Thread by @pavel23

Die Bilder aus der Ukraine heute sind erschütternd; noch nie war Krieg aus solcher Nähe und in seiner furchtbaren Brutalität und Banalität zu sehen. Das Fernsehen zeigt zwar die schlimmen Bilder nicht, aber auf Twitter findet sich inzwischen einiges.

Ich glaube, dass Putin sein Blatt überreizt hat, und die Drohungen an Schweden und Finnland interpretiere ich als Angst. Putin hat jetzt schon mehr verloren, als er militärisch in der Ukraine gewinnen kann.

Die schrecklichen Bilder sprechen nämlich eine klare Sprache, und was auch immer Putin oder Russland an Verständnis oder Sympathie für seine Situation hatte, mit dem brutalen Morden in der Ukraine hat Russland alles verspielt.

Außerdem hat Russland es geschafft, die NATO zu revitalisieren und eine neue Rüstungsspirale in Gang zu setzen. Russland und insbesondere Putin hat Freunde und Vertrauen in der Welt in einem Ausmaß verloren, der es sehr schwer machen wird, zu verhandeln.

Putin ist verbrannt. Mit ihm wird es kein Auskommen geben, sondern nur einen neuen kalten Krieg, der erst enden wird, wenn Putin nicht mehr im Amt ist, und das kann noch 10-20 Jahre dauern, wenn wir Pech haben.

Aus meiner Sicht sind auch jegliche Sicherheitswünsche Russlands hinfällig geworden. Russland hat sich als klares und gegenwärtiges Sicherheitsrisiko für seine Nachbarn entpuppt; Russlands Sicherheit steht einfach nicht mehr zur Debatte, finde ich.

Klar sollte man in einer solchen Situation lieber einen kühlen Kopf bewahren, aber es gibt wohl kaum eine emotional aufgeladenere Situation als Krieg, vor allem, wenn er ganz normale Leute trifft, die einfach nur in Frieden leben wollen.

Putin hat Angst vor der NATO und vor allem den USA, denn im Vergleich zur USA, geschweige denn der NATO, ist Russland schwach, und wirtschaftlich, kulturell und intellektuell vergleichsweise ein kranker, alter Zwerg. Allerdings ein Zwerg mit 3000 Atombomben.

Atombomben werden aber allgemein überschätzt; sie taugen eigentlich nur zur Abschreckung, einsetzen kann man sie nicht wirklich. Die strategischen thermonuklearen Waffen im Gigatonnen-Bereich kann man zudem nicht wirklich gegen militärische Ziele verwenden, ...

...und taktische Atomwaffen sind eher etwas, das man gegen Luft- oder Seeziele einsetzen würde. Gegen Panzer etwa helfen taktische Atomwaffen nur im Umkreis von einigen hundert Metern, und eine Atombombe kostet ungefähr so viel wie 5-10 Panzer.

Außerdem würde entgegen weitläufiger Überzeugung selbst ein globaler thermonuklearer Krieg nicht die Menschheit auslöschen; er würde aber rund 500 Mio. Todesopfer fordern, vor allem in Europa, Nordamerika und Russland, und er wäre ziemlich schlecht für die Umwelt und das Klima.

Nicht, dass die Folgen nicht schrecklich genug wären und man es darauf ankommen lassen könnte, aber ich finde es doch etwas beruhigend, dass die Menschheit überleben würde und unbeteiligten Länder auf der Südhalbkugel halbwegs klarkommen würden, wenn die Atommächte freidrehen.

Doch zurück zu Putin und Russland: Ich denke, es ist an der Zeit, die Bandagen abzulegen und Putin und Russland mit Stärke zu begegnen, und ein bisschen Wahnsinn wäre dabei vielleicht auch nicht fehl am Platz.

Die intelligenteste Art gegen Putin vorzugehen wäre, eine Mehrheit der Russen davon zu überzeugen, dass Putin der falsche Mann an der Spitze ist und seine Politik nur Leid über Russland und seine Nachbarn bringt.

Bilder von der Schrecklichkeit des Krieges und dem Leid einfacher Menschen in der Ukraine, aber auch die toten Söhne russischer Mütter werden nicht gut bei der russischen Bevölkerung ankommen, zumal es sich um Wehrpflichtige handelt und auch die Russen nur wenig Kinder haben.

Angeblich fahren mit den russischen Truppen auch mobile Krematorien mit, um die Zahl der eigenen Gefallen leichter verbergen zu können. Der Krieg müsste eigentlich noch viel medialer geführt werden; alle Menschen auf der Welt, auch in Russland, sollten sehen, was da passiert.

Ich bin mir nicht sicher, ob es richtig ist, dass das Fernsehen viele der Bilder nicht zeigt, auf denen Tote zu sehen sind oder Szenen, in den Menschen getötet werden.

Ja, das sind traumatisierende Bilder, aber was im Fernsehen zeigt, ist eine völlig weichgespülte Version vom Krieg, wo das Sterben herausgeschnitten ist.

Was meint ihr? Sollte das Fernsehen den Krieg zeigen, wie er wirklich ist? Oder reicht es völlig, dass das in den sozialen Medien zu finden ist?

Und was denkt ihr? Wie soll man mit Putin zukünftig umgehen? Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr mit dem Mann an einem Tisch sitzen und reden müsstet?