh…
Zur besseren Differenzierung von Desinformation und Fehlinformation (D+F).
Ergänzen möchte ich, dass oft auch ein Blick auf den*die Autor*in weiterhilft, zu entscheiden, ob es sich um D oder F handelt. Zum Beispiel: Sexarbeitsgegner*innen verbreiten eher D als F./3
Heute geht's los mit einer Info-Serie zu #Sexarbeit in den #Medien.
Für @hydra_berlin habe ich 2021 ein Presse-Archiv zu Sexarbeit geführt. In nächster Zeit stelle ich Euch die Ergebnisse vor.
Dazu habe ich Grafiken erstellt. Folgt mir gern auch auf Insta: instagram.com/rubyrebella/
In Teil 1 der Folge geht es um #Sexarbeitsfeindlichkeit. In Deutschland ist die Diskriminierung von Menschen in der Sexarbeit nicht anerkannt. Dafür lohnt es sich zu kämpfen. Auch das ist ein Grund, warum Diskriminierung von Sexarbeiter*innen so häufig medial reproduziert wird.
Das Presse-Archiv ist groß genug (669 Beiträge), dass das Argument:
"Hach, das (->Slurs, Abwertung, Stigma) ist doch eine Ausnahme." hoffentlich bald nicht mehr zieht.
Btw: Als Betroffene von Sexarbeitsfeindlichkeit hat sich mir bei der Archivierung oft fast der Magen umgedreht.